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Bildmaterial: Kinowelt Filmverleih
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MICMACS
Uns gehört Paris!
(R: Jean-Pierre Jeunet)
Frankreich 2009, Originaltitel: Micmacs à tire-larigot, Buch: Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant, Kamera: Tetsup Nagata, Schnitt: Hervé Schneid, Musik: Raphaël Beau, Production Design: Aline Bonetto, Kostüme: Madeline Fontaine, mit Dany Boon (Bazil), Julie Ferrier (La Môme Caoutchouc), Yolande Moreau (Tambouille), André Dussollier (Nicolas Thibault de Fenouillet), Nicolas Marié (François Marconi), Jean-Pierre Marielle (Placard), Omar Sy (Remington), Dominique Pinon (Fracasse), Michel Crémadès (Petit Pierre), Marie-Julie Baup (Calculette), Urbain Cancelier (Le gardien de nuit de Marconi), Dominique Bettenfeld (Le partenaire de la strip-teaseuse), Noé Boon (Bazil enfant), Yamin Dib (Robert De Niro), 105 Min., Kinostart: 22. Juli 2010
Nach seinem ausufernden Weltkriegsdrama Un long dimanche de fiançailles, das dummerweise mehr Schlagzeilen aufgrund seiner länderübergreifenden Finanzierung machte als aufgrund des eigentlichen Films, wirkt Jean-Pierre Jeunets Nachfolger Micmacs à tire-larigot wie eine Rückkehr zu Amélie und Delicatessen, seinen (trotz Alien: Resurrection) bekanntesten und erfolgreichsten Filmen. Schauplatz ist wieder (größtenteils) Paris, die Farbpalette ist ähnlich fernab jeden Naturalismus, und es geht erneut um kompliziert-detaillierte Biographien, skurrile Gestalten, elaborierte Rachepläne, eine scheue Liebesgeschichte und den Kampf der kleinen Alltagsmenschen gegen die pervertierte Gesellschaft bzw. hier die Rüstungs-Industrie.
Jeunet arbeitete wieder mit seinem Co-Autor von Amélie, diverse Mitwirkende tauchen im neuen Film auf (z. B. Yolande Moreau, Dominique Pinon, André Dussollier, Dominique Bettenfeld oder Urbain Cancelier), die Hauptrolle war sogar ursprünglich Jamel Debbouze auf den Leib geschrieben worden, doch kurz vor Beginn der Dreharbeiten hatte der sich entschieden, seinen Schauspielberuf an den Nagel zu hängen (was er offenbar inzwischen revidiert hat), und so musste man Dany Boon (Bienvenue chez les Ch'tis) überreden, was für die Einspielzahlen ja auch nicht unbedingt negativ ist.
Bazil (Dany Boon) gerät auf abstrusen Wegen eine Pistolenkugel in den Kopf, ein Ereignis, das sein spartanisches aber geregeltes Leben aus der Bahn wirft und ihn in den Schoß einer seltsamen Gruppe von Überlebenskünstlern wirft, mit denen zusammen er sich an zwei Rüstungsmagnaten rächen will, die für die Kugel in seinem Kopf bzw. die Tretmine, die seinen Vater tötete, verantwortlich sind.
In bewährter Manier wirft Jeunet diverse Einflüsse zusammen, und kreiert dadurch quasi einen Heist-Film mit einem Ensemble, das aus Pixars A Bug's Life oder Todd Brownings Freaks hätte stammen können. Jede Figur hat ihre Ticks, aber auch ihre Talente, und gemeinsam nimmt man den Kampf gegen die zwei übermächtigen Gegner auf (die übrigens ihre Fabrikpaläste Auge in Auge aufgebaut haben und sich entsprechend nicht unbedingt gut verstehen), einfallsreich, aber mit unter auch etwas zu detailversessen. Das ist putzig und amüsant mitanzusehen, doch eine dramaturgische Spannung will der Film nicht recht aufbauen, zu sehr ist man auf den Vorführeffekt versessen (ein wenig wie bei einigen Tim-Burton-Filmen wie Beetlejuice oder Pee Wee's Big Adventure). Die Freunde von Amélie dürften dennoch auf ihre Kosten kommen, doch für den Regisseur wirkt der Film kreativ eher wie ein Rückschritt. Es ist jedoch anzunehmen, dass Jeunet bei diesem Projekt zwischen Fundbüro und Abenteuerspielplatz nach einem zweijährigen fruchtlosen Versuch, eine Verfilmung von Yann Martels Life of Pi auf die Beine zu stellen, auf jeden Fall seinen Spaß hatte. Und wenn man einfach nur Spaß haben will, ist der Film nicht die schlechteste Wahl.