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14. Februar 2018
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Black Panther (Ryan Coogler)


Black Panther
(Ryan Coogler)

USA 2018, Buch: Ryan Coogler, Joe Robert Cole, Comic-Vorlage: Stan Lee, Jack Kirby, Kamera: Rachel Morrison, Schnitt: Debbie Berman, Michael P. Shawver, Musik: Ludwig Göransson, Kostüme: Ruth E. Carter, Production Design: Hannah Beachler, Supervising Art Director: Alan Hook, Set Decoration: Jay Hart, mit Chadwick Boseman (T'Challa / Black Panther), Michael B. Jordan (Erik Killmonger), Lupita Nyong'o (Nakia), Danai Gurira (Okoye), Martin Freeman (Agent Everett K. Ross), Daniel Kaluuya (W'Kabi), Andy Serkis (Ulysses Klaue / Klaw), Angela Bassett (Ramonda), Forest Whitaker (Zuri), Letitia Wright (Shuri), Winston Duke (M'Baku), Sterling K. Brown (N'Jobu), John Kani (King T'Chaka), Florence Kasumba (Ayo), Isaach De Bankolé (River Tribe Elder), Connie Chiume (Mining Tribe Elder), Atandwa Kani (Young T'Chaka), Seth Carr (Young Killmonger), Denzel Whitaker (James / Young Zuri), Francesca Faridany (Museum Director), Sydelle Noel (Dora #1 / Xoliswa), Shaunette Renée Wilson, Marija Juliette Abney, Carrie Bernans (Members of Dora Milaje), David S. Lee (Limbani), Sope Aluko (Shaman), Nabiyah Be (Tilda Johnson), Alexis Rhee (Sophia), Sebastian Stan (Bucky Barnes), Stan Lee, 134 Min., Kinostart: 15. Februar 2018

Die Schlagzahl der MCU-Filme wird in diesem Jahr auf drei erhöht, was vor allem durch den schon im April anstehenden und so ziemlich alle Figuren vereinenden Avengers: Infinity War besonders deutlich ins Gedächtnis gerufen wird.

Damit der Sättigungsgrad der Superhelden-Blockbuster aber nicht zur Gefahr wird, stellt man dem Ober-Spektakel mit Black Panther einen erstaunlich in sich geschlossenen Film voran, der nicht nur durch eine erstmals schwarze Hauptfigur auffällt, sondern auch mit einer äußerst geringen Anzahl an kaukasischen Sprechrollen durchaus einzigartig wirkt. Wenn man den obligatorischen Auftritt von Stan Lee und einen ganz verhaltenen After-Credits-Auftritt außer acht lässt, wirkt es fast so, als gäbe es selbst in einem durchschnittlichen Film-Abenteuer des nordisch-blonden Thor mehr schwarze Figuren als hier weiße. Diese Rechnung ist natürlich überspitzt, aber so wie Idris Elba als Heimdall in den Thor-Filmen eine deutliche Alibi-Funktion vertritt, treten hier der aus den Comics bekannte Agent Ross (Martin Freeman) und der bereits in Avengers: Age of Ultron kurz aufgetretene Bösewicht Ulysses Klaue (Andy Serkis mit einem köstlichen over-the-top-Acting) allenfalls als Erinnerungen auf, dass das Marveluniversum eben unter »Brotherhood« etwas anderes versteht. Aber man lehnt sich hier bereits so weit aus dem Fenster heraus, dass die »Umbesetzung« durch positiv auffällt.

Black Panther (Ryan Coogler)

© Marvel Studios 2018

(Dass Freeman und Serkis, die man auch als Hobbits kennt, hier eine gemeinsame Szene haben (in der sie sich nicht vorrangig über Schwarze unterhalten), wirkt fast wie der Basisbestand eines umgedeuteten Bechdel-Tests.)

Black Panther referiert etwa anhand seines Grundkonflikts typische schwarze Themen. Man könnte die unterschiedlichen Standpunkte von T'Challa (Chadwick Boseman) und seinem Gegner »Killmonger« (Michael B. Jordan) fast mit denen von Martin Luther King und Malcolm X vergleichen (oder, für Leser, die mehr Comicslesen als sich mit Politik zu beschäftigen, mit Professor X und Magneto. Beide kämpfen zwar für ihre Art, aber mit unterschiedlich friedvollen oder rabiaten Mitteln.

