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5. Mai 2010
Thomas Vorwerk
für satt.org


  I Love You Phillip Morris (R: Glenn Ficarra, John Requa)
I Love You Phillip Morris (R: Glenn Ficarra, John Requa)
I Love You Phillip Morris (R: Glenn Ficarra, John Requa)
Fotos: Alamode Film
I Love You Phillip Morris (R: Glenn Ficarra, John Requa)
I Love You Phillip Morris (R: Glenn Ficarra, John Requa)
I Love You Phillip Morris (R: Glenn Ficarra, John Requa)


I Love You Phillip Morris
(R: Glenn Ficarra, John Requa)

USA / Frankreich 2009, Buch: Glenn Ficarra, John Requa, Lit. Vorlage: Steve McVicker, Kamera: Xavier Pérez Grobet, Schnitt: Thomas J. Nordberg, Musik: Nick Urata, Gary Calamar, mit Jim Carrey (Steven Russell), Ewan McGregor (Phillip Morris), Leslie Mann (Debbie), Rodrigo Santoro (Jimmy Kemple), Marylouise Burke (Barbara Bascombe), Brennan Brown (Larry Bukheim), Sammi-Jack Martincak (Stephanie), Kennon Kepper (Little Steven), Morgana Shaw (Steven’s Mom), 102 Min., Kinostart: 29. April 2010

Robin Williams, Will Smith, ja selbst Adam Sandler - Filmstars aus der Comedy-Ecke entwickeln gerade bei großem Erfolg schnell den Ehrgeiz, sich auch mal in “ernsten” Rollen zu beweisen. Jim Carrey, der Grimassen-Held aus den Ace Ventura-Filmen oder Dumb and Dumber, drehte aus entsprechenden Beweggründen Filme wie The Truman Show, Eternal Sunshine of the Spotless Mind oder Number 23, doch noch stärker als in Man on the Moon darf er in I love You Phillip Morris sein komisches Talent gepaart mit einer zur Herzen gehenden (und auf wahren Begebenheiten basierenden) Geschichte präsentieren.

Steven Russell (Carrey) führt ein Bilderbuchleben mit Frau, Tochter und bodenständigem Job, als er durch eine Nahtod-Erfahrung motiviert sein Leben überdenkt und statt einem Entsprechen sozialer Konventionen seine homosexuellen Gelüste fortan offen auslebt. Hierbei stellt er schnell fest, dass das trendige Leben eines schwulen Party-Löwen, der nichts anbrennen lässt, gewisse finanzielle Ansprüche mit sich bringt, und so lässt er auch die Konvention, sich an Gesetze zu halten, hinter sich und wird zu einem austrebenden Talent in Sachen Hochstapelei, Betrug und Veruntreuung von Firmengelden. Bis er die große Liebe seines Lebens, Phillip Morris (Ewan McGregor), kennenlernt - dummerweise im Gefängnis. Doch dadurch angespornt, entwickelt Steven noch größere kriminelle Energie - und eine immense Kreativität.

I love you Phillip Morris ist ein Liebesfilm, fast eine Romantic Comedy, mit den üblichen Verstrickungen um Vertrauen und Lügen (Steven erzählt recht selten die Wahrheit) und den zusätzlichen Hindernissen, die eine Liebe mit sich bringt, bei der meistens mindestens einer der Liebenden im Knast sitzt.

Doch I love you Phillip Morris ist auch eine Gangsterkomödie, in der Steven immer wieder unter Beweis stellen kann, dass er nicht nur die Gefängnishierarchie geschickt unterwandern und beeinflussen kann, sondern er auch immer noch ein As im Ärmel stecken hat. Ähnlich wie beim ähnlich auf wahren Begebenheiten beruhenden Catch me if you can ist Steven vielleicht kein jugendlicher James Bond wie Leonardo Di Caprio, aber eine erstaunlich erfolgreiche Version diverser Ausbrecherkönige, die immer wieder mit neuer Identität für den nächsten Coup planen.

Und I love you Phillip Morris ist auch - wie bereits eingangs erwähnt - ein zu Herzen gehendes Drama, in dem Steven schließlich todkrank à la Philadelphia im Gefängnis vor sich hin darbt und immer noch auf seine große Liebe hofft. Doch weil der Film sich auf seinen Genres nicht ausruht, und (wie Steven) immer noch ein narratives As im Ärmel stecken hat, ist Jim Carrey wohl (neben dem ihn hervorragend ergänzenden Ewan McGregor) die ideale Besetzung, ein liebenswerter Lump, der seine gesammelte Umwelt erst um den Finger dreht, dem man aber im nächsten, tragischen Moment auch seine komplette Sympathie entgegenbringt. Es fällt schwer, sich diesen Film mit einem anderen Schauspieler vorzustellen. Greg Kinnear, Brad Pitt oder Robert Downey, jr. (und natürlich Leo) wären beispielsweise denkbar, doch bei jedem von ihnen hätte der Film eine komplett andere Atmosphäre und Gewichtung erhalten, und so wie I love you Phillip Morris jetzt geworden ist, ist der Film auf seine ganz eigene Art perfekt. Und ich hätte nie gedacht, dass ich dies aufgrund einer Performance von Jim Carrey behaupten würde. Außer vielleicht bei The Mask, aber das ist eine andere Geschichte ...