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Bildmaterial © 2010 Twentieth Century Fox
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Knight and Day
(R: James Mangold)
USA 2010, Buch: Patrick O'Neill, Kamera: Phedon Papamichael, Schnitt: Quincy Z. Gunderson, Michael McCusker, Musik: John Powell, mit Tom Cruise (Roy Miller), Cameron Diaz (June Havens), Peter Sarsgaard (Fitzgerald), Viola Davis (Director George), Jordi Mollà (Antonio), Paul Dano (Simon Feck), Falk Hentschel (Bernhard), Marc Blucas (Rodney), Lennie Loftin (Braces), Maggie Grace (April Havens), Rich Manley (Danny), Dale Dye (Frank Jenkins), Celia Weston (Molly), Gal Gadot (Naomi), Jack A. O’Connell (Wilmer), Jerrell Lee (Fireman Paul), 109 Min., Kinostart: 22. Juli 2010
Im Zusammenhang mit diesem Film wird gern berichtet, dass Tom Cruise bereits seit fünf Jahren keinen Filmhit mehr hatte, und der Endvierziger somit langsam den Bach runtergeht. Dass er in den letzten Jahren hingegen generell kaum in Filmen mitspielte, wird dabei weniger betont. Der letzte Cruise-Film vor Knight and Day war Valkyrie, davor gab es die kleine Rolle in Tropic Thunder, und schon sind wir mit Lions for Lambs im Jahr 2007 angelangt. Mission Impossible III von 2006 kann ja nicht so ein Riesenflop gewesen sein, wenn man mittlerweile am vierten Teil bastelt (wieder mit Cruise) und Regisseur J. J. Abrams, ein Kinoneuling, danach mit großem Budget Star Trek drehen durfte.
Es stimmt aber dennoch: Der Lack ist ab, sein Standardlächeln glaubt ihm niemand mehr, und von den Filmen, die sich quasi allein über seinen Namen verkauften, ist er fast ein Jahrzehnt entfernt, denn die Spielberg-Vehikel Minority Report und War of the Worlds hätten sich mit jedem Darsteller diesseits von Tom Hanks genauso gut verkauft, und selbst bei Michael Manns Collateral war es nur noch der Reiz, Cruise mal als Bösewicht zu sehen. Filme wie Vanilla Sky (2001) liefen seinerzeit schon deshalb gut, weil das Gesicht von Tom Cruise überlebensgroß auf dem Plakat prangte. Schon damals spielte er mit Cameron Diaz zusammen, die zwar zum Gelingen eines Films beitragen kann, ihn aber nur alleine trägt, wenn er ein überschaubares Budget hat und sie eigentlich nur »super süß und super sexy« (deutscher Verleihtitel) ist – und zwar mit ganzem Herzen!
Das Problem von Knight and Day ist, dass dies heutzutage einfach nicht mehr reicht – von keinem der beiden. Die Love Story zwischen einem Topspion und einer ganz normalen Blondine interessiert längst keinen mehr, zu sehr wirkt alles eingespielt und abgespult – statt wirklich erlebt. So wie ihr jeweiliges Lächeln wirken diese Darsteller inzwischen eher wie eine Maschinerie als wie wirkliche Menschen – und die Maschinen liefen auch schon runder.
Allerdings liegt es auch nicht nur an den Darstellern, der ganze Film (vom mitunter qualitativ voll überzeugenden Regisseur James Mangold) hat einfach kein Herz. Es ist nicht soo witzig, in einer Parallelmontage mitanzusehen, wie Tom Cruise die komplette Besetzung eines Flugzeugs tötet, während Cameron Diaz auf der Bordtoilette mit sich selbst beschäftigt ist. Wo andere, vergleichbare Filme stylisch, zynisch oder ironisch sind, ist Knight and Day höchstens flott erzählt. Dabei aber dermaßen flott, dass etwa die eigentlich traumatisierte Blondine Diaz in dem Moment, als sie das hübsche österreichische Hotelzimmer erblickt, alle ihre Probleme, Hysterie und Panik vergisst, und sich ein werbefilmtypisches Schaumbad mit obligatorischen Kerzen einlässt.
Manchmal erkennt man, wie der Film fast die Kurve kriegt und zumindest ins Selbstironische abdriftet (wenn man im süddeutschen Ort »Schwedelbach« ein komplett absurdes Straßenschild »Hamburg 821 km« sieht), doch selbst die schönsten Momente des Films (zum Beispiel, wenn Cruise einen Vorwurf, er freue sich nicht wirklich, seine Filmpartnerin zu sehen, damit beantwortet, dass er sich für einen innigen Kuss beinahe über den Haufen schießen lässt) bleiben durchweg blutleer. Dazu kommen Anschlussfehler, Logikprobleme, das am ungeschicktesten eingebrachte MacGuffin des letzten Jahrzehnts, achtlos fortgeworfene Nebenfiguren und ein sehr vorhersehbarer Plot, dessen interessanteste Idee (ist die Cruise-Figur womöglich der eigentliche Bösewicht?) aufgrund ihrer Absurdität im Rahmen einer Mainstream-Komödie mit dieser Besetzung auch ziemlich schnell im Sande verläuft.
Zu Beginn des Films erklärt der Top-Agent der Blondine mal, dass man sie umbringen will. Wenn offiziell erscheinende Personen ihr gegenüber Schlüsselworte wie »safe«, »secure« oder »stabilized« benutzen, sollte sie am besten sofort davonlaufen, denn ihre Ermordung sei dann immanent. So »Safe«, »secure« und »stabilized«, wie dieser Film inszeniert und gespielt ist, bringt er sich selbst um.
Eine interessante Frage ist übrigens, warum der Film Knight and Day heißt. Bei der Cruise-Figur, die öfters eine kleine Ritterfigur mit sich führt, offenbart sich irgendwann, dass der richtige Name nicht Roy Miller, sondern Matthew Knight lautet. Doch abgesehen vom Begriffspaar mit rudimentärem Wortwitz (in Frankreich heißt der Film übrigens Night and Day und im französischsprechenden Teil von Kanada Nuit et jour) gibt es für den »Tag« im Filmtitel keine Entsprechung. Okay, Blondinen haben eine hellere Haarfarbe, die Blondine wirkt naiv, wo der schwarzhaarige Cruise einen Deut sinister rüberkommt, doch die überzeugendste Erklärung ist wahrscheinlich der Nachname der Hauptdarstellerin ...