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Januar 2008
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Stefan Pannor
für satt.org |
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Brian K. Vaughan | Niko Henrichon:
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Die gute alte Fabel ist vielleicht lebendiger, als die Literaturwissenschaft glauben möchte. Im Kino erfüllen viele Trickfilmproduktionen von „Ice Age“ bis „Ratatouille“ durchaus die notwendigen Bedingungen. Daneben sind es vor allem die Disney-Comics, die häufig Gehalt und Struktur einer Fabel (Wiki sagt: „eine in Vers oder Prosa verfasste kurze Erzählung mit belehrender Absicht, in der vor allem Tiere (...) menschliche Eigenschaften besitzen und handeln. (...) zielt auf eine Schlusspointe hin, an die sich meist eine allgemeingültige Moral anschließt.“) haben. Carl Barks etwa wäre danach vermutlich der verbreitetste Fabeldichter der Neuzeit. (Auch wenn das natürlich nicht für alle seine Comics gilt.)
Auch anderswo lassen sich Fabeln finden. Bereits 2004 veröffentlichte das US-Comiclabel Vertigo „We3“ von Grant Morrison und Frank Quitely, der tragischen Geschichte dreier Robottiere. Noch dichter an der klassischen Fabel aber ist Brian Vaughans „Die Löwen von Bagdad“.
Der Titel macht die Inhaltszusammenfassung fast redundant (wie das ja bei Fabeln oft der Fall ist). Vaughan („Y - the last man“, „Ex Machina“) und sein bis dato nahezu unbekannter Zeichenpartner Henrichon erzählen von einem Rudel Löwen im Bagdader Zoo, dem durch einen Bombenangriff der amerikanischen Truppen die Flucht gelingt. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, wird hier aber konsequent aus der Sicht der Löwen geschildert.
Das ist in Teilen brillant. Die Geschichte ist ruhig und in einem fast elegischen Rhythmus erzählt. Vaughans Charakterisierung seiner vier Hauptfiguren ist angemessen naiv. Die opulenten Zeichnungen von Niko Henrichon sind nichts weniger als wunderschön, in einer betörenden Vielfalt zumeist von Gelb- und Rottönen, und noch dazu anatomisch korrekt.
Schlimm wird es allerdings, wenn Vaughan Zugeständnisse an den Verlag und die Leser macht. Da verziehen sich zwei Löwen tatsächlich zur Paarung in die Büsche, wo man (und der Leser) sie nicht sieht. An anderer Stelle verschont das hungrige Rudel einen verletzten, blutenden Menschen.
Sowas ist dann doch zu sehr „König der Löwen“, um wirklich ernst genommen werden zu können. Vor allem vor dem Hintergrund des Irak-Krieges. Insbesondere zum Schluß hin häufen sich jene Momente, die dem Leser einiges an Geduld mit dem Erzähler abverlangen. Insgesamt eine hinreißende, nichtsdestotrotz zwiespältige Lektüre.
Brian K. Vaughan, Niko Henrichon: Die Löwen von Bagdad
Panini Comics/Vertigo; 136 S.; € 16,95
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