Black Panther (Ryan Coogler)

© Marvel Studios 2018

Sehr hübsch in die Geschichte eingearbeitet (aber nicht wirklich betont) ist auch, dass die Fehlentscheidung, die T'Challa im Hauptteil des Films einem Familienmitglied vorwirft, von ihm in fast gleichwertiger Art auch begangen wird: Um das Leben seines weißen Freundes Ross zu retten, vergeht er sich an Grundregeln, die zu einem afrikanischem Kleinkrieg führen, der einer bereits angesprochenen Tolkien'schen Fantasywelt eine Schlacht entgegensetzt, die zumindest auf Narnia-Niveau dem Film eine seiner mehreren, durchaus überraschenden Genre-Ausreißer beschert.

Weitaus deutlicher geschieht das aber bei einem gern imitierten Stoff, den man seit jeher immer mal wieder in einer schwarzen Version sehen wollte: mit einer ausgedehnten (etwas an Tarantino erinnernden) Casino-Szene und der superdeutlich an Gadget-Tüftler Q erinnernden Rolle der euphorischen Shuri (Letitia Wright wird wohl auch im Avengers-Film anderthalb Szenen und zwei flapsige Sprüche bekommen, ich würde mir auch einen Solo-Film mit der charismatischen jungen Darstellerin gefallen lassen) bekommt man hier endlich, was in Triple-X noch nicht so ganz fruchtete: einen schwarzen James Bond.

Black Panther (Ryan Coogler)

© Marvel Studios 2018

Naja, zumindest so halb. Was mich am Black Panther irgendwie etwas störte (ich war wohl auch nicht weit genug in die Comic-Vorlagen eingestiegen), war der Umstand, dass die Figur nicht nur mit Superkräften versehen ist, sondern außerdem auch noch einen Supersuit trägt. Was meines Erachtens nicht so oft bei den Männern in bunten Schlafanzügen geschieht, der jüngst von Iron Man unterstützte Spider-Man ist da das erste Beispiel, das mir einfällt. Und das war ein Teenager mit Finanzproblemen, dem man alle Nase lang auf die Füße trat - kein superreiches Staatsoberhaupt.

Man muss dem Film Black Panther etwas Zeit lassen, seinen Grundkonflikt zu entwickeln. Hier geht es nicht um den fish-out-of-water wie Thor oder Captain America (wie man ja anhand der fernen Herkunft annehmen könnte), sondern um die bereits ausgeführten Themen, die im gut zweistündigen Film gemeinsam mit einer großen Zahl neuer Nebenfiguren sorgfältig vorbereitet werden.

Ziemlich gut eingeführt ist hier etwa ein ritueller Herausforderungskampf an den neuen König von Wakanda, der hier in zwei unterschiedlichen Szenen vorgeführt wird und dadurch eine mehrfache narrative Funktion erfüllt. Einzig das etwas zu bunte (Kampf 1) und CGI-lastige Setting hätte überzeugender ausfallen können. Wie mich die CGI-Angeberei auch beim quasi-historischen Intro mit Möchtegern-»Plansequenz« irgendwie genervt hat.

Black Panther (Ryan Coogler)

Foto: Matt Kennedy © Marvel Studios 2018

Das Beste an Black Panther ist, und hier wiederhole ich mich, der wirklich gelungene, auf die Figuren abgestimmte Humor. Ich weiß, es gibt ein paar andere Stimmen, die der Meinung sind, dass Superhelden-Comics (und deren Verfilmungen) so bierernst und politisch sein sollten wie vor dreißig Jahren Watchmen und Dark Knight (wobei Frank Miller eigentlich nie bierernst war), aber ohne die kleinen Jokes zwischendurch (»Did he freeze?«) wäre die pompöse Grundhaltung des Films aus meiner Sicht einfach zu fett. Wenn T'Challas Mutter (Angela Bassett) oder der »Medizinmann« (Forest Whittaker) mit royalem Gehabe auftreten oder sich die kahlgeschorene Krieger-Elite der »Dora Milaje« (übrigens alles hochgewachsene Frauen à la Grace Jones) zeugt, braucht man einfach ein wenig unterhaltsames Gegengift. Und das gelingt hier trotz einiger tragischer Tode, politischer Intrigen und gemeinnütziger Projekte durchaus. Black Panther ist wie das wahre Leben. Nur in schwarz, mit mehr Action und Hi-Tech, und vor allem mehr F-U-N!

Der Film zeigt: auch in den königlichen Sandalen kann man zwischendurch ein paar Tanzschritte wagen oder jemanden ordentlich in den Hintern treten.

Ach ja: der Soundtrack von Ludwig Göransson ist auch irgendwie zumindest hochinteressant, insbesondere die perkussiven Elemente.