Anzeige: |
Mors Elling heißt nämlich nicht etwa mehr Elling, sondern "Mutters Elling", und die deutsche Übertragung des Titels ist durchaus gelungen. Nicht ohne meine Mutter spielt zeitlich vor den Ereignissen um Sauerkrautpoesie und Männerfreundschaft, und bei mittlerweile vier vorliegenden Elling-Büchern des in Hamburg lebenden Autoren Ingvar Ambjørnsen und dem erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten in Norwegen (500.000 Zuschauer in vier Wochen) verwundert es niemanden, daß bereits der dritte Elling-Teil (dann wieder mit Kjell Bjarne) in Planung ist. More Elling indeed! Bei der zeitlich sogar mit Ellings Kindheit einsetzenden Verfilmung von "Ententanz" fällt aber vor allem der veränderte Tonfall auf, was aber weniger durch den weiblichen Blick der Regisseurin geschah als es durch die Geschichte bereits vorgegeben war. Der zweite Film soll der literarischen Figur Elling sogar näher sein als der erste Streich auf der Kinoleinwand. Längst jenseits der Dreißig, lebt Elling noch bei seiner Mutter, verlässt nur selten das Haus - die Welt draußen und alle Fremden sind ihm zutiefst suspekt. Als seine Mutter da mit der Idee kommt, nach Mallorca zu fliegen, ist er zunächst entschieden dagegen. Doch dann besinnt er sich der Möglichkeiten für sein brachliegendes Sexualleben (In Norwegen erzählt man sich offensichtlich spannende Geschichte über das südländische Temperament) und willigt ein, "zum Schutze" seiner Mutter diese zu begleiten. Bereits am Flughafen wird Elling mit der harten Welt konfrontiert und muß erfahren, daß seine Mutter einfach Dinge weiß, die ihm völlig rätselhaft erscheinen (später kann sie beispielsweise auch von der Zimmernummer aus auf die Etage des Hotelzimmers schließen - diese Frau hat magische Kräfte …). Noch befremdender ist aber der pensionierte Oberst Bugge-Hørvik, der sich mehr um Ellings Mutter kümmert, als diesem lieb ist. Auf Mallorca weitet sich dieser Kleinkrieg aus, Elling legt sich nebenbei mit der Reisebegleiterin an, und erst, als er im Hinterhof des Hotels eine Katze findet, mit der er sich anfreundet, und sich eine Mitreisende zu ihm gesellt, deren ausfallender und dauerbetrunkener Gatte ihr auf die Nerven geht, stellen sich auch bei Elling erste Urlaubsgefühle ein … Vom Schenkelklopfer-Humor des ersten Elling-Film ist Mors Elling teilweise etwas zurückgegangen, genügend zu lachen gibt es aber auch beim manchmal eher melancholischen Tonfall der ersten (und letzten) gemeinsamen Mallorca-Reise von Elling und seiner Mutter. Eine Szene, bei der man zum Beispiel nicht vermuten würde, daß sie von einer weiblichen Regisseurin stammt, ist Ellings Konfrontation mit dem mitunter textilarmen Strandleben. Nachdem es sich zwei Bikini-Schönheiten neben Elling bequem machen und erstmal ihre Bikinis ablegen, fühlt sich der wohl etwas unter Druck stehende Elling überfordert und geht dann doch ins Wasser, um seine wildgewordenen Hormone abzukühlen. Als dies jedoch nicht weiterhilft und Elling zunächst längere Zeit missmutig und mit verschränkten Armen im hüfttiefen Wasser steht (ein göttlicher Anblick), muß er schließlich sogar Hand anlegen - diese drastische Szene steht im Film ziemlich alleine, zeigt aber sehr schön, daß Elling als Filmfigur einfach viele Facetten hat - und man freut sich bereits auf die Wiederkehr von Per Christian Ellefsen, der durch seine Theaterauftritte seit 2000 den Elling-Hype eigentlich in Gang getreten hat - und nun mit den Filmen auch außerhalb von Norwegen eine steile Karriere antritt. Er war sogar schon dafür im Gespräch, in Something's Gotta Give Jack Nicholsons Butler zu spielen, eine Rolle, die dann wegen Ellefsen Unverfügbarkeit wieder aus dem Skript gestrichen wurde. Schade - als norwegischen Counterpart zu Jack "The Man" Nicholson kann man sich den Elling-Darsteller gut vorstellen. |
|