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Fotos: Kool Filmdistribution
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Nokan
Die Kunst des Ausklangs
(R: Yôjirô Takita)
Japan 2008, Originaltitel: Okuribito, Intern. Titel: Departures, Buch: Kundo Koyama, Kamera: Takeshi Hamada, Schnitt: Akimasa Kawashima, Musik: Joe Hisaishi, Production Design: Fumio Ogawa, mit Masahiro Motoki (Daigo Kobayashi), Tsutomu Yamazaki (Ikuei Sasaki), Ryoko Hirosue (Mika Kobayashi), Kazuko Yoshiyuki (Tsuyako Yamashita), Kimiko Yo (Yuriko Kamimura), Takashi Sasano (Shokichi Hirata), 130 Min., Kinostart: 26. November 2009
Daigo verliert seinen Job als Cellist und meldet sich auf eine Anzeige hin, bei der er ein Reisebüro vermutet. Doch es geht um buddhistische Begräbnisrituale, was er seiner Frau verschweigt (Euphemismus des Monats: Beerdigungen sind sowas ähnliches wie Hochzeiten).
Der überraschende Gewinner des Oscars für den besten nicht-englischsprachigen Film (immerhin waren auch Waltz with Bashir und Entre les murs nominiert) ist ein klassisches (böse Zungen benutzen auch das Wort "konservativ") Beispiel für das Filmland Japan. Hochsymbolische Akte und ernste Themen prallen ungebremst auf infantilen Humor und Slapstick-Einlagen, die für westliche Betrachter mitunter ungewohnt sein mögen, weil die Schauspieltradition in Japan so gänzlich anders ist.
Okuribito beginnt wie Six Feet Under auf Japanisch, spielt dann drehbuchmäßig die Möglichkeiten der Prämisse durch (ähnlich wie in The Messenger, wo auch Dienstleister mit dem Tod und der unterschiedlich ausgedrückten Trauer der Hinterbliebenen konfrontiert werden), und wird schließlich zu einem Ehedrama und einer psychoanalytischen Reise in die Jugend. Dabei steckt der Film voller Ideen (wobei die erste, an Fargo erinnernde Einstellung und die japanischen Variationen einer klassischen Frühform von Danny Boy die Coen-Brüder als Inspiration nahe legen), die vom sehr symbolisch anmutenden Einsatz von Fischen und Steinen über visuelle Ideen bis hin zum Dialogwitz das Talent des Regisseurs demonstrieren.
Ähnlich wie jüngst Park Chan-wooks Durst ist auch Okuribito ein Film, der in seinen gut zwei Stunden ganz unterschiedliche Dinge ausprobiert, dabei nicht auf "Nummer Sicher" geht und gerade durch die kleinen Missklänge verzaubert. Auch die Hauptfigur Daigo ist keineswegs ein perfekter Cellist, und durch seine kleinen Schwächen und Macken (wie beim Umgang mit der Gattin) wird er umso liebenswerter.