Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 

Februar 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Toter Mann
Deutschland 2001

Christian Petzold: Toter Mann

Buch
und Regie:
Christian Petzold

dramaturgische Mitarbeit:
Harun Farocki

Kamera:
Hans Fromm

Schnitt:
Bettina Böhler

Darsteller:
Nina Hoss (Leyla), André Hennicke (Thomas), Sven Pippig (Blum), Kathrin Angerer (Sophie), Heinrich Schmieder (Richard), Franziska Troegner (Peggy), Henning Peker (Ott)

Weitere Informationen:
www.berlinale.de


Berlinale-German Cinema:

Toter Mann



Die Reihe "German Cinema", die akreditierten Berlinale-Besuchern vorbehalten ist, will vor allem den Gästen aus anderen Nationen vorführen, welche Höhepunkte des letzten Filmjahrs vielleicht noch einen internationalen Verleiher suchen. Dazu gehören Streifen wie "No Regrets", "Black Box Germany", "La chaussure de Manitou" oder "Girls on Top". Aber zu meiner besonderen Freude kann man dort auch Erstaufführungen ausfindig machen wie den neuen Film von Christian Petzold ("The State I am in"), den er für das ZDF in Verbindung mit arte realisierte.

"Something to remind me" beginnt wie eine Liebesgeschichte. Im Schwimmbad wird der Anwalt Thomas auf die junge Leyla aufmerksam. Schüchtern versucht er Kontakt aufzunehmen, und glücklicherweise läuft sie ihm in nächster Zeit hin und wieder über den Weg. Schließlich verabreden sie sich zu einem Abendessen, doch Leyla verspätete sich dermaßen, daß das Lokal bereits geschlossen werden soll. Da sie aber so hungrig ist, bietet Thomas ihr eine Steinofenpizza bei sich zuhause an und sie hören sich gemeinsam durch seine Plattensammlung, bis Leyla auf seinem Sofa einschläft, er sie zudeckt und ein Foto der Schlafenden macht.

Dieses Foto ist das Einzige, was ihm von dieser Nacht bleibt, und besonders bizarr ist es, daß Leyla auf dem Foto die Augen geöffnet hat. Thomas ist völlig verschossen und versucht, seine Traumfrau wiederzufinden. Daß er auch sein Laptop mit vertraulichen Mandanten-Informationen vermisst, mag er nicht mit Leyla in Verbindung bringen.

Ganz langsam, sozusagen klammheimlich, ändert sich der Tonfall des Films, aus der Love-Story wird ein Thriller, Leyla ist nicht ganz so harmlos, wie sie erscheint und läßt sich nicht ohne weiteres von ihren Plänen abbringen.

Besonders bemerkenswert an dieser kleinen Fernsehproduktion ist, daß der Zuschauer bis zum Schluß seine Sympathien für Leyla beibehält, wie in einem Hitchcock-Film sieht man auch die Seite der Täterin und ist bis zuletzt geneigt, ihr zu glauben. Und auch, wenn das Ende von "Toter Mann" eigentlich als voraussehbar zu beschreiben ist, ist es trotzdem vollauf befriedigend.