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Bilder © 2009 Warner Bros. Ent.
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Die Frau des Zeitreisenden
(R: Robert Schwentke)
Originaltitel: The Time Traveler’s Wife, USA 2008, Buch: Bruce Joel Rubin, Lit. Vorlage: Audrey Niffenegger, Kamera: Florian Ballhaus, Schnitt: Thom Noble, Musik: Mychael Danna, mit Eric Bana (Henry DeTamble), Rachel McAdams (Clare Abshire), Ron Livingston (Gomez), Stephen Tobolowsky (Dr. David Kendrick), Jane McLean (Charisse), Arliss Howard (Richard DeTamble), Michelle Nolden (Annette DeTamble), Hailey McCann (Alba at Nine and Ten), Tatum McCann (Alba at Four and Five), Brooklynn Proulx (Clare at Six and Eight), Alex Ferris (Henry at six), Philip Craig (Philip Abshire), Fiona Reid (Lucille Abshire), Brian Bisson (Mark Abshire), Maggie Castle (Alicia Abshire), Alison MacLeod (Realtor), Michael Bell (Voice Over), 107 Min., Kinostart: 17. September 2009
Schon der Titel dieses verfilmten Bestsellers macht klar, dass die Geschichte Frauen ansprechen soll. Es geht (laut Titel) nicht um den Zeitreisenden und wie er die Frau seines Lebens findet, sondern um die „Frau des Zeitreisenden“, die Zeitreisen scheinen weniger bedeutsam als das exotische Flair, das diesen (Ehe)Mann begleitet.
Anders ausgedrückt: Dies ist kein Science-Fiction-Stoff, sondern eine Liebesgeschichte bzw. ein Ehedrama. Der Zeitreisende (Eric Bana) hat keine Maschine erfunden (H. G. Wells), er ist kein Held, den jemand zur Rettung der Welt auserkoren hat (Terry Gilliam), nein, er hat einfach nur einen Gendefekt, der ihn für kurze Zeit irgendwohin in die Zeit schickt und dann wieder zurückholt. Dabei wird er seiner Klamotten verlustig, was die Knaben an Terminator erinnern wird und die Mädels in den mehrfachen Genuss von Eric Banas Kehrseite bringt.
Wenn man den Zeitreise-Aspekt mal kurz außer acht lässt, ist das größte Problem für die Frau des Zeitreisenden also, dass ihr Gatte immer mal wieder für Stunden oder Tage verschwindet. Dabei muss sie weniger befürchten, dass er fremdgeht (höchstens mal mit einer jüngeren oder älteren Version seiner Gattin, aber das zählt nicht richtig), aber, dass er, nackt in einer ihm unbekannten Umgebung landend, in Gefahr gerät. Dieses Problem manifestiert sich, als er mal mit einer ziemlich ernstzunehmenden Schussverletzung auf dem Wohnzimmerfußboden auftaucht, und nicht nur die Gattin (Rachel McAdams) davon Zeuge wird, sondern auch eine jüngere Version des Zeitreisenden selbst. Doch genug zur Geschichte.
Brad Pitt und seine damalige Lebensabschnittsgefährtin Jennifer Aniston sicherten sich die Rechte an dem Roman von Audrey Niffenegger schon, bevor er erschienen war, und über den Produzenten Brad Pitt wird man nicht nur an Twelve Monkeys (siehe weiter oben) erinnert, sondern auch an dessen letzten Film Benjamin Button, in dem auch ein Paar das Problem hatte, dass sie sich in unterschiedliche zeitliche Richtungen bewegten. Und in Filmen mit (irgendwie) tragischen Liebesgeschichten scheint es heute immer mehr in Mode zu geraten, dass die Begleitumstände irgendwie ins Übernatürliche driften. Damit meine ich jetzt weniger paranormale Schmachtfetzen wie Twilight oder Underworld als durchaus auch mal interessante Ideen wie in The House at the Lake (Keanu Reeves und Sandra Bullock, das asiatische Original lassen wir hier mal außer Acht), Ghost (Patrick Swayze R.I.P.), dem wahrscheinlich ähnlich gestrickten P.S. I love you oder Jonathan Glazers Birth, wo jeweils die Zeit bzw. das Alter / der Tod ein Problem darstellen (und es gibt sicher noch viele Filme, die mir nur gerade nicht einfallen). In diese Kategorie sortiert sich auch dieser vom Deutschen Robert Schwentke (mal wieder mit Ballhaus-Sohn Florian an der Kamera) gedrehte Film ein, doch aus meiner SF-/Männersicht sind die Frauen-Aspekte um einiges zu stark. Der Zeitreisende kann sich seine Zielorte nicht aussuchen, aber das übernimmt für ihn das Drehbuch, und er landet bevorzugt beim Tod seiner Mutter (den er nicht verhindern kann), trifft seine Mutter zufällig in der U-Bahn, trifft seine (zukünftige) Frau oder die gemeinsame Tochter in diversen Altersstufen (wobei der Zuschauer schon etwas aufpassen muss, wie alt die von Eric Bana dargestellte Person jeweils sein soll), und last but not least, konzentrieren sich die Zeitreisen um Weihnachten, die Neujahrsnacht und den Tag der Hochzeit. Warum das so ist, wird nicht erklärt, aber es ist - wie gesagt - dem Drehbuch (oder zuvor wohl dem Roman) durchaus dienlich. In Sachen wissenschaftlicher Bewältigung des Problems wird nur mal ein Experte zur Hilfe gezogen, der vom thematisch durchaus bewanderten Stephen Tobolowski (Groundhog Day, Memento) gespielt wird, aber diese Figur tritt ähnlich wie der Schwiegervater oder der Freund einer Freundin vor allem dann in Aktion, wenn es die Story vorantreibt. Unter dieser zu stark konstruierten Story leidet der Film ein wenig, wo eine irgendwie vom zeitreisenden selbst bestimmte Zeitreiseroute zwar um einiges komplexer gewesen wäre, aber auch so viel befriedigender. Und so endet der Film auch mit einer Szene, die ich hier nicht beschreiben will, die aber gänzlich für ein weibliches Publikum geschrieben wurde. Wir Männer dürfen dann artig mit ins Kino gehen, evtl. unser SF-Fachwissen beitragen und Taschentücher rüberreichen, wenn es mal ergreifend wird. Durchaus interessant anzuschauen, aber um einiges zu knutschig/schmusig für meinen Geschmack. Und ausgerechnet ein dezidiertes Frauenthema behandelt der Film reichlich leichtfertig, was aber wohl daran liegt, dass man trotz vieler Probleme einen Wohlfühlfilm drehen wollte, und da kehrt man einige Unannehmlichkeiten schon mal unter den Teppich.
Ach ja, die witzigste (und irgendwie prophetischste) Stelle des Films ist die Auswahl des ersten Songs bei der Hochzeit (hatte ich schon erwähnt, dass Frauen Filme lieben, in denen mindestens eine Hochzeit vorkommt?), und zwar „Love will tear us apart“ von Joy Division.
Schmacht-Zitat Nr. 1 (auch prominent im Trailer gefeaturet): „I wouldn't change one second of our life together.“ Yeah, and we’ll always have Paris ... uh, Christmas!