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Fotos © 2009 Warner Bros. Ent.
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Männerherzen
(R: Simon Verhoeven)
Deutschland 2008, Buch, Musik: Simon Verhoeven, Kamera: Jo Heim, Schnitt: Stefan Essl, mit Florian David Fitz (Niklas Michalke), Christian Ulmen (Günther Stobanski), Maxim Mehmet (Philip Henrion), Nadja Uhl (Susanne Feldberg), Justus von Dohnányi (Bruce Berger), Wotan Wilke Möring (Roland Feldberg), Til Schweiger (Jerome Ades), Jana Pallaske (Nina Hellmich), Liane Forestieri (Laura Sander), Palina Rojinsky (Sabrina Silver), Inez Björg David (Maria Hellström), Carl Heinz Choynski (Vater Feldberg), Amon Wendel (Tommy Feldberg), Millane Kaituli (Jasmin), Fritz Karl (Martin), Birge Schade (Pflegerin Beate), Bastian Pastewka (Glöckle-Mann), Stephan Luca (Ultimo Mann), Simon Verhoeven (Pierre), Emma Tiger Schweiger (Emily), 107 Min., Kinostart: 8. Oktober 2009
Die Fernsehreklame suggeriert eine Komödie mit Til Schweiger und Christian Ulmen in den Hauptrollen, doch eigentlich handelt es sich bei Männerherzen um einen Ensemblefilm, in dem die Publikumsfavoriten vergleichsweise kleine Rollen spielen. Und das ist auch gut so, wenn man sich daran erinnert, wie (ungewollt) hilflos Ulmen zuletzt in Maria, ihm schmeckt's nicht! agierte. Nun hat Herr Ulmen es an der Seite des hier als Obermacho Jerome auftrumpfenden Herrn Schweiger verhältnismäßig leicht, witzig zu wirken, doch die inoffizielle Hauptrolle hat eigentlich Florian David Fitz als Niklas bekommen, wobei bei dieser Rolle die Parallelen zu The Last Kiss mit Zach Braff (ursprünglich war das mal ein italienischer Film namens L'ultimo bacio) am deutlichsten auffallen. Don't call it a Schnitzel bzw. Remake ...
Niklas beglückt uns auch mit einer der zwei schönsten Ergänzungen des Films, denn wie in klassischen Warner-Cartoons hat er zwei Stimmen in seinem Hirn, die die unterschiedlichen Standpunkte (“Ein Familie gründen ist das höchste Glück auf Erden” bzw. “Du kannst alle haben, warum willst du dir eine ans Bein binden?”) verkörpern - in Gestalt der Figuren auf zwei von Niklas betreuten Werbeplakaten (in seinem Büro taktisch geschickt aufgehängt), dem “Glöckle-Mann” (Bastian Pastewka) und einem später auch in real auftauchenden Unterhosenmodell, das für die Männer-Pflege-Serie “Ultimo” (vergleiche italienischen Filmtitel oben) wirbt.
Niklas ist von den fünf männlichen Hauptfiguren klar der Vorzeige-Schwiegersohn, für den Kinozuschauer interessanter sind aber die verplanten Loser wie Ulmen oder der aus der Anti-Raubkopierer-Reklame bekannte Maxim Mehmet als Philip. Ferner gibt es noch Wotan Wilke Möhring als traumatisiertes Scheidungsopfer, das sämtliche Vorurteile gegenüber dem deutschen Film verkörpert. Ähnlich wie jüngst in He’s just not that into you umkreisen sich die Figuren (die entsprechenden weiblichen Pendants sind hier eher unwichtig), wobei in Männerherzen ein sehr überschaubares Kleinstuniversum dafür sorgt, dass jede Frau, die am Anfang schon mal kurz mit Figur A oder B ein Erlebnis hatte, zum Schluss mit D oder E eine echte Chance bekommt.
Dabei gibt es neben durchaus gelungener Komik auch einiges zu kritisieren, vor allem die ähnlich wie bei He's just not that into you gelackte Oberfläche der Filmwelt. Alles wirkt wie aus dem Werbefernsehen: die Büros und Wohnungen, die Kleidung (selbst die der Loser, bei denen dann Majas Kumpel Willi oder Speedy Gonzales auf dem T-Shirt prangen), und vor allem die Menschen (wobei das natürlich auch damit zusammenhängen kann, dass Schweiger und Ulmen momentan ja selber als Quasi-Ultimo-Mann und Daddelkumpel von Moritz Bleibtreu vergessen lassen, dass sie früher mal versuchten, als Schauspieler ernstgenommen zu werden).
Der einzige, bei dem die Oberfläche zu bröckeln beginnt und der deshalb auch wie ein richtiger Mensch erscheint, ist Justus von Dohnányi, der als Schlagerfuzzi Bruce Berger die zweite und wichtigere Ergänzung zu den beiden Vorläuferfilmen ist. Seine Charity-Hymne Alle Kinder dieser Erde zeugt von wahrer Satire und einem Mut, der ansonsten in diesem Film fehlt.
Außerdem hat Autor und Regisseur Simon Verhoeven bei den vielen Handlungssträngen wohl auch ein bisschen den Überblick verloren, denn die Beziehung zwischen Jana Pallaske und Nadja Uhl wird vielen Zuschauern lange Zeit ein Rätsel bleiben. Sind sie Mutter und Tochter oder Schwestern? Oder haben sie einfach je einen Sohn, die sich sehr ähnlich sehen? Offenbar verschwand hier was auf dem Fußboden des Schneideraums, und eine eigentlich gelungene Schnittkante ("Warum musst Du immer kämpfen?") führt zu einiger Verwirrung, weil die Grafikstudentin und die Supermarktkassiererin irgendetwas verbindet, was dann erst nach der Hälfte des Films aufgeklärt wird. Und das ist keine Absicht, sondern eine inszenatorische Unachtsamkeit.
Dennoch akzeptable Unterhaltung, aber ich wüsste schon gern, was beispielsweise Andreas Dresen aus dem selben Stoff gezaubert hätte ...