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In dem in den Staaten sehr erfolgreichen Dodgeball von Regiedebütant Rawson Marshall Thurber haben Stiller und sein Gegenspieler aus Starsky and Hutch - der auch als Norman Bates bekannte Vince Vaughn - einfach die Rollen getauscht. Diesmal ist Stiller der Bösewicht und Vaughn der Gute. For good measure wurde noch Stillers Eheweib Christine Taylor (am ehesten noch als Marcia Brady aus den Brady Bunch Filmen bekannt) verpflichtet - und spielt die Frau zwischen den beiden, die sich aber dann doch eher für Vince Vaughn interessiert, wie folgender Dialog gut illustriert: White Goodman: We should mate. Der von Stiller gespielte "White" hat nach Jahren der Fettleibigkeit als gutaussehender Gym-Besitzer eindeutig zu viel Selbstvertrauen gesammelt, während der von Vaughn gespielte "La Fleur" eher schüchtern und einfühlsam daherkommt - und dadurch natürlich sympathischer erscheint. Aber La Fleurs heruntergekommenes Average Joe's Gym soll geschlossen werden, wenn er nicht binnen Monatsfrist 50.000 Dollar auftreibt - und natürlich würde "White Goodman" dann daraus einen weiteren Parkplatz für seine Gymbesucher machen. Die mögliche Rettung besteht ausgerechnet im offiziellen Dodgeball-Turnier der ADAA (American Dodgeball Association of America), für das La fleur sich mit seinen besten Freunden/Kunden anmeldet. Dodgeball ist so ähnlich wie das deutsche "Völkerball", nur mit je sechs Spielern und sechs Bällen … Da erklärt sich auch der wenig einfühlsame deutsche Titel Voll auf die Nüsse. Ungeachtet der Starqualitäten von Stiller und Vaughn (und sogar Christine Taylor könnte mit ihren sexy/funny Stirnfalten ein Star werden) ist Dodgeball aber ein Ensemblefilm, ein witziger Mannschafts-Sportfilm vom Schlage Slapshot oder Major League / Die Indianer von Cleveland - nur im Humor etwas derber. Wie der ESPN 8-Moderator des Dodgeball-Turniers es zusammenfasst: "It's time to separate the weak from the chafed, the men from the boys, the awkwardly feminine from the possibly Canadian." Die Average Joe-Mannschaft sieht zwar ein bißchen aus wie die Jungs von "Zomtec", aber mit Darstellern wie Justin Long (der kleine Trekkie aus Galaxy Quest, die Alienfrau Missi Pyle erkennt man hingegen als "Fran" nur schwer wieder) oder Alan Tudyk (A Knight’s Tale) muss man einfach mitgehen. Einige der Gags wie die Musikeinspielung "The Lady in Red" oder die erste Hälfte des Ben Stiller-Auftritts nach dem Nachspann, sind auch durchaus sehenswert, aber das Gesamtniveau des Films ist irgendwo zwischen Road Trip und Austin Powers - und je nach Geschmack meiner werten Leser mag man dies als Warnung oder Empfehlung interpretieren. Zumindest der Gastauftritt von David Hasselhoff als Trainer der deutschen Mannschaft (natürlich heißt sie "Blitzkrieg" - wie denn sonst?!?) hat alle Zuschauer immens amüsiert … Cotton McKnight: In my 23 years of broadcasting I have never seen anything like this. Neid
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Stillers Partner in diesem Film ist der seit School of Rock in die erste Riege der US-Komödianten aufgestiegene Jack Black. Während des Vorspanns wird durch schwindelerregende Kreiselfahrten der Kamera bereits geklärt, daß Tim Dingmann (Stiller) und Nick Vanderpark (Black) sich sehr ähnlich sind - und somit für eine innige Freundschaft prädestiniert wie Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer. Beide habe eine liebende Ehefrau und zwei Kinder, beide ein Haus, wie es auch in der Evergreen Terrace in Springfield stehen könnte, und sie fahren sogar zusammen zur Arbeit - in die örtliche Sandpapier-Fabrik.
Allerdings ist Nick ein Träumer, der immer über irgendwelche spinnerten Erfindungen nachdenkt. Er findet es etwa eine tolle Idee, wenn es ein Spray gäbe, das die Hinterlassenschaften von Hunden verschwinden lassen würde. Dadurch, daß er sich bereits einen Namen für das Spray hat einfallen lassen (Vapoorize), ist in seinen Augen die Idee bereits zu einem verwertbaren Produkt geworden - daß er nicht die geringste Ahnung hat, wie dieses Spray funktionieren soll und wohin die Hundekacke dabei verschwindet, ist ihm allerlei. Für Tim sind diese Tagträumereien zu unrealistisch, er weigert sich auch, mit zweitausend Dollar in die "Entwicklung" von Vapoorize einzusteigen — und so kommt es so, wie der Filmtitel es bereits vorwegnimmt — Die erfindung macht Nick und seine Familie schwerreich, und weil er seinen besten Freund nicht missen will, baut er seine neue Supervilla genau dahin, wo früher auch sein Haus stand.
Und somit ist es natürlich vorbei mit der Flintstone-mäßigen Freundschaft, die höchstens mal für die 20 Minuten einer Episode ins Straucheln geraten kann. Wie Homer Simpson den Lebensstil von Ned Flanders nicht ertragen kann, so geht auch Tim Dingman an seinem mühsam unterdrückten Neid langsam zugrunde.
Auch, wenn das Publikum sich bei diesem Problem sicher leicht wieder entdecken kann, fragt sich, ob diese Idee eines jungen Drehbuchschreibers wirklich einen Film tragen kann. Das Resultat erscheint jedenfalls seltsam ungestüm und monströs, es fehlt einfach die Geschlossenheit, die Levinson selbst in seiner übel gefloppten früheren Komödie Toys (ich liebe diesen Film!) erschaffen konnte. Inszenatorische Ideen, die vor allem über die Kamerabewegungen eingebracht werden, verpuffen ebenso wie das sündhaft teure Production Design, das die Neureichenvilla entwerfen durfte.
Eine Figur wie der von Christopher Walken gespielte J-Man, der wie ein grünäugiger Eifersuchtsteufel geradezu aus den Seiten von Stephen Kings Needful Things entstiegen zu sein scheint, macht zwar einen Heidenspaß, der Logik des Films ist sie aber nicht zuträglich, und so können selbst Stiller und Black diesen Film nicht retten, bei dem man irgendwie das Gefühl hat, Regisseur Levinson, der noch vor kurzem mit Liberty Heights überzeugte, habe irgendwie den Bezug zum Thema und zum Film verloren. Die musikalische Kommentierung des Geschehens etwa scheint bei There’s Something About Mary oder The Big Lebowski geklaut zu sein, in Sachen Komödien kann Levinson aber noch viel von den jüngeren Bruderpaaren Coen und Farrelly lernen …
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