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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 

August 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

King Arthur
USA / Irland 2004

King Arthur (R: Antoine Fuqua)

Regie:
Antoine Fuqua

Buch:
David Franzoni

Kamera:
Slawomir Idziak

Schnitt:
Conrad Buff, Jamie Pearson

Kostümdesign:
Penny Rose

Musik:
Hans Zimmer

Darsteller:
Clive Owen (Arthur), Keira Knightley (Guinevere), Ioan Gruffudd (Lancelot), Ray Winstone (Bors), Stellan Skarsgard (Cerdic), Stephen Dillane (Merlin), Hugh Dancy (Galahad), Mads Mikkelsen (Tristan), Til Schweiger (Cynric), Ray Stevenson (Dagonet), Ken Stott (Marius Honorius), Joel Edgerton (Gawain)

140 Min.

Kinostart:
19. August 2004

King Arthur


Jeder kennt den Mythos vom König Arthur, vom Schwert im Stein, der schönen Guinevere, dem treuen Lancelot, der sich dann aber zu sehr für die Königsgattin interessiert - und natürlich spielt der Zauberer Merlin bei alledem noch eine Rolle.

King Arthur (R: Antoine Fuqua)
King Arthur (R: Antoine Fuqua)
King Arthur (R: Antoine Fuqua)
King Arthur (R: Antoine Fuqua)
King Arthur (R: Antoine Fuqua)

Nach dem beachtlichen Erfolg von Fluch der Karibik hat Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer nun die Artus-Sage mal ganz anders verfilmen lassen - mit einem historischen Berater, der die ursprüngliche, wahre Geschichte hinter dem Mythos aufgespürt hat, und sich nun dafür verbürgt, daß 70% des Films auf "zeitgenössischen Fakten" beruhen. Dadurch ist Artus Castus nun ein kriegsmüder Halbrömer, der mit seiner eingeschworenen Truppe von sarmatischen Zwangsverpflichteten gegen die bösen Sachsen kämpft. Die ursprünglichen Tischgäste der Tafelrunde sind schon stark dezimiert, da kommt als letzter Auftrag für die treuen Gefährten noch ein Himmelfahrtskommando, das ein ähnliches Schlachtengemälde wie zuletzt in Troja verspricht. Und verglichen mit King Arthur war Troja gar nicht so schlecht, wie er damals in meiner Rezension weggekommen ist.

Versatzstücke aus Filmen wie Lord of the Rings, Henry V oder Braveheart werden munter aneinandergereiht, die Handlungsstruktur erscheint wie Die sieben Samurai mit Zusatzzahl, und über das ganze Gewurstel legt sich ein Musikbrei von Hans Zimmer (schlimmer geht’s nimmer), der klingt wie die Titanic-Version keltischer Traditionals (inkl. einer Gesangseinlage).

Alles ist natürlich total realistisch - etwa die gewiefte Schlacht auf dem zugefrorenen See, die seinerzeit bereits weitverbreitete Idee, Stacheldraht-Vorläufer mit Pfeilen durch die Gegend zu schießen oder auch die wundersame Rettung einiger halbtoter Folteropfer, von denen eines sich innerhalb weniger Stunden in die Großaufnahmen-Queen Keira Knightley verwandelt - bevor sich diese dann in ein seltsames Lederkorsett zwängt, in dem sie aussieht wie ein Sado-Maso-Vampir, um Arthur gemeinsam mit einigen Waldbewohnern beizustehen, die seinerseits aussehen wie Zombies, die durch die Aufnahmeprüfung bei Robin Hoods merry men gefallen sind. ("I am not a merry man.")

Daß die Dreiecks-Affäre ausgefallen ist, war noch relativ innovativ, aber ansonsten plätschert der Film langweilig daher, man wundert sich irgendwann auch nicht mehr über die Logikfehler oder den exorbitanten Kunstschnee-Verbrauch. Und wenn schließlich inmitten der Stonehenge-Klötze geheiratet wird und eine halbmythische Schlußsequenz mit pathetischen Off-Kommentar einsetzt (die nebenbei noch vergisst, daß am Anfang des Films Lancelot der Off-Erzähler war), ist man höchstens deshalb zufrieden, weil man die zwei Stunden hinter sich gebracht hat.

Neben Augenschmaus Keira Knightley und dem ganz passablen Clive Owen in der Titelrolle ist es vor allem "Sexy Beast" Ray Winstone als Bors, der immerhin für etwas Unterhaltung sorgt - während der Rest der europäischen Schauspielerriege, die extra engagiert wurde, um dem Film mehr Realismus zu verleihen, oftmals wie Til Schweiger eher unfreiwillig komisch daherkommt. Sehr interessant übrigens, daß man im Nachspann dieses angeblich so sehr um Authentizität und europäisches Flair bemühten Films den Namen von Stellan Skarsgård mit ä schreibt - Hauptsache, sieht irgendwie seltsam aus, ein Großteil der Zuschauer wird es dann schon für bare Münze nehmen …