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7. Juni 2008
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Felix Giesa
für satt.org |
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![]() Erlangen 2008
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![]() Graphic Novels – Neues Genre oder Marketing-Trick?: Teilweise herrschte etwas Ratlosigkeit ob des zu diskutierenden Begriffs. |
Das diese Diskussion gerade einmal die Spitze des Eisberges ,aktuelles Comicgeschehen’ kratzt, erkennt derjenige, der den Inhalt dieses Podiums mit den Inhalten zweier anderer abgleicht: „Der Nouvelle Bande Dessinée – Der unabhängige Comic in Fankreich und die Folgen“ und „Wozu noch Verlage? – Comics online“ waren zwei nicht minder interessante und gut besuchte Veranstaltungen. Frankreich gilt nach wie vor, zumindest was den anspruchsvollen Comic westlicher Spielart jenseits des Superhelden-Mainstreams anbelangt, als Vorreiter für neue Strömungen auf dem Comicmarkt. Klaus Schikowski führte in seinem einführenden Referat aus, wie die l’Association ab den 1990er Jahren den Comicmarkt nachhaltig revolutionierte.
Kleinverlegertum vs. Online-Publizieren
Die unvermeintlichen Randbemerkungen:
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Autobiografische Geschichten, wie David B.’s „Die heilige Krankheit“ und „Babel“ oder auch Marjane Satrapis „Persepolis“, und formale Experimente, wie das 2000 Seiten starke Machwerk „Comix 2000“, dass ComicautorInnen aus der ganzen Welt vereint, waren das Markenzeichen der l’Association. Stand am Anfang dieser Entwicklung der Wille, Neues jenseits der etablierten Verlage zu publizieren, so finden sich mittlerweile die meisten der Gründungsmitglieder selber bei großen Verlagen unter Vertrag. Heutige junge Comicschaffende gehen daher mittlerweile häufig einen anderen Weg: Sie publizieren ihre Comics im Internet.
Allerdings handelt es sich hierbei fast ausnahmslos um reines Online-Veröffentlichen, wie etwa das Projekt electrocomics von Ulli Lust und Kai Pfeiffer. Hierbei handelt es sich um reine „Bildschirmcomics“, die ausnahmslose für das Lesen am Bildschirm bestimmt sind. Formale Experimente, welche die Eigenschaften des Computermediums auszunutzen versuchen und so „neue narrative Möglichkeiten entdecken“, sind jedoch die Ausnahme. Allen diesen Internetauftritten gemein ist, dass sie kostenlos abrufbar sind. Die beteiligten KünstlerInnen sehen in Online-Comics lediglich eine Möglichkeit, eine breitere Wahrnehmung zu erzeugen. Doch ist davon auszugehen, dass auch hier bald mit einer Trendwende zu rechnen ist. Immer mehr Comics, vor allem Mangas, werden von Fans eingescannt und ins Netz gestellt. Diese Form der Netzpiraterie kennt man bereits aus der Musikbranche, auch wenn für den Comicmarkt das Ausmaß wesentlich geringer ausfällt. Doch aus dieser Tatsache an sich lassen sich zwei Punkte ablesen: Für Daten, egal ob Comic oder Musik, aus dem Internet, sind die Konsumenten nicht bereit Geld zu bezahlen und es gibt ein wachsendes Interesse an ePublishing, das gilt auch für den Comicmarkt. Es liegt an den Verlagen, diesen Trend nicht zu verschlafen.
Gastland China und Ausstellungen
China war dieses Jahr Gastland auf dem Comic-Salon, was sich in einer großen Sonderausstellung niederschlug und die Anwesenheit einiger chinesischer Comiczeichner zur Folge hatte. So spannend die Entwicklungen auf dem chinesischen Comicmarkt auch sein mögen, konnte die Ausstellung diese kaum nachzeichnen. Groß und pompös wurde mit offensichtlich viel Geld eine effekthascherische Ausstellung geboten, die einer ernstzunehmenden Auseinandersetzung jegliche Möglichkeit nahm. Es wurden, und das gilt es bei allen Ausstellungen des Salons zu bemängeln, kaum Begleitinformationen geliefert. So fanden sich weder Hinweise auf den thematischen Kontext der Ausstellung, noch auf die gezeigten KünstlerInnen und ihre jeweiligen Werke.
Kam und kommt es aufgrund der diesjährigen Olympia-Ausrichtung durch China weltweit immer wieder zu Protesten, besonders wegen Chinas Tibet Politik, so war in Erlangen keine Rede von Boykott oder Protest. Lediglich zwei oder drei Tibet-Fahnen hingen aus einigen Häusern. Auf dem Salon selber musste man schon sehr genau gucken, um wenigstens ein künstlerisches Statement zu finden. Hendrik Dorgathen ist es ein „dringendes Anliegen gewesen“ Stellung zu beziehen. Und da „Tim in Tibet“ sein „absolutes ,Tim und Struppi’-Lieblingscomic ist“, fand er sehr schnell einen Weg, seinem Unmut kundzutun: In einer Vitrinenpyramide, in welcher der Künstler diverse Gegenstände rund um den Comic präsentiert hat, findet sich auch eine Ausgabe dieses Hergé-Klassikers – ergänzt um ein Post-It, auf dem „Free“ steht, welches den Titel zu „Free Tibet“ verändert. Das mag dem ein oder anderen etwas vereinfacht erscheinen, aber zumindest wurde überhaupt die Stimme erhoben.
Nach dem Salon ist vor dem Salon
Unter diesem Titel zogen Organisator Bodo Birk und die größeren Verlage Bilanz für den diesjährigen Comic-Salon. Ziel war es, mit einem kleinen Budget (€ 40.000,-) einen abwechslungsreichen Salon auf die Beine zu stellen und mindestens genauso viele Besucher wie im Jahr 2006 anzulocken (25.000 Besucher). Dies wurde geschafft, mit einem Besucherzuwachs um 20 Prozent. Zufrieden war man vor allem mit der guten Durchmischung des Publikums, zu dem sich eine Vielzahl junger Menschen und vor allem auch Studierende gesellt haben. Das alles wird als positives Signal für den kommenden Salon gewertet, so dass Erlangen 2010 (3. – 6. Juni 2010) nichts im Wege steht.
Dem ist generell wenig hinzuzufügen. Erfreulich war ganz besonders erneut das „Junge Forum“, auf dem sich Hochschulen und junge Verlage/ KünstlerInnen präsentieren konnten. Was dem Besucher dort an innovativen Comicproduktionen geboten wurde, ist wirklich beachtlich und lässt auf manch größeres Projekt von dem einen oder der anderen Comicschaffenden hoffen. Alle Verlage haben sich bemüht, den Großteil ihrer neuen Publikationen zum Salon druckfertig zu haben und in Erlangen dem Publikum zugänglich zu machen. Viele dieser Titel stapeln sich derzeit auf unseren Regalen und Schreibtischen und es wird in der kommenden Zeit die „Große Erlangen Nachlese“ auf satt.org geben!
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