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Juli 2007
Robert Mießner
für satt.org

Sonne, Mais und Sterne
Pieta Brown “Remember The Sun”


Pieta Brown:
Remember The Sun

One Little Indian 2007

Pieta Brown: Remember The Sun
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Wellness-Folk klingt anders. Nicht so dramatisch und elegant wie die Lieder Pieta Browns. Sie spielt Folk, der in einem Anschlag der akustischen Gitarre die Maisfelder ihrer Heimat Iowa beschwört, das endlose Wandern entlang am Schienenstrang, immer der Sonne entgegen. Der Sonne, die bei ihr schon mal mit am Küchentisch sitzt. Brown singt von Erinnerungen, glücklichen und weniger glücklichen, vom Aufbrechen, Fortgehen, wenn alles zu viel wird. Die tägliche Portion Horror auf dem Bildschirm, die Verwandlung des Landes in eine Fernsehnation. Browns Stimmlage dazu könnte passender nicht sein: Sie kann verführerisch klingen, einschmeichelnd und warm. Einen Song später nimmt ihr Gesang eine dunkle, mysteriöse Färbung an. Unter dieser an sich friedfertigen Musik liegt eine brodelnde Welt aus Sehnsucht und Verweigerung. Die, das ist das Große an dieser Platte, völlig ungekünstelt vertont wird. In einfachen Klängen und Worten, die den Sommer überdauern.


Diskografie:
Remember The Sun (2007)
In The Cool (2005)
I Never Told (2003)
Pieta Brown (2002)

Gastbeiträge auf:
Going Driftless: An Artist's
Tribute to Greg Brown
(2003)
Souvenirs: Hear Music
Volume 9
(2003)

Wie ihre Labelkollegin Rose Kemp stammt Pieta Brown aus einer musikalischen Familie. Sie ist die Tochter des Folkmusikers und Gründers von Red House Records, Greg Brown. In dessen Songbook sich kein Geringerer als Willie Nelson bedient hat. Trotzdem sollte keine vergoldete Jugend vermutet werden. Als Brown sieben Jahre alt ist, muss ihre Mutter, angehende Medizinerin, das relativ liberale Iowa verlassen. Sie zieht nach Birmingham, Alabama. Die Tochter nimmt sie mit. Pieta Brown wird für sechs Jahre im konservativen Süden aufwachsen. Dessen Landschaft sie bewundert und der sie entscheidend prägt. Das Auskommen der Familie ist knapp und Alabama besteht nicht nur aus überwältigender Natur. Dass sie ein Gespür für Themen wie Geld, Rasse und Klasse entwickelt, führt Pieta Brown später auf diese frühen Kindheitseindrücke zurück. In kleinen, selbst gefertigten Gedichtbänden hält sie ihre Eindrücke und Gedanken fest. Verschenkt sie an Freunde und Verwandte, die jetzt von sich sagen können, sie besitzen eine echte Rarität – das wahre Frühwerk einer vielversprechenden jungen Songwriterin, die von sich hören lassen wird.

Pieta Brown Pieta Brown Fotos © Pieta Brown

“Remember The Sun” ist Pieta Browns viertes Studioalben, wieder unterstützt von einer exzellenten Backingband um ihren langjährigen Mitstreiter und Freund Bo Ramsey (auch zu hören auf den Platten Lucinda Williams). Mit den Vorgängern ist es ihr bereits in den USA gelungen, Kritiker und Publikum gleichermaßen (kommt auch nicht alle Tage vor) zu begeistern. Vergleiche mit Neko Case und Cat Power wurden bereits gezogen. Die Geehrte konnte mit Calexico zusammenarbeiten. Jetzt ist es an der Zeit, ihr auch auf dem Kontinent die längst verdiente Aufmerksamkeit zu schenken und “Remember The Sun” im monatlichen Budget einzuplanen. Ein Album, dass sich sogar beim Autofahren hören lässt. Auf der Landstraße, auf dem Weg ans Meer oder in die Berge, bis die Sterne sichtbar sind und die Architektur gewordene Scheußlichkeit, das versilberte Geschwätz im Rückspiegel verschwinden.



» www.pietabrown.com
» myspace.com/pietabrown