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Juli 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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Fluch der Karibik 2
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Fotos © Disney Enterprises, Inc. |
Neben nicht weniger als zehn Darstellern aus dem ersten Film konnten auch die Drehbuchautoren, der Regisseur und der Kameramann wieder zusammengetrommelt werden. Doch wo der erste Film eine erfrischende Überraschung war, wiederholt Dead Man’s Chest einfach nur die Rezeptur, ohne viel Neues hinzuzufügen. Captain Jacks neuer Gegenspieler Davy Jones (höchstens ansatzweise zu erkennen: Bill Nighy) ist zwar ein Augenschmaus mit seinem aus Tentakeln bestehenden Bart (mit dem er sogar Orgel spielen kann), einer weiteren Tentakel und einer Scherenhand, und auch seine halbverkrustete Mannschaft, die aussieht, als hätte Dr. Moreau mit einem Fischrestaurant als Hauptquartier eine Zombiearmee zusammenstellen wollen (die Mannschaftsmitgleider erinnern u. a. an einen Hammerhai oder kämpfen wie einst bei Lurchi mit der einem Sägefisch entwendeten wenig effektiv, aber sehr dekorativ erscheinenden Handwaffe), ist nett anzuschauen, doch dafür tritt die Handlung eher auf der Stelle, denn mit einer nicht sehr überzeugender Ausnahme stirbt halt keine der Hauptfiguren und Sidekicks, und so überzeugt etwa die riesige Krake, die ein Schiff nach dem anderen ins nasse Grab zieht, als schier unbesiegbares Monster nicht wirklich, sondern ist mit ihren strategischen Rückzügen, immer wenn sie im übertragenen Sinne mal wieder „was auf die Finger“ bekommen hat, eher unfreiwillig komisch.
Am schlimmsten an der Handlung ist, daß sie sich ohne handfeste Ergebnisse für zweieinhalb Stunden hinzieht, nur um den Film dann mit einem Rundum-Cliffhanger enden zu lassen, mit dem verglichen selbst Lord of the Rings: The Two Towers mehr closure besaß.
Dabei beginnt alles vielversprechend. Ich meine jetzt nicht die Kamerafahrt über Keira Knightleys mal wieder effektiv zurückgeschnürten Busen (seit King Arthur steht das wahrscheinlich immer in ihren Verträgen), der innerhalb der ersten 20 Sekunden wie auf einer zuschauerlichen Erwartungsliste abgehakt wird, sondern vor allem den gelungenen ersten Auftritt von Johnny Depp (klar der beste Grund, sich diesen Film anzuschauen): Im Meer schwimmen einige Särge, ein unheilvoller Rabe hackt auf einen davon ein, und wird aus dem Sarg heraus abgeknallt. Wie ein Periskop „schaut“ dann die Hand mit der Pistole, ob ringsum die Luft rein ist, bevor Captain Sparrows Oberkörper durch den Sargdeckel bricht, und er sich mit dem halbverwesten Knochenbein des eigentlichen Bewohners seines umfunktionierten Schwimmkörpers paddelnd auf den Weg macht.
Hin und wieder hat der Film wunderschöne Ideen wie das Augen-Make-Up des zum Eingeborenen-Gott aufgestiegenen Sparrows, der dann aber verspeist werden soll, und sich in einen seltsamen Früchtespieß verwandelt, der uns eine Sequenz beschert, die Chuck Jones’ Koyoten alle Ehre gemacht hätte. Um die Action-Quote zu erreichen, gibt es aber auch eine überflüssige Saloonschlägerei und einen sehr langen Schwertkampf zwischen gleich drei Kontrahenten, der sich irgendwann auf einem davonrollenden Wasserrad abspielt, mit dem verglichen das Riesenrad in Spielbergs 1941 extrem realistisch in seinem Bewegungsverhalten wirkte. Für einen Lacher, der zumindest bei einem Teil des Publikums funktioniert, wird hier eindeutig zu viel Kinderkram eingebaut, der selbst in den 1950ern, als Disney-Piratenfilme noch der Hit waren, peinlich gewirkt hätten. Beim sechsten Mal ist selbst der vor irgendeiner Gefahr davonlaufende Johnny Depp („Eititei, die werfen mit Wattebäuschchen - diese schlimmen Jungs!“) nicht mehr ganz so witzig.
Alles in allem ist Dead Man’s Chest aber ganz unterhaltsam und teilweise durchaus sehenswert, und ich muß zugeben, daß ich mir den dritten Teil sicher auch anschauen werde …
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