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Juni 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Liebe auf Umwegen
Raising Helen

USA 2004

Liebe auf Umwegen (Raising Helen) (R: Garry Marshall)

Regie:
Garry Marshall

Buch:
Jack Amiel, Michael Begler

Kamera:
Charles Minsky

Schnitt:
Bruce Green, Tara Timpone

Musik:
Gary Jones

Darsteller:
Kate Hudson (Helen Harris), Joan Cusack (Jenny Portman), John Corbett (Pastor Dan), Hayden Panettiere (Audrey Davis), Spencer Breslin (Henry Davis), Abigail Breslin (Sarah Davis), Helen Mirren (Dominique), Hector Elizondo (Mickey Massey), Sakina Jaffrey (Nilma Prasad), Kevin Kilner (Ed Portman), Felicity Huffman (Lindsay Davis), Sean O'Bryan (Paul Davis), Amber Valetta (Martina), Ethan Browne (Devon), Paris Hilton (Amber)

132 Min.

Kinostart:
17. Juni 2004

Liebe auf Umwegen
Raising Helen

Kate Hudson, Golden Globe-Gewinnerin für ihre Rolle in Almost Famous, größtenteils aber doch nur als Tochter von Goldie Hawn bekannt, ist vor kurzem mit 25 Jahren Mutter geworden. Herzlichen Glückwunsch! Daß sie nun aber knapp zwei Wochen vorm deutschen Kinostart ihres neuen Films, der sich explizit mit mehrfachem Mutterglück befasst, in einem Interview erwähnte, daß sie am liebsten noch drei oder vier Kinder bekommen würde, ist mal wieder ein Beispiel für eine geschickte Public Relations-Abteilung.
Liebe auf Umwegen (Raising Helen) (R: Garry Marshall)
Liebe auf Umwegen (Raising Helen) (R: Garry Marshall)
Liebe auf Umwegen (Raising Helen) (R: Garry Marshall)

Raising Helen ist hierzulande aber vor allem ein Beispiel für ärgerliche PR, für Etikettenschwindel, der Leute ins Kino locken soll, die einen ganz anderen Film erwarten. Auf dem Plakat wirbt der Film etwa mit dem Satz "Die neue romatische Komödie vom Regisseur von Die Braut die sich nicht traut und Pretty Woman". Schon die Tatsache, daß man auf dem Plakat kein Paar sieht, sondern nur Frau Hudson, wie sie sich bauchfrei vor der Kamera räkelt und ihren schnuckeligen Hintern ins rechte Licht rückt, sollte einen stutzig machen …

Und in der Tat, Raising Helen ist alles andere als eine romantic comedy. Zwar gibt es Pastor Dan (John Corbett) als love interest, doch in vielen Actionfilmen wird der Liebesgeschichte mehr Platz zugemessen als in Raising Helen. Wie der Originaltitel schon andeutet, geht es um das Aufziehen von Kindern. Helen besucht zu Beginn des Films ihre beiden älteren Schwestern, beide verheiratete Familienmütter, und somit meilenweit von der Zukunftsplanung der hippen Karrierefrau aus der Modelagentur entfernt. Als Lindsay, die älteste Schwester, kurz darauf nebst Gatten verstirbt, rechnen sowohl Helen als auch Schwester 2, Jenny (Joan Cusack) damit, daß das Sorgerecht der drei verbliebenen Kinder (der neue Kinderstar Spencer Breslin aus The Kid und The Cat in the Hat mit seiner kleinen Schwester Abigail, die immerhin schon in M. Night Shyamalans Signs mitspielte sowie die hier schwer pubertierende Hayden Panettiere, wohl am bekanntesten als Darstellerin der Tochter von Ally McBeal in der letzten Staffel) an die "Super-Mom" Jenny übergeht. Doch aus Gründen, die im Kino erst eine Stunde später offenbart werden, soll sich nun Helen um die drei Kinder kümmern …

Dies sorgt zwar durchaus für einige Turbulenzen, und neben den schwer zu bändigen Kindern sorgen eine indische Nachbarin, ein Gebrauchtwagenverkäufer und ein aufmerksamer Kellner für komödiantische Höhepunkte, aber besonders romantisch ist das alles nicht. Daß man den Originaltitel schlichtweg verschweigt und den Film als Liebe auf Umwegen ins Kino bringt, unterstreicht nur den Betrug am Publikum, daß für romantic comedies immer 7 Euro übrig hat, während Familienkomödien wie Daddy Day Care oder Cheaper by the Dozen nicht eben zu den Megasellern gehören. Besonders einfallslos finde ich übrigens, daß der Titel Liebe auf Umwegen im Dezember 2002 bereits vom selben Verleiher (BVI Deutschland) als Ergänzung zu Sweet Home Alabama benutzt wurde - das war wirklich eine romantic comedy und der Titel passte, während man sich bei dieser seltsamen Eindeutschung von Raising Helen (übrigens ein sehr gelungener Originaltitel, insbesonder die klangliche Ähnlichkeit zu "raising hell" ist überzeugend) nach dem Kinobesuch fragt, um welche "Liebe" und welche "Umwege" es wohl gehen soll, denn geliebt hat Helen ihre Nichten und Neffen auch schon am Anfang des Films, wodurch eigentlich auch kein rechter Konflikt aufkommen mag und der so typische Charakterwandel aus moralischen Gründen ebenso wenig überrascht wie der Film zu überzeugen weiß.