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Fotos © Paramount Pictures International
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Zeiten des Aufruhrs
(R: Sam Mendes)
Originaltitel: Revolutionary Road, USA / UK 2008, Buch: Justin Haythe, Lit. Vorlage: Richard Yates, Kamera: Roger Deakins, Schnitt: Tariq Anwar, Musik: Thomas Newman, Kostüme: Albert Wolsky, mit Kate Winslet (April Wheeler), Leonardo DiCaprio (Frank Wheeler), Kathy Bates (Mrs. Helen Givings), Richard Easton (Mr. Howard Givings), Michael Shannon (John Givings), Ryan Simpkins (Jennifer Wheeler), Ty Simpkins (Michael Wheeler), David Harbour (Shep Campbell), Zoe Kazan (Maureen Grube), Dylan Baker (Jack Ordway), Keith Reddin (Ted Bandy), Max Casella (Ed Small), Jay O. Sanders (Bart Pollack), 119 Min., Kinostart: 15. Januar 2009
Wer glaubt, Leo und Kate würden nach ihrem Rekord-Techtelmechtel auf der Titanic nun in Paris weiterturteln, ist fehlinformiert, denn Sam Mendes ist kein Schmuse-Regisseur. Wie schon in seinem bekanntesten Film American Beauty (und auch Jarhead und Road to Perdition waren nicht eben romantisch) schildert Mendes wieder eine im Straucheln begriffene Ehe im spießigen Suburbia (es gibt auch eine Duschszene, die ein wenig an Kevin Spacey “Höhepunkt des Tages” erinnert), bis die Ehepartner durch neue Impulse ihre Ehe zu retten versuchen. Dies ist im Fall der Verfilmung von Richard Yates seinerzeit (erschien 1961, der Film spielt in den 1950ern) berüchtigten Roman eine Auswanderung nach Paris, denn Leonardo DiCaprio als unglücklicher Bürokarrierist schaut bereits einer Schriebkraft hinterher, und Kate Winslet als gescheiterte Schauspielerin, die sich mit ihrem Hausfrauendasein nicht abfinden mag, träumt von einem gutbezahlten Job als Sekretärin irgendeines Oberen der United Nation, der im vermeintlichen Entwicklungsland Frankreich tätig ist (damals war der Dollar natürlich viel stärker als die Währungen im Kriegsgebiet Europa).
An dieser Stelle will ich nicht allzuviel darüber verraten, inwiefern diese Pläne aufgehen wie geplant, aber man kann zumindest andeuten, dass das Happy End auch nicht viel gelungener ist als damals auf der Titanic. Mit Hilfe einer ausgezeichneten Crew (die Kostüme, Bauten und die Kamera von Roger Deakins wären hervorzuheben) gelingt es Mendes vorzüglich, die 50er wiederauferstehen zu lassen, Leo gibt im weißen Unterhemd seine Version von Brando oder Newman (inklusive locker sitzender Hand), und Kate Winslet hat sich für ihre Darbietung zwischen Selbstfindung und Hysterie nach diversen verpassten Oscars den Golden Globe im Doppelpack redlich verdient. Auch das Buch (ob Romanvorlage oder Drehbuch) hält viele kleine Überraschungen bereit wie den diagnostizierten Irren John (Michael Shannon), der soviel vernünftiger wirkt als seine 50er-Karikatur einer Mutter (Kathy Bates, die sogar Dialoge wie “Der Eiersalat ist ausgezeichnet, sie müssen mir unbedingt das Rezept geben” zum Leben bringen kann), und eine großartige Schlussszene, die die filmischen Mittel auf simple, aber überwältigende Weise einsetzt. Wenn man einen Film wie American Beauty erwartet und keine Titanic, sollte man auf jeden Fall auf seine Kosten kommen.