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Bildmaterial © 2009 Sony Pictures Releasing GmbH
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Armored
(R: Nimrod Antal)
USA 2009, Buch: James V. Simpson, Kamera: Andrzej Sekula, Schnitt: Armen Minasian, Musik: John Murphy, Production Design: Jon Gary Steele, mit Columbus Short (Ty Hackett), Matt Dillon (Cochrane), Jean Reno (Quinn), Laurence Fishburne (Baines), Amaury Nolasco (Palmer), Andre Jamal Kinney (Jimmy), Fred Ward (Ashcroft), Milo Vertimiglia (Eckhardt), Skeet Ulrich (Dobbs), 88 Min., Kinostart: 4. Februar 2009
Ty Hackett (Columbus Short) ist gerade zurück aus dem Irak, seine Eltern sind gestorben, und um seinen 14jährigen Bruder Jimmy will er sich auch kümmern. Als ehemaliger Soldat fängt er beim Sicherheits- und Transportservice an, für den schon sein Vater gearbeitet hat, und dessen Kollege (und Tys Patenonkel) Cochrane (Matt Dillon) nimmt ihn dort unter seine Fittiche. Schon am ersten Tag erfährt er, wie potentiell lebensgefährlich es ist, in einem gepanzerten Wagen wertvolles Gut zu transportieren. Nach diesem aufreibenden Erlebnis hört er nach Feierabend von seinen erfahreneren Kollegen allerlei Anekdoten über Überfälle, und zuhause erwartet ihn dann eine Frau vom Jugendamt, die seinen Bruder bei Pflegeeltern unterbringen will, weil er zu oft in der Schule fehlte. Dass er auf der Suche nach einem Job war, um den verschuldeten Haushalt zu unterstützen, interessiert die wenig.
Schließlich lässt sich Ty unter dem allgemeinen Druck dazu überreden, mit seinen Kollegen einen bevorstehenden Transport von 42 Millionen Dollar mithilfe eines vorgetäuschten Überfalls für eigene Zwecke einzustreichen. Die Kollegen haben dies schon einmal gemacht, alles ging reibungslos, sie hatten nur einen einzigen Fehler gemacht: nicht genügend Geld eingesackt. Was man diesmal korrigieren will.
Nur aufgrund von Cochranes Argumentation lässt sich Ty überreden:
“Nobody gets hurt - that’s a promise.”
“There’s no bad guys - it’s only us [...] only good guys.”
Selbst mit minimaler Filmerfahrung weiß der Zuschauer, dass es in
Caper Movies nie so reibungslos läuft, wie alles geplant war, und nach diesen einführenden Sätzen (schön auch: “Nobody’s splittin’ us up - period.”) kann es nur schlimm ausgehen. Der weitere Verlauf des Films schildert größtenteils die 58 Minuten bis zum nächsten stündlichen Check-In der zwei Panzerwagen, die den Umweg in ein verlassenes Fabrikgelände antreten.
Jetzt mal abgesehen von dem fehlenden “Maulwurf” wirkt Armored wie eine Variation von Quentin Tarantinos Debütfilm Reservoir Dogs. Zumindest in den ersten zwei Dritteln könnte man fast annehmen, dass die für ihren schwarzen Humor bekannten Coen-Brüder das Drehbuch geschrieben hätten. Allerdings vermisst man die knappen, hartgesottenen Dialoge der Brüder, und auch der Humor wirkt nicht immer freiwillig. Während in einer der pechschwarzen Coen-Komödien wie Crime Wave, Ladykillers oder Burn after Reading die Wahrscheinlichkeit, dass am Schluss kein Nutznießer übrigbleiben wird, immer sehr hoch ist, entwickelt es sich hier zunächst ähnlich, und auch die markigen Sprüche tun das ihrige, die Erwartungen hochzuschrauben.
“Baines, you want the cops to smell booze on you? Put it away.”
“If we keep our cool, this thing could still work.”
Doch im Verlauf des Films wird der Plot nicht nur immer haarsträubender, man ahnt auch, dass das Hollywood-Drehbuch es irgendwie hinbiegen wird, dass Ty und sein Bruder Jimmy ein Happy End zugeteilt bekommen - unabhängig davon, wie unmöglich dies erscheint.
Wenn man sich mit dieser Gefahr angefreundet oder abgefunden hat, bietet der Film gute Unterhaltung - die Dramaturgie entspricht im Grunde genommen einem Slasher Movie - ohne übermächtige äußere Bedrohung (sowas wie Open Water 2 oder Cabin Fever). Die “zehn kleinen Negerlein” (in diesem Fall ohne die geringste Reflektion auf die Hautfarbe) schalten sich nach und gegenseitig aus (wobei die “psychologische Kriegsführung” der sich entwickelnden zwei Lager leider rudimentär bleibt), und hin und wieder wird mal eine zusätzliche Person mit ins Spiel gebracht, um den Body Count unvorhersehbarer zu gestalten.
Die inszenatorischen Ideen, mit denen Nimrod Antal in Kontroll überzeugte, sind hier Mangelware, eine kleine Kamerafahrt vorbei an einer Reihe von Röhren, die eine Art James-Bond-Effekt erzeugt, sticht hier klar heraus. Doch wer ohne große Erwartungen mit Spannung und ein bißchen Action zufriedenzustellen ist, der wird auf seine Kosten kommen. Das nahezu komplette Fehlen von weiblichen Figuren (oder auch nur Statisten) zeugt schon davon, dass dies ein Film für echte Männer ist. Für Soldaten, Knastbrüder, Schulschwänzer, Polizisten oder Security-Leute - und - surprise, surprise! - das sind ja auch die Protagonisten.