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1. April 2009
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Monsters vs. Aliens (R: Rob Letterman, Conrad Vernon)
Monsters vs. Aliens (R: Rob Letterman, Conrad Vernon)
Monsters vs. Aliens (R: Rob Letterman, Conrad Vernon)
Bilder © Paramount Pictures
Monsters vs. Aliens (R: Rob Letterman, Conrad Vernon)
Monsters vs. Aliens (R: Rob Letterman, Conrad Vernon)
Monsters vs. Aliens (R: Rob Letterman, Conrad Vernon)

Monsters vs. Aliens
(R: Rob Letterman,
Conrad Vernon)

USA 2009, Buch: Maya Forbes, Wallace Wolodarsky, Rob Letterman, Jonathan Aibel, Glenn Berger, Schnitt: Joyce Arrastia, Eric Dapkewicz, Musik: Henry Jackman, mit den Original- / deutschen Stimmen von Reese Witherspoon / Diana Amft (Susan Murphy / Ginormica / dt.: Gigantika), Seth Rogen / Oliver Kalkofe (B.O.B.), Hugh Laurie (Dr. Cockroach Ph.D. / Dt.: Prof. Dr. Kakerlake), Will Arnett / Ralf Moeller (Missing Link), Kiefer Sutherland (General W.R. Monger / dt.: General K. O. Putsch), Rainn Wilson (Gallaxhar), Stephen Colbert (President Hathaway), Paul Rudd / Sebastian Höffner (Derek Dietl), Julie White (Wendy Murphy), Jeffrey Tambor (Carl Murphy), Amy Poehler (Computer), Ed Helms (News Reporter), Renée Zellweger (Katie), John Krasinski (Cuthbert), Rob Letterman (Secret Service Man #1 / Lieutenant), Tom McGrath (Wilson), Chris Miller (Advisor Cole / Army Commander Jones), Conrad Vernon (Advisor Hawk / Advisor Dither / Minister / Secret Service Man #2 / Mama Dietl), 94 Min., Kinostart: 2. April 2009

Bei einem Filmtitel wie Monsters vs. Aliens weiß man, dass man einen ernsthaften Film mit politischem Tiefgang erwarten kann, sowas von der Güteklasse von Angriff der Killertomaten, Deutschland 09 oder Der große Blonde mit den roten Haaren. Diese Erwartungshaltung wird noch fundamentiert dadurch, dass es sich um eine Computeranimation in 3D handelt. Wer sich mit solchen wegweisenden und innovativen Technologien befasst, weiß um die Verantwortung seines Films.

Der “politische Tiefgang” des Films zeigt sich in solch an Kubricks Dr. Strangelove gemahnenden anspielungsreichen Rollennamen wie “General W. R. Monger” (in der deutschen Version abgeschwächt als “General K. O. Putsch”). Oder auch in Dialogzeilen wie der folgenden, die hier vom Präsidenten der Vereinigten Staaten stammt: “Boys, set the terror level at code brown, 'cause I need to change my pants.”

Nach dieser kurzen Einleitung kann ich mich jetzt ganz dem Film widmen, den ich übrigens nicht in der 3D-Fassung sah, und das hätte mein Urteil auch nicht glimpflicher ausfallen lassen. Monsters vs. Aliens amüsiert, aber er amüsiert wie ein MAD-Heft, für jeden blöden Sparwitz lässt man sowas wie die psychologische Entwicklung der Figuren (beispielsweise von Susan, die während ihrer Hochzeit durch “Berührung” eines Meteoriten zur Riesin wächst, wodurch ihr komplettes Leben umgekrempelt wird) jederzeit gerne hintenanstehen. Vielleicht hängt dies aber auch mit der bei Dreamworks Animation immer häufiger auffallenden Arbeitspraxis zusammen, (mindestens) zwei Regisseure zu verpflichten für die aufwendig produzierten Filme, die in immer kürzeren Abständen ihre Invasion der Kinosäle durchexerzieren. Dass bei Pixar Toy Story 3 noch in weiter Ferne liegt, während für Shrek 5 längst der Starttermin feststeht, wird von mir klar für Pixar ausgelegt. Hier hingegen wirbt man, dass der Film “von den Machern von Kung Fu Panda und Madagascar” stammt (hiermit scheint man Dreamworks zu meinen) und die beiden Regisseure waren zuvor (jeweils mit zwei weiteren, anderen Co-Regisseuren) für Shrek 2 und Shark Tale verantwortlich. Was das Herz nicht unbedingt höher springen lässt und einen über den Zusammenhang zwischen Köchen und Brei nachdenken lässt.

Nun könnte der seltsam zusammengewürfelte Haufen von “Monstern” den Film schon zu einem Ereignis machen, wenn diese Monster(s) nicht so ausgelutscht wären. Riesenwüchsige Frauen gab es schon in 1958 (Attack of the 50 Foot Woman, später nachgefilmt mit Bikinischönheit Daryl Hannah), und in dieser Animationsvariante ist die Dame mit dem erstaunlich strapazierfähigen Brautkleid so keusch, wie es sich für eine Identifikationsfigur für Achtjährige gehört. Steve McQueens The Blob (1958) heißt hier B.O.B. und schillert in appetitlichen Farben wie der Bielefelder Glibberbibb. Nicht ganz so appetitlich, aber durch Enchanted und Wall-E von Disney bereits für Kinderfilme kanonisiert, ist der sich stolz als “mad scientist” vorstellende “Dr. Cockroach Ph. D.”, der leider mehr von seiner Synchronstimme Hugh Laurie als von Kafkas Verwandlung oder The Fly (auch 1958, nur halt mit einem anderen Insekt im Transporter) inspiriert scheint. Und wenn ich das größte und in vielerlei Hinsicht dümmste Monster mal außen vorlasse, gibt es dann nur noch “Missing Link”, der stark an The Creature from the Black Lagoon (1954) angelehnt ist. Zusammen erinnert dieses Quartett nicht wenig an die Fantastic Four, nur dass B.O.B. nicht annähernd so cool ist wie “die menschliche Fackel”. Und wenn der erste große Kampf des Teams dann auch noch ausgerechnet auf einer Brücke stattfindet (wie beim ersten Fantastic-Four-Film), dann verkehrt sich der Wiedererkennungswert schnell in eine gewisse Langweile, denn weder interessiert man sich sehr für die Figuren (der Film übrigens auch nicht besonders) noch für das bevorstehende Ende der Welt, das in diesen Kinowochen übrigens ziemlich überstrapaziert wird (Watchmen gab es schon, Knowing und Race to Witch Mountain folgen hierzulande noch). Und die Scherze sind zwar zwischendurch mal erfreulich respektlos, aber oft genug auch entsprechend flach und niveaulos.

Wer sich wirklich dafür interessiert, ob Susan zu ihrem geliebten “Derek Dietl” zurückfindet, wer bei jedem Kampf noch mitfiebern kann und beim großen Schlussauftritt des fünften Team-Mitglieds so euphorisch reagiert wie ich es zuletzt in den 1970ern bei Superman vermochte (das waren noch Zeiten, als ich Spezialeffekte noch nicht hinterfragte), der mag diesen Film genießen, aber es ist fraglich, wievielen Erwachsenen, die im Kino nicht generell ihr Gehirn an der Garderobe abgeben, dies gelingen mag. Aber im direkten Vergleich mit Wolfgang Beckers Deutschland 09-Beitrag Krankes Haus (Lauflänge mal nicht als Faktor einbezogen) würde ich mir tatsächlich lieber Monsters vs. Aliens ein zweites Mal anschauen. Ist trotz aller Einwände einfach politisch durchdachter und stringenter inszeniert.