Die Mumie:
Das Grabmal des Drachenkriegers
(R: Rob Cohen)
Originaltitel: The Mummy - Tomb of the Dragon Emperor, USA / Kanada / Deutschland 2008, Buch: Alfred Gough, Miles Millar, Kamera: Simon Duggan, Schnitt: Kelly Matsumoto, Joel Negron, Musik: Randy Edelman, Production Design: Nigel Phelps, Supervising Art Director: Isabelle Guay, mit Brendan Fraser (Rick O'Connell), Maria Bello (Evelyn O’Connell), Luke Ford (Alex O'Connell), Isabella Leong (Lin), Jet Li (Emperor Han), Michelle Yeoh (Zi Juan), John Hannah (Jonathan Carnahan), Anthony Wong Chau-Sang (General Yang), Russell Wong (Ming Guo), Liam Cunningham (Mad Dog Maguire), David Calder (Roger Wilson), Jessey Meng (Choi), Tian Liang (Li Zhou), James Bradford (Butler Jameson), Alison Louder (Woman in Bookstore), Helen Feng (Nightclub Singer), Michael Scherer (Yeti #1), Scott Taylor (Yeti #2), 111 Min., Kinostart: 7. August 2008
Aus Rachel Weisz (die als Oscar-Gewinnerin inzwischen wahrscheinlich Besseres zu tun hat) wurde Maria Bello, der im zweiten Mummy-Film 8jährige Sohn von Brendan Fraser wurde auch ausgetauscht, aber Fraser selbst und John Hannah als Sidekick und Schwager Jonathan sind wieder dabei, während der Titelheld, die Mumie namens Imhotep (Arnold Voshoo), nach zweimaliger Vernichtung diesmal nicht wieder aufersteht - und im ganzen Film taucht auch keine Mumie auf (auch wenn die Filmfiguren nicht müde werden, das Gegenteil zu behaupten), wenn auch jede Menge Untote, Wiedergänger, aus Gräbern aufgestiegene und Halbzerfallene - nur halt keiner von ihnen in Tüchern eingewickelt, aber daran werden sich wohl die wenigsten Zuschauer erzürnen.
Ach ja, Regisseur Stephen Sommers, ein Spezialist für auf altem Universal-Zeugs aufgebauten Trash (neben The Mummy und The Mummy returns bleibt Van Helsing im Gedächtnis) wurde auch ausgetauscht - gegen den ebenfalls auf Action-Trash abonnierten Rob Cohen (Daylight mit Sylvester Stallone, Dragonheart, The Fast and the Furious, Triple-X, Stealth - man soll ihn schon den “Uwe Boll Hollywoods” nennen) - und das Ergebnis entspricht komplett den Erwartungen.
In einem Film, in dem es um untote Terracotta-Armeen und jede Menge Unsterbliche geht, wird es dem Kritiker oft als schlechtem Stil nachgesagt, sich um Logikfragen zu scheren, und deshalb werde ich mir dies ausnahmsweise und mit schwerem Herzen komplett verkneifen (Man könnte damit allein eine doppelt so lange Kritik füllen). Was man dem Film aber anlasten kann, ist das holprige Drehbuch, das in unendlicher Sturheit halbwegs kurze Schwätz-Szenen mit extrem langen Actionszenen alternieren lässt, jede neue Figur durch mindestens viermalige Namensnennung einführt (“Professor Roger Wilson”), einen immer wieder daran erinnert, was als nächstes passieren muss, damit die Helden aber nun wirklich große Probleme haben (wenn es ihnen nicht im Anschluss geling, das-und-das zu verhindern), und vermeintliche Überraschungen wie nebenbei schon Stunden vorher preisgibt (“Ich dachte, Du wärst tot...” - “Er hat nicht getroffen”). Außerdem ist es schon ein wenig ärgerlich, wie lieblos hier nahezu jeder schlechte Effekt aus dem Rechner kommt (sogar das Freiwischen einer beschlagenen Scheibe) und man nicht wenige Storyelemente von Indiana Jones 4 (und 2) wiederfindet (auch, wenn dieser Vorwurf aufgrund der kurzen zeitlichen Spanne nicht wirklich tragbar ist). Aber immerhin kommt das Timing der drei Teile (1924, 33, 46) überzeugender rüber.
Brendan Fraser wird hier weder schauspielerisch noch komödiantisch viel abverlangt, aber die Etaiblierung des Ehepaars im Ruhestand (er macht sich beim Fliegenfischen zum Deppen, sie hat Schreibblockade beim Abfassen ihres dritten Mumien-”Romans”) hat teilweise durchaus etwas Charmantes, was an Turner / Douglas in Romancing the Stone erinnert. Dafür ist dann der Nachwuchsheld Alex ohne die geringste eigene Charaktereigenschaft, und die Liebschaft, die schon vorhersehbar ist, wenn ein kaum als weiblich zu identifizierender Attentäter Alex noch nach dem Leben zu trachten scheint, ist eine Romanze aus einem (schlechten) Handbuch für Drehbuchautoren.
Eine Szene des Films hingegen ist so schlecht, dass man sie gesehen haben muss: Ohne spürbare Ironie zitiert man hier ein Naturphänomen, das bei den Simpsons wie folgt verarscht wird:
Bleeding Gums Murphy: “You've made an old jazzman happy, Lisa.”
Mufasa: “You must avenge my death, Kimba -- I mean, Simba.”
Darth Vader: “Luke, I am your father.”
James Earl Jones: “This is CNN.”
Danach ist aber immerhin der Nachspann schön animiert (irgendwo zwischen traditioneller Kalligraphie und 300), man muss nur irgendwie versuchen, den Abschlusssong “My Sweet Eternal Love” zu überhören, dessen kaum über den Titel hinausgehenden Lyrics übrigens vom Regisseur Rob Cohen stammen.