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Denn weitaus prägender für das Endresultat ist nicht die lange Linie gelungener und erfolgreicher Disney-Zeichentrickfilme, sondern ausgerechnet ein unerwartet erfolgreiches Produkt der Konkurrenz, denn statt sich auf Realismus und Naturverbundenheit zu konzentrieren, leben große Teile von Brother Bear von einem Klamauk, wie er schon in Ice Age das große Publikum zu verzaubern wusste, echte Zeichentrickfans aber eher anödete. Hierbei will ich mich nicht an den beiden Elchen hochziehen, die in der deutschen Synchronisation sogar skandinavisiert wurden und fortan wahrscheinlich auf zwei Elchdamen mit den Anfangsbuchstaben A lauern (immerhin eine Weiterführung des mit Liverpooler Akzent sprechenden Geierquartetts aus The Jungle Book) - viel desaströser sind solche Schnapsideen wie das Besteigen von Mammuts als Transportmittel - und dies gleich von den vermeintlich realistischen Bären, den ohnehin unter Koordinationsproblemen leidenden Elchen und noch allen anderen Tieren, die gerade so herumliefen. Im Gegensatz zur marschierenden Elefantenherde des Colonel Hathi sind die Mammuts hier nämlich nur eine Dreingabe, bei der man nicht umhin kommt, an das Mammut in Ice Age zu denken … Bei all diesen überflüssigen Sperenzchen, die weder Geschichte noch Charakterentwicklung einen Deut voranbringen, darf man aber auch nicht vergessen, daß Brother Bear auch einige geniale Momente hat, die die Oscar-Nominierung durchaus gerechtfertigen, wenn auch sowohl Finding Nemo als auch Les triplettes de Belleville einfach in einer anderen Klasse aufspielen. Wenn der aufbrausende Indianerjüngling Kenai von seinem aus den ewigen Jagdgründen heraus agierenden Bruder in einen Bär verwandelt wird, dann verwandelt sich für ihn (und den Zuschauer) auch die Umwelt. Die Farbpalette wird kräftiger, die Animation dreidimensionaler - und als besonderer Kniff, den nur die wenigsten Zuschauer mehr als unterbewußt wahrnehmen: das Format ändert sich vom normalen 1,85 : 1 ins Cinemascope. Zwar nicht ganz so innovativ wie damals in The Wizard of Oz (die erste Antwort auf Disneys Erfolg im Langfilmbereich), aber wirklich überwältigend, selbst, wenn man es gar nicht mitbekommt und erst im Nachhinein davon erfährt. Daß das eher formelhafte Drehbuch, die Songs von Phil Collins (wie schon bei Tarzan auch wieder in der Fremdsprache Deutsch von ihm gesungen - gräßlich!) und die Larifari-Mysthik-Anklänge aus dieser genialen Idee nicht wirklich etwas machen können, verzieht man nur, weil das Bärenpaar Kenai und Koda (letzterer erinnert in seinen besten Momenten sowohl an Stitch als auch an Bart Simpson) so liebevoll gestaltet ist und in jeder Hinsicht die Dreiergruppe aus Ice Age aussticht - und in diesem Moment weiß man auch wieder, was man an Disney hat. Beileibe kein Höhepunkt in der Disney-Filmographie - aber auch kein Totalausfall wie die letzte Indianergeschichte Pocahontas - zumindest wird einem die Love Story erspart - und das Ende des Films ist in seiner Konsequenz auch überdurchschnittlich für Disney. |
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