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29. Februar 2012
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Das gibt Ärger (McG)
Das gibt Ärger (McG)
Das gibt Ärger (McG)
Bildmaterial © Twentieth Century Fox
Das gibt Ärger (McG)
Das gibt Ärger (McG)


Das gibt Ärger
(McG)

USA 2012, Originaltitel: This Means War, Buch: Timothy Dowling, Simon Kinberg, Kamera: Russell Carpenter, Schnitt: Nicolas De Toth, Musik: Christophe Beck, Production Design: Martin Laing, Art Direction: Kendelle Elliott, Eric Fraser, mit Reese Witherspoon (Lauren), Chris Pine (FDR Foster), Tom Hardy (Tuck), Til Schweiger (Karl Heinrich), Chelsea Handler (Trish), John Paul Ruttan (Joe), Abigail Leigh Spencer (Katie), Angela Bassett (Collins), Rosemary Harris (Nana Foster), George Touliatos (Grandpa Foster), John Stewart (Bob), Clint Carleton (Jonas Heinrich), Warren Christie (Steve), Leela Savasta (Kelly), Mike Dopud (Ivan), Daren A. Herbert (Agent Bothwick), Kevin O'Grady (Agent Boyles), Jesse Reid (Agent Dickerman), Viv Leacock (Agent Downing), Aleks Paunovic (Karate Dad), Joey Forfellow (Karate Kid), Kasey Ryne Mazak (Sushi Chef Ken), Gretal Montgomery (Maya), 98 Min., Kinostart: 1. März 2012

Es gibt viele schlechte Regisseure, von denen ich zu viele Filme gesehen habe. Aber von McG habe ich auch noch alle Filme gesehen (immerhin vier), und man fragt sich natürlich: »Warum geht der Vorwerk zum vierten Film von McG, wenn die drei davor alle großer Mist waren?« Eine überzeugende Ausrede habe ich nicht parat, auch die vorab gesehen 14 Minuten hatten außer einer langen, halbwegs komplexen Kamerafahrt nichts zu bieten, und die bloße günstige Lage der Pressevorführung des Films zwischen zwei anderen interessanteren Filmen sollte eigentlich nie ausschlaggebend sein.

Doch das Fazit bleibt: This Means War ist der bisher beste Film seines Regisseurs. Nun gut, da die anderen drei Filme Charlie's Angels plus Sequel Full Throttle und Terminator Salvation waren, ist das jetzt nicht besonders aussagekräftig oder gar verlocken. Wie schon bei den Engel-Filmen spielt der Film in einer Welt wie aus dem Werbefernsehen (wo McG aufwuchs), was einem mitunter ziemlich auf die Nerven gehen kann. Man versucht das ein wenig zu kaschieren, in dem man die eine oder andere Unflätigkeit in die Dialoge einfließen lässt, doch genau hinschauen sollte man in diesem Film nie. Chris »Kirk« Pine und Tom »Shinzon« Hardy, die beiden guten Freunde, die sich über Reese Witherspoon entzweien, arbeiten beim Geheimdienst, und da der Geheimdienst besonders »geheim« sein soll, arbeiten sie größtenteils in verschwenderisch großen Räumen, die mit allerlei HiTech-Schnickschnack vollgestopft sind, und auf riesigen Bildschirmen kann das Publikum jederzeit die für den Plot aktuell interessanten Schurken sehen (unter anderem Til Schweiger). Abgesehen von diesen Kriminellen, bei deren Auffindung man sich offenbar nicht überschlägt (lieber wird die potentielle Freundin ausspioniert oder der Nebenbuhler mit State-of-the-Art-Technologie sabotiert), scheint dieser Geheimdienst keine Probleme zu haben. Oder die Gesichter der üblichen Turbanträger sind im Gegensatz zur Visage Schweigers tatsächlich »geheim«.

Auch, was die Motivation(en) der von Frau Witherspoon gespielten Lauren angeht, tritt der Film in so manches Fettnäpfchen. Natürlich sieht Chris Pine besser aus, also stehen die Chancen gut, dass er das Rennen machen wird. Doch weil der Film einerseits das alte Sprichwort »Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt« propagiert, sich andererseits aber für eine innige Männerfreundschaft stark macht, tut das Drehbuch (unter anderem von Simon Kirchberg, einem Spezialisten für dieses Format, der auch an Mr. & Mrs. Smith und Knight and Day mitschrieb und sogar aus Mr. & Mrs. Smith eine Fernsehserie bastelte) alles, um das Problem »Einer wird verlieren« durch rechtzeitig eingeführte »Trostpreise« zu entschärfen. Was allerdings für Vielschauer die Auflösung des Films noch offensichtlicher macht. Doch was im Grunde genommen am ärgerlichsten ist: Lauren entscheidet sich für den Mann, der von Anfang in stärkerem Maße einen auf Show, der zuerst unfeine Mittel einsetzt, der eine Winzigkeit verlogener ist, offenbar eh jede Frau haben könnte (er tut zumindest so), und der statt auf Romantik und Familie trotz anderer Abmachungen möglichst fix »Versteck-die-Wurst« spielt. Und der Film tut irgendwie so, als sei diese Kehrtwende von herkömmlichen RomCom-Werten von langer Hand geplant und total innovativ. Leider passt dies aber nicht im geringsten mit der Inszenierung des Films zusammen, der sich im Nice-Shot-Syndrom oder vermeintlich romantischen Situationen geradezu aalt. Doch die paar Sexgespräche von Lauren und ihrer Schwester (vgl.: Sex and the City) sollen den Film wohl in die Nähe der Judd-Apatow-Komödien schieben. Was gründlich misslang, denn an den US-Kinokassen konnte sich This Means War trotz wirklich schwacher Konkurrenz nicht annähernd durchsetzen.

Doch (und das kommt mir nicht leicht über die schuldzerbissenen Lippen) irgendwas an dem Film funktioniert auch. Die beiden Hauptdarsteller ergänzen sich irgendwie, einiges ist so over-the-top, dass es schon wieder Spaß macht, und der große Knallmoment, auf den der ganze Film lange Zeit hinarbeitet, hat mir trotz allem gefallen. Wenn mein Filmurteil einem Dreiparteien-Wahlsystem entsprechen würde, bei dem Langeweile, Ärgernis und Unterhaltung die drei Alternativen wären, so würde die Unterhaltung zwar nicht die absolute Mehrheit erreichen, wäre aber die stärkste Partei. Und könnte mit einer der anderen zweien eine Koalition bilden. Die Gefahr bleibt aber natürlich, das bei anderen Zuschauern der Eindruck eher der der anderen Koalition ist, Langeweile plus Ärgernis. Und ich musste mich an dieser Stelle wirklich zusammenreißen, diesen Begriffen keine Farben zuzuordnen, die man dann als politische Aussage (miss)verstehen könnte.