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Die Vision einer Vollmondscheibe mit einer dunklen Stelle der
Augustinernonne Juliane von Lüttich (1209) wurde als Hinweis der
Notwendigkeit eines besonderen Festes gedeutet.
Geschichtlich ist das Hochfest des Leibes und Blutes Christi ein so
genanntes
Ideenfest, theologisch steht es in einer Beziehung zur Lehre von der
Wesensverwandlung der Elemente von Brot und Wein in der Eucharistie. Zum
Fronleichnam singt man die Sequenz Lauda Sion; Lobe Zion, deinen Hirten.
Wird der Mensch als Idee begriffen, läßt sich der menschliche Körper
auch als Zeichen wahrnehmen. Mit einfachsten Handlungen kann ein Moment
verdichtet und ein unmittelbares Ereignis erzeugt werden.
Aus individuellem Spiel und Rhythmus entstehen kollektive Rituale.
Die Performance ist das geeignetste Instrument einen breiten Zