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14. März 2009
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin (R: P. J. Hogan)
Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin (R: P. J. Hogan)
Bilder © Disney Enterprises Inc.
Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin (R: P. J. Hogan)
Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin (R: P. J. Hogan)
Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin (R: P. J. Hogan)

Shopaholic
Die Schnäppchenjägerin
(R: P. J. Hogan)

Originaltitel: Confessions of a Shopaholic, USA 2009, Buch: Tracey Jackson, Tim Firth, Lit. Vorlage: Sophie Kinsella, Kamera: Jo Willems, Schnitt: William Goldenberg, Musik: James Newton Howard, mit Isla Fisher (Rebecca Bloomwood), Hugh Dancy (Luke Brandon), Krysten Ritter (Suze), Joan Cusack (Jane Bloomwood), John Goodman (Graham Bloomwood), John Lithgow (Edgar West), Kristin Scott Thomas (Alette Naylor), Fred Armisen (Ryan Koenig), Leslie Bibb (Alicia Billington), Lynn Redgrave (Drunken Lady at Ball), Robert Stanton (Derek Smeath), Julie Hagerty (Hayley), 104 Min., Kinostart: 12. März 2009

Im Gegensatz zu Filmen wie 27 Dresses oder Mamma Mia! gibt es in Shopaholic keine Szenen, die per se den Würgereflex aktivieren, aber dafür lauter Kleinigkeiten, die sauer aufstoßen. Hauptdarstellerin Isla Fisher (Rachel McAdams‘ nervige Schwester aus Wedding Crashers) wirkt zu Beginn des Films immens unsympathisch, etwa wie Lindsay Lohan nach zwei Litern Red Bull. Es ist wahrscheinlich sogar im Sinne des Regisseurs, dass sie im Verlauf des Films entweder erträglicher wird - oder man sich schlichtweg an sie gewöhnt. Über den Charme einer dreimal aufgegossenen Amy Adams (ohne das schaupielerische Talent allerdings) kommt sie allerdings niemals heraus. Der Soundtrack beginnt vielversprechend mit einem Song von Ric Ocasek, doch dann wird relativ unreflektiert alles mit halbwegs aktuellen und halbwegs bekannten (aber leider nicht einmal halbwegs erträglichen) Liedgut übertüncht, wie eine Werbepause von Germany’s Next Topmodel oder ein automatischer Shuffle der am wenigsten gespielten Songs auf dem I-Pod eines jungen Möchtegern-Models. Auch die zum einunddreißigsten Mal durchgespielte Mär der belanglosen Tussi mit zweistelligem IQ, die plötzlich ihren Traum verwirklicht und (ohne erkennbares Talent) eine angesehene Journalistin wird (und nebenbei natürlich auch noch ihren Traummann findet), wird in dieser Variation nicht interessanter. Die drei besten Gags des Film findet man erst im Nachspann, und selbst die Nebendarsteller, die für mich ausschlaggebend für den Besuch des Films waren, bekommen keine interessanten Dialoge zugeschoben, da sind John Goodmans Tanzeinlage, die man bei Roseanne in jeder Staffel ca. zweimal besser gesehen hat, und Kristin Scott Thomas’ unerträglicher Fake-Akzent in Sätzen wie “When I leave thees ‘ouse, the hopportunitee will leave with me” einfach too little, too late.

Dabei ist der Anfang fast noch vielversprechend, wenn Hauptfigur Rebecca durch ein Kaufhaus spaziert, und wir ihren Blick wie den des Terminators erleben. Schnäppchen werden analysiert, mögliche Kleidungs-Kombinationen eruiert und verworfen. Doch der Ideenreichtum zu Beginn versiegt so schnell wie Rebeccas Kreditkartenguthaben, im weiteren Verlauf muss man sich schon freuen, wenn ihr Handy-Klingelton “If I were a rich girl” ist, einer der bestmöglichen Gags des Films wird schlichtweg verschenkt, denn aufgrund ihrer überzogenen Kreditkarten wird sie durchgehend von einem gewissen Derek Smeath (Warnmusik auf Handy: Batman-Thema) verfolgt, von dem man lange Zeit allenfalls seine Sonnenbrille sieht. Zumindest für mich drängte sich hier schnell die Querverbindung zu The Matrix auf, und wenn Agent Smeath wie Agent Smith von Hugo Weaving gespielt worden wäre, hätte dies einen Übergang vom reinen Frauen-Film zum auch für das männliche Action-Publikum denkbaren Streifen durchaus möglich gemacht, doch wer seine Spezialeffekte von Industrial Light & Magic fast komplett für lockende und kommentierende Schaufensterpuppen verschwendet und pünktlich zur Weltwirtschaftskrise einen Film abliefert, der eine unsympathische Frau, die sich ohne erkennbare Intelligenz für Nippes verschuldet, zur Identifikationsfigur erklärt, der muss schon aus pädagogischen Gründen mit einem gewaltigen Knall auf die (vermutlich geliftete) Nase fallen.

Gerade Zuschauer (und Zuschauerinnen), die Filme dieser Art mögen, werden nicht umhin kommen, zu erkennen, dass man sämtliche Handlungselemente, Wendungen und sogar einzelne Gags (Finnland!) bereits mehrfach besser sah, und in den allermeisten Fällen auch schlichtweg überzeugender. Shopaholic wird es nicht in die Liste der zehn schlechtesten Filme des Jahres schaffen, wohl aber in die der überflüssigen und unzeitgemäßen. Gerade von Regisseur P. J. Hogan (Muriel’s Wedding, Peter Pan) hätte ich mehr erwartet.