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29. Juli 2009
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Selbst ist die Braut (R: Anne Fletcher)
Selbst ist die Braut (R: Anne Fletcher)
Selbst ist die Braut (R: Anne Fletcher)
Bilder © Touchstone Pictures, Inc.
Selbst ist die Braut (R: Anne Fletcher)
Selbst ist die Braut (R: Anne Fletcher)
Selbst ist die Braut (R: Anne Fletcher)


Selbst ist die Braut
(R: Anne Fletcher)

Originaltitel: The Proposal, USA 2009, Buch: Peter Chiarelli, Kamera: Oliver Stapleton, Schnitt: Priscilla Nedd-Friendly, Musik: Aaron Zigman, mit Ryan Reynolds (Andrew Paxton), Sandra Bullock (Margaret Tate), Mary Steenburgen (Grace Paxton), Craig T. Nelson (Joe Paxton), Betty White (Grandma Annie), Malin Akerman (Gertrude), Denis O’Hare (Mr. Gilbertson), Oscar Nuñez (Ramon), Aasif Mandvi (Bob Spaulding), Michael Nouri (Chairman Bergen), Michael Mosley (Chuck), Dale Place (Jim McKittrick), Alicia Hunt (Coffee Barista), Alexis R. Garcia (Immigration Clerk), Gregg Edelman (Lead Counsel Malloy), Anne Fletcher (Jill), 108 Min., Kinostart: 30. Juli 2009

Sandra Bullock. Durch Speed wurde sie zum Superstar, doch abgesehen von While you were sleeping und vielleicht den Miss Congenality-Filmen konnte sie diesem Superstar-Status nie gerecht werden, zu eingeschränkt war sie in ihrem Figurenspektrum. Verglichen mit Sandra Bullock wirkt selbst Meg Ryan wie eine Frau mit 1000 Gesichtern. Und ähnlich wie Meg Ryan tat sie ihr mögliches, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Nichts blieb unversucht, man probierte sich an einer Grisham-Verfilmung (A Time to Kill aka Die Jury), an Frauenfilmen, am Thema Alkoholismus (28 Days), und natürlich mehrfach an Romantic Comedies (am erfolgreichsten Two Weeks Notice aka Ein Chef zum Verlieben, am experimentellsten - und auch nicht wirklich eine Komödie - ihre “Wiedervereinigung” mit Keanu Reeves in The Lake House), und schließlich, mittlerweile auch als Produzentin mitspracheberechtigt, sogar an einem Horrorfilm wie Premonition. Doch mit ihrem neuen Film wollte sie ganz klar ihr Comeback durchdrücken, wie man auch an der nicht geringen Medienpräsenz ablesen kann. Die Szene, in der sie mit Filmpartner Ryan Reynolds nackt zusammenstößt (“Why are you naked?” - “Why are you wet?”), dürfte selbst ein moderater Fernsehzuschauer inzwischen ein halbes Dutzend mal gesehen haben. Fragt sich nur, ob das reicht, um die Massen ins Kino zu locken ...

Doch The Proposal ist nicht Striptease mit Demi Moore, hier wird nicht versucht, männliche Zuschauer mit der Aussicht auf Sandras Brüste (keine Chance) zu locken, sondern das unkaputtbare Genre Romantic Comedy wird ausgenutzt, ein Selbstgänger, wenn gerade keine Konkurrenz die Zuschauerinnen klaut. Und die Prämisse des Films ist für die “neue Frau”, die sich an Sex and the City orientiert, perfekt zugeschnitten, denn Sandra Bullock spielt eine durchtriebene Karrierefrau (zunächst ähnlich sympathisch wie Meryl Streep in The Devil wears Prada), die sich nicht mit Sentimentalitäten abgibt, sondern aus rein geschäftlichen Gründen (die Kanadierin droht des Landes verwiesen zu werden) ihren gefügsamen und attraktiven Assistenten ehelichen will. Dass sie dabei dann doch ihr Herz entdeckt, wird niemanden in Erstaunen versetzen.

Was wirklich eine positive Überraschung ist, ist die Qualität des Films. Regisseurin Anne Fletcher arbeitete zunächst als Produzentin (The Wedding Planner), Tänzerin (The Flintstones) und Choreographin (Ice Princess) und verbrach zuletzt 27 Dresses, ein Film, dem man die Überlegungen auf dem Marketing-Reissbrett ansah, ansonsten aber reichlich wenig. Und da auch der Drehbuchautor eher als Produzent misslungener Streifen (Memoirs of a Geisha, Eagle Eye) bekannt ist, fragt man sich, was plötzlich so unerwartet gut funktioniert. Schon der Einstieg, eine multimedial unterstützte Jogging-Szene, überzeugt, und der gemäßigt gehässige Tonfall zwischen den zu verbändelnden ist durchweg unterhaltsam. Wenn die beiden dann auch noch gemeinsam zum 90. Geburtstag seiner Großmutter (Golden Girl Betty White als “Gammie”) jetten, wächst auch noch das Ensemble an (Mary Steenburgen und Craig T. Nelson als Eltern, Malin Akerman als immer noch interessierte Exfreundin), und einer der Höhepunkte des Films ist die Geschichte seines Antrags, die die beiden für die Familie wechselseitig erfinden, allerdings mit sehr unterschiedlichen Motivationen. Doch dann lässt der Film langsam nach, die Scherze mit dem Striptänzer Ramon hätte man sich ebenso sehr sparen können wie das Hündchen Kevin und sein Problem mit der heimischen Vogelwelt. Die Annäherung geschieht dann neben den Familienwerten über die Vorliebe für “Rob Base & DJ E-Z Rock”, und natürlich gibt es dann die Beichte vor dem Hochzeitspublikum und andere Standards des Genres, ziemlich ärgerlich ist aber, dass man erst etabliert, dass die von Sandra Bullock gespielte Margaret Nichtschwimmerin ist und Angst vor Wasser hat, nur um sie eine halbe Stunde später selbstständig ans Steuer eines Bootes springen zu lassen, damit Ryan Reynolds sie retten kann. Wenn man über einige Details des Drehbuchs (auch eine andere “Rettungsaktion” gegen Schluss) lieber etwas mehr nachgedacht hätte, hätte tatsächlich ein richtig guter Film daraus werden können. So sieht man vor allem die guten Absichten.

Und ein letztes Wort noch zu Sandra Bullock: Den unerschrockenen Quasi-Nacktauftritt und den Mut zum diesmal anders herum verlagerten Altersunterschied außer acht gelassen: Die jüngere Malin Akerman (Watchmen) kann Sandra nicht das Wasser reichen, aber Mary Steenburgen (Back to the Future III) ist trotz fortgeschrittenerem Alter (und ziemlich nichtssagender Rolle) noch ca. fünfmal interessanter als Tante Bullock.

Nachfolgend ein im Text erwähnter Dialog, der auch bei stiller Lektüre seinen Reiz behält.

Andrew: You know what? Actually, Margaret loves telling this story, so I'm just gonna let her go ahead and do that. We should just sit and rapture.
Margaret: Wow, okay ... wow, where to begin ... the story ... Well, um, wow ... Okay, well, um, Andrew and I ... Andrew and I were about to celebrate our first anniversary together and I knew that he'd been itching to ask me to marry himand he was scared, like a little tiny bird. So, I started leaving him little hints here and there because I knew he wouldn’t have the guts to ask...
Andrew: That’s not exactly how it happened.
Margaret: No?
Andrew: No, no, I mean I picked up on all of her little hints ... this woman is about as subtle as a gun. Yeah, no what I was worried about was that she might find this little box...
Margaret: Oh, the decoupage box that he made, where he’d taken the time to cut out twenty little pictures of himself, just pasted all over the box. So beautiful! I opened that beautiful little decoupage and out fluttered these tiny little hand cut heart confettis and once they cleared, I looked down and I saw the most beautiful, big...
Andrew: ... fat nothing! No ring.
Grandma Annie: No ring?
Grace Paxton: What?
Andrew: No, but inside that box, underneath all that crap, a handwritten notewith the address to a hotel, date and time. Real Humphrey Bogart type stuff.Masculine. Naturally, Margaret, she thought...
Margaret: I thought he was seeing someone else... so it was a terrible time for me, but I went to that hotel anyway, I went there and I pounded on the door. But the door was already unlocked. As I swung open that door, there he was...
Andrew: Standing.
Margaret: Kneeling.
Andrew: Like a man.
Margaret: On a bed of rosebuds, in a tuxedo. Your son. Your son ... and he was choking back soft, soft sobs. And when he held back the tears and finally caught his breath, he said to me...
Andrew: “Margaret, will you marry me?” and she said “yep”, the end!