Bright Star
Meine Liebe. Ewig.
(R: Jane Campion)
Originaltitel: Bright Star, UK / Australien / Frankreich 2009, Buch: Jane Campion, Vorlage: Andrew Motion, Kamera: Greig Fraser, Schnitt: Alexandre de Franceschi, Musik: Mark Bradshaw, mit Abbie Cornish (Fanny Brawne), Ben Whishaw (John Keats), Paul Schneider (Mr. Brown), Kerry Fox (Mrs. Brawne), Edie Martin (Toots), Thomas Brodie Sangster (Samuel), Claudie Blakley (Maria Dilke), Gerard Monaco (Charles Dilke), Antonia Campbell-Hughes (Abigail), Samuel Roukin (Reynolds), Kinostart: 24. Dezember 2009
In Zeiten, wo die Liebes- und Lebensgeschichte eines jeden großen Künstlers wohl danach schreit verfilmt zu werden, nimmt sich Jane Campion einer Biografie John Keats (Ben Whishaw) an, jenes romantischen Poeten, der Anfang des 19. Jahrhunderts (zu Zeiten Lord Byrons oder Jane Austens) bereits mit 25 Jahren mittellos verstarb.
Die Geschichte wird aber aus der Perspektive von Fanny Brawne (Abbie Cornish, bekannt aus Somersault und Candy) erzählt, einer zunächst an Literatur wenig interessierten jungen Frau, die aber bei ihren selbstgeschneiderten Kleidern eine ähnlich ästhetizistische Einstellung verfolgt, wie man sie auch in den Gedichten Keats findet. Diese Gemeinschaft findet auch bei den Bildern des Films Einschlag, denn zusammen mit Kameramann Greig Fraser findet Campion Bilder, die an ihren größten Erfolg The Piano erinnern: nur von Tageslicht erleuchtete Räume, die farbenfrohe Heidelandschaft, Schmetterlinge und ein Hang zu Nahaufnahmen, bei denen der Unschärfebereich wie ein romantisierender “Weichzeichner” wirkt.
Neben den exzessiv zur Schau gestellten wechselnden Kleidern von Fanny betont der Film natürlich die Lyrik Keats und die zeitgenössische (und extrem gewöhnungsbedürftige) Musik der “Hampstead Heathens” (der heutige Stadtteil Londons war damals noch ein beschauliches Dörfchen in der Nähe der Hauptstadt), einer regionalen Musikgruppe, der auch Fannys Bruder angehört. Während diese ästhetischen Bestandteile des Films sich gegenseitig visuell und akustisch verdichten sollen, gerät die Geschichte mitunter ins Hintertreffen. So hat Keats einen etwas älteren Mentor namens Mr. Brown (Paul Schneider, zuletzt in Lars and the Real Girl und Away we go), der das dritte Bestandteil einer seltsamen Dreiecksbeziehung wird. Brown will mit Keats des kreativen Müßiggangs frönen, Fanny und Brown führen eine seltsame Hassliebe, bei der man unter den unablässlichen Anfeindungen schnell eine unterschwellige Anziehung zu spüren beginnt, und Fanny und John Keats schließlich kommen sich nach langen Irrungen und Wirrungen zumindest ein wenig näher, obwohl es eine standesmäßig “unmögliche” Liebe ist, denn während Keats mittellos und erfolglos ist, scheint Fanny ein zumindest finanziell sorgenloses Leben zu führen (auch, wenn der Film dieses Detail sicher überzeugender hätte klären können).
Doch wo The Piano eine tragische Leidenschaft zelebrierte, gibt es hier nur zartes Zephirsgesäusel. Die Liebenden verzehren sich nacheinander, streicheln ausgiebig dieselbe Hauskatze, rücken Betten an zwei Seiten einer Hauswand, um sich nahe zu sein, und irgendwann gibt es auch mal ein wenig Händchenhalten oder zarte Küsse. Doch wenn Fanny sagt “I would do anything”, entgegnet Keats “I have a conscience”, und so darf Ben Whishaw als Keats nach einem unüberlegt gekleidetem Spaziergang (vgl. Austen) erneut jenes quasi-jugendliche Siechtum porträtieren, das er schon in Brideshead Revisted vorführte.