Sakuran
Wilde Kirschblüte
(R: Mika Ninagawa)
Originaltitel: Sakuran, Japan 2006, Buch: Yuki Tanada, Comic-Vorlage: Moyoco Anno, Kamera: Takuro Ishizaka, Schnitt: Hiroaki Morishita, Musik: Ringo Shiina, Production Design: Namiko Iwaki, mit Anna Tsuchiya (Kiyoha), Kippei Shiina (Kuranosuke), Yoshino Kimura (Takao), Hiroki Narimiya (Sojiro), Miho Kanno (Shohi), Masatoshi Nagase (Mitsunobu), Miho Ninagawa (Momoka), 111 Min., Kinostart: 30. August 2007
In diesem Jahr werde ich wohl erstmals am Ende des Jahres eine Top-Ten-Liste von Comic-Verfilmungen zusammenstellen können. Durch einige Erfolgsfilme und einen generellen Boom des Mediums (wenn auch größtenteils auf Manga begrenzt) entstehen immer mehr Comic-Verfilmungen, was aber auch nicht unbedingt zu einer Qualitätssteigerung dieses eigentümlichen Filmgenres führt. Auf der diesjährigen Berlinale liefen beispielsweise drei Comic-Verfilmungen (wenn man die Animationsfilme wie Tekkonkinkreet nicht mitzählt), der umstrittene 300 im Wettbewerb außer Konkurrenz, der quirlige Dasepo Naughty Girls im Panorama und als “Berlinale Special” der nun auch regulär in die deutschen Kinos kommende Sakuran, eine Kurtisanengeschichte aus der Edo-Zeit, der man den Fotografie-Hintergrund der Regisseurin Mika Ninagawa (sie hatte während der Filmfestspiele sogar eine Ausstellung in Berlin) zu jedem Zeitpunkt ansieht. Somit entstand ein bildgewaltiger Film, der es zwar mit Schmonzetten wie Memoirs of a Geisha ohne Probleme aufnimmt, bei dem aber dennoch ein wenig der Biss fehlt.
Ein Kernstück des Films ist das Gleichnis mit den Goldfischen, die, wenn sie freigelassen werden, zu so was wie Karpfen mutieren, weshalb sie (wie die Kurtisanen im Film) in prächtig anzuschauenden “goldenen Käfigen” (also bei den Fischen Aquarien, bei den Frauen Freudenhäuser) gehalten werden, die zwar für die langanhaltende Schönheit der Insassen garantieren (bei den Kurtisanen wird etwa trainiert, wie man auf besonders attraktive Weise raucht), aber eben dennoch Gefängnisse bleiben, die ähnlich wie die beliebten Bonsai-Bäume die Natur sozusagen kastrieren (oder pervertieren), um eine künstliche Schönheit zu erreichen. Das ist in meinen Augen auch das Problem des Films. Alles ist wunderschön anzuschauen, selbst eine Blutfontäne aus der Halsschlagader wirkt wie ein sorgsam komponiertes Gemälde, und es gibt sogar eine ganze Montage-Strecke gutgebauter Brüste - bloß halt keine Spannung oder Erotik. Auch der Pop-Soundtrack ist zwar nett anzuhören, birgt aber aus meiner Sicht (im Gegensatz zu etwa Marie Antoinette, wobei ich mich mit japanischer Popmusik auch nicht auskenne) ebenfalls keine tiefere Bedeutung.
Es gibt Comic-Leser, die vor allem Wert auf die Bilder legen, und es verzeihen, wenn die Story eher mau ist, wenn es nur prächtige Schauwerte gibt. Wahrscheinlich gibt es auch ähnlich gepolte Kinogänger, aber ich gehöre definitiv zu beiden Gruppen nicht dazu.