Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




2. September 2009
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Julie & Julia (R: Nora Ephron)
Julie & Julia (R: Nora Ephron)
Julie & Julia (R: Nora Ephron)
Bildmaterial © 2009 Sony Pictures Releasing GmbH
Julie & Julia (R: Nora Ephron)
Julie & Julia (R: Nora Ephron)


Julie & Julia
(R: Nora Ephron)

USA 2009, Buch: Nora Ephron, Vorlagen: Julie Powell, Julia Child, Alex Prud'homme, Kamera: Stephen Goldblatt, Schnitt: Richard Marks, Musik: Alexandre Desplat, Kostüme: Ann Roth, Production Design: Mark Ricker, Art Direction: Ben Barraud, mit Amy Adams (Julie Powell), Meryl Streep (Julia Child), Stanley Tucci (Paul Child), Chris Messina (Eric Powell), Linda Emond (Simone Beck), Helen Carey (Louisette Bertholle), Mary Lynn Rajskub (Sarah), Jane Lynch (Dorothy McWilliams), Joan Juliet Buck (Madame Brassart), Crystal Noelle (Ernestine), George Bartenieff (Chef Max Bugnard), Vanessa Ferlito (Cassie), Casey Wilson (Regina), Jillian Bach (Annabelle), Andrew Garman (John O'Brien), Michael Brian Dunn (Ivan Cousins), Pamela Holden Stewart (Instructor at Le Cordon Bleu), Frances Sternhagen (Irma Rombauer), Julia Prud'homme (Bridge Teacher), Mary Kay Place (Stimme Julie’s Mom), 123 Min., Kinostart: 3. September 2009

Nora Ephron ist bekannt für “Frauenfilme”. Darunter uninspirierte Romantic Comedies wie Sleepless in Seattle oder You’ve got Mail (Lubitschs Original, der Little Shop around the Corner, hat übrigens nächste Woche Wiederaufführung in Deutschland. Sehr zu empfehlen, der unübertroffene Prototyp eines ganzen Genres!), völlig misslungene Schmonzetten wie Michael (mit John Travolta als Engel!), aber auch geringfügig interessantere Werke wie Postcards from the Edge. Vor langer Zeit haben auch mal andere, begabtere Regisseure ihre Drehbücher verfilmt (Silkwood, When Harry met Sally), aber diese Zeiten sind vorbei, Frau Ephron schreibt nur noch für sich selbst oder für den Buchmarkt.

In diesem Fall ist aber die Basisidee des Films gar nicht so uninteressant, denn wie es so schön formuliert wurde, basiert dieser Film auf zwei wahren Geschichten, die sich größtenteils in zwei Büchern wiederfinden. Zum einen in den Memoiren der Kochbuchautorin Julia Child (im Film Meryl Streep), zum anderen in dem später als Buch publizierten Blog von Julie Powell (Amy Adams), die es sich vornahm, die 524 Rezepte des Klassikers Mastering the Art of French Cooking der Beinahe-Namensvetterin innerhalb eines Jahres allesamt nachzukochen - und ihre Erlebnisse dabei einem wachsenden Internet-Publikum vorzuführen.

Der drohenden Gefahr, eine Frauenfreundschaft mit einer Kochshow durchzurühren, entgeht Frau Ephron hierbei, und aufgrund der Hauptdarstellerinnen ist der Film auch durchaus sehenswert. Meryl Streep spielt zwar wieder extrem “over the top”, wie schon in ihren letzten Filmen (z. B. Mamma Mia!, The Devil Wears Prada, Prime, The Manchurian Candidate), aber schon ihre zunächst unerträgliche (mal wieder eigens für die Rolle kreierte) Stimme, die auszufüllende Körpergröße der echten Julia Child und das wunderbare Zusammenspiel mit Stanley Tucci sind allesamt Erlebnisse. Die eigentliche Hauptdarstellerin ist Amy Adams (die ja erst vor kurzem in Doubt direkt auf Frau Streep traf), und die mehr “down-to-earth” wie ihre große Kollegin erscheint. Der Film an sich hat eigentlich wenig Nährwert (und ein etwas schmalziges Ende), aber es macht Spaß, ihn sich anzuschauen - selbst mir als Mann, ohne die geringste Affinität zum Kochen. Neben dem wunderbar schlechten Französisch, den vielen sexuellen Anspielungen in Meryl Streeps Flashback-Paris und dem schönen Einsatz eines Talking-Heads-Songs hatte Frau Ephron die großartige Idee, einen Sketch aus Saturday Night Live, in dem ein junger Dan Aykroyd die Fernseh-Köchin Child parodiert, in den Film einzuflechten. Doch meine liebste Szene ist die, wo Amy Adams sich mit ihren allesamt erfolgreicheren Freundinnen trifft. Alles wirkt zunächst wie in Sex and the City, die ach so hippen Freundinnen sind nebenbei stark mit ihren Handys beschäftigt, und an irgendeinem Punkt stellt Julie fest, dass sie auf solche Freunde gut verzichten kann. Allein für diese Szene hat Nora Ephron - und damit hatte ich wirklich nicht gerechnet - jetzt bei mir einen kleinen Stein im Brett. (Und Amy Adams natürlich sowieso und auch schon seit längerem.)