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Dezember 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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Liebe braucht keine FerienOriginaltitel: The Holiday, USA 2006, Buch und Regie: Nancy Meyers, Kamera: Dean Cundey, Schnitt: Joe Hutshing, Zusätzlicher Cutter: Richard Marks, Musik: Hans Zimmer, mit Cameron Diaz (Amanda Woods), Kate Winslet (Iris Simpkins), Jude Law (Graham), Jack Black (Miles), Eli Wallach (Arthur Abbott), Rufus Sewell (Jasper), Edward Burns (Ethan), Miffy Englefield (Sophie), Emma Pritchard (Olivia), Shannyn Sossamon (Maggie), Sarah Parish (Hannah), Bill Macy (Ernie), Lindsay Lohan, James Franco, Dustin Hoffman, 135 Min., Kinostart: 14. Dezember 2006 Nach der US-Version der doppelten Lindsay, mit der Lottchen Lohan bekannt wurde (Ein Zwilling kommt selten allein), dreht Nancy Meyers, die in ihrer Zeit als Drehbuchautorin die Scripts zu Filmen wie Private Benjamin oder Baby Boom anfertigte, 2000 mit What Women Want einen der fünf erfolgreichsten Filme des Jahres. Leider auch einen der fünf schlechtesten.
Ihr nächster Film, Something's Gotta Give, hörte sich vom misslungenen deutschen Titel her zwar wie ein Sequel an (nach Was Frauen wollen jetzt Was das Herz begehrt), war aber immerhin schon amüsanter. Nun folgt ein Film, der schon vom Plakatdesign (Bildanordnung, Schrifttype) klar an den Vorgänger anknüpft, an dem aber vor allem schon die Figurenkonstellation etwas vorhersehbar erscheint. Die erfolgreiche Trailercutterin Amanda (Cameron Diaz) aus L. A. tauscht für die letzten zwei Wochen des Jahres ihre Villa mit Pool mit der englischen Journalistin Iris (Kate Winslet als Expertin für die Hochzeitskolumne), die etwas abseits von der Zivilisation im verschneiten "Rosehill Cottage" lebt (das von draußen leider etwa so realistisch wie ein Knusperhäuschen aussieht). Beide benötigen diese Abwechslung, um sich von Männerenttäuschungen zu kurieren, und wie der Trailer und das Plakat es überdeutlich machen, treffen sie dabei auf neue Traummänner, den Filmkomponisten Miles (Jack Black) für Iris und deren Bruder Graham (Jude Law) für Amanda. Schon das Matchmaking des Drehbuchs scheint sich darauf zu konzentrieren, die nahezu unerreichbar attraktiven Darsteller (Cameron Diaz / Jude Law) und die etwas bodenständigeren Versionen (Kate Winslet / Jack Black) zu vereinen, außerdem gibt es einen klaren Tempounterschied, denn wer Jude Law oder Cameron Diaz über den Weg läuft und eine Chance bekommt, mit diesen das Bett zu teilen, wird nicht lange überlegen ("We should have sex … if you want …" - "Is that a trick question?"), während die Verbindung bei den anderen zweien natürlich etwas mehr mit den inneren Werten und der Kreativität zu tun hat. Von Jude Law bekommt man keinerlei Arbeitsprobe während des Films, die Erwähnung des Verlags Random House scheint schon als Hinweis zu genügen, Cameron Diaz wird immerhin von ihren Trailern bis in den Traumzustand verfolgt, was nicht eben kreativ wirkt, aber dafür umso amüsanter und filmspezifischer. Kate Winslets Hochzeitskolumne sieht man schon deshalb nicht, weil der Mann (Rufus Sewell), dem sie seit Jahren hinterherläuft, sich nun entschieden hat, eine andere zu ehelichen - und Iris "darf" darüber berichten. Jack Blacks Job scheint ihm besonders auf den Leib geschneidert zu sein, denn wie in School of Rock und bei seinem Side Project namens "Tenacious D" übt er sich erneut darin, so zu tun, als sei er der einzige weit und breit, der auch nur irgendwas von Musik versteht - wobei es ihm aber immer noch gelingt, dabei sympathisch zu wirken. Der Film ist also bereits erzählt, aber es gibt immerhin noch eine Figur, die die Simplizität des Reißbrett-Drehbuchs durchbricht, und zwar den alternden Hollywood-Schreiberling Arthur Abbott (Eli Wallach, den viele noch aus Spaghetti-Western mit Clint Eastwood - oder dessen drittletzten Film Mystic River - kennen dürften), der Anekdoten aus Lubitsch- und Bogart-Filmen zum besten gibt (Design for Living bzw. Casablanca), und bei der eher schüchternen Iris auch noch den Amor spielt. Der ganze Film ist eine Weihnachts-Liebeskomödie à la Love, actually und funktioniert auch nach den Gesetzen dieses Genres, inkl. des Soundtracks mit den üblichen Verdächtigen (Last Christmas, Have yourself a merry little Christmas, Winter Wonderland etc.). Wer im Kino kein Geknutsche unter dem Mistelzweig anschauen will, wird mit dem Film wenig anfangen können, doch mit abnehmenden Außentemperaturen und insbesondere zum "Fest der Liebe" steigt die Kuschelaffinität bekanntlich, und in diesem Jahr ist The Holiday eindeutig der Film zu diesem Thema. Im überschaubaren Werk der Nancy Meyers handelt es sich jedenfalls um den bisher gelungensten Film, mit einigen sehr gelungenen Stellen (die ersten Einstellungen, das schnell geschnittene "Duell" mit dem Hund), einigen weniger überzeugenden Einfällen (die "drei Musketiere" und die Sache mit der ausbleibenden Tränenflüssigkeit), und nicht wenigen Dialogen, die sogar im Gedächtnis bleiben. Also kein Meisterwerk, aber immerhin gute Unterhaltung, die nicht zu sehr verärgert. Und wer später mal ein Buch über Soap-Opera-Elementen in Kinofilmen oder die Hysterie weiblicher Filmhelden schreiben will, dem sei dieser Film besonders ans Herz gelegt. |
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