UK 2011, Buch: Joe Cornish, Kamera: Thomas Townend, Schnitt: Jonathan Amos, Musik: Steven Price, Kostüme: Rosa Dias, mit John Boyega (Moses), Jodie Whittaker (Sam), Luke Treadaway (Brewis), Simon Howard (Biggz), Alex Esmail (Pest), Leeon Jones (Jerome), Franz Drameh (Dennis), Nick Frost (Ron), Jumayn Hunter (Hi-Hatz), Michael Ajao (Mayhem), Jermaine Smith (Beats), 88 Min., Kinostart: 22. September 2011
Eine düstere Gegend voller Sozialbauten im Süden von London. Die junge Krankenschwester Sam (Jodie Whittaker) wird abends auf dem Nachhauseweg von fünf Jugendlichen überfallen, als ein Meteoriteneinschlag in ein parkendes Auto ihr die Flucht ermöglicht. Ganganführer Moses (John Boyega) und seine minderjährigen Freunde verfolgen ein kleines Alien, das sie erlegen und als wenig überzeugende Trophäe unter anderem vor der Disco vorführen. Doch es stellt sich heraus, dass es nicht bei dem einen Alien bleiben wird, und die zahlreichen Nachfolger sind weitaus größer und gefährlicher.
Im Wyndham House (der Name Wyndham dürfte Old-School-SF-Fans ein Begriff sein), »ihrem« Block, bereiten sich die Kids auf den Großangriff der Aliens vor, und die ebenfalls dort wohnende Sam, der Student Brewis, der Gangsterboss Hi-Hatz, sein Drogenvertriebschef Ron (Nick Frost) und zwei Drittklässler, die auch am liebsten schon ganz taffe Gangster wären, stellen sich der Invasion in den Weg - trotz unterschiedlicher Backgrounds und Motivationen gemeinsam.
Attack the Block ist ein Fantasy-Filmfest-Publikumsliebling, wie er im Buche steht. Hungrige Filmemacher und ein überschaubares Budget, jede Menge gute Ideen und Inspiration. Der authentisch wirkende Spielort und die in ihrem eigenen Slang parlierenden Kids verwurzeln die eigentlich hanebüchene Geschichte, und allein das Design der »big gorilla-wolf motherfuckers« ist schon ein Grund, sich den Film nicht entgehen zu lassen. Fast vier Jahrzehnte, nachdem Captain Kirk gegen den Mugato kämpfte, kann ein geschickt eingesetztes Affenkostüm immer noch furchteinflößend sein. Man muss es nur schwarz wie ein unergründliches Loch erscheinen lassen und mit bläulich leuchtenden Fangzähnen versehen, wie man sie nie zuvor sah (außer bei Sir Arthur Conan Doyles Hound of the Baskerville, wie mich Katharina Rein netterweise erinnerte).
Einerseits ist Attack the Block ein immens witziger Fun-Horror-Film, andererseits nimmt er seine Figuren und ihre soziale Situation ernst - und die zahlreichen Handlungsstränge um Cops, Kids, Gangster und Aliens geben sogar halbwegs Sinn. Die Mischung und das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Sujets machen es - ähnlich wie es vielleicht bei Cowboys & Aliens hätte klappen können, wenn die Filmemacher sich in irgendeiner Weise für ihren Film und seine Figuren interessiert hätten. Hier hingegen blickt immer wieder die kaum vollendete Kindheit durch (Schuluniformen oder der Plan, alle Aliens zu »sammeln«, als seien es Pokémon-Spielkarten), und neben der Rettung des Planeten vergisst man nicht die bodenständigeren Probleme (etwa, wenn man dringend um Hilfe rufen möchte, das Handyguthaben aber nur noch eine SMS zulassen würde und man seinen Text mit Bedacht wählen muss).
Wir jene, die das in Horrorfilmen benötigen, gibt es auch politische Interpretationsansätze (der Union Jack als Rettung der illegalisierten Jugend, die das Zeug hätte, das Land zu verteidigen), Frauen sind hier nicht nur Scream Queens und »damsels in distress«, kurzum: es gibt kaum einen Grund, diesen Film nicht zu mögen.
Wer allerdings in der irrigen Annahme, dass Nick Frost (Shaun of the Dead, Hot Fuzz, The Adventures of Tintin) hier eine Hauptrolle spielt, das Kino betritt, der könnte ein wenig enttäuscht ob seiner gefühlt sieben Minuten vor der Kamera sein. Aber das hätten wir ja jetzt geklärt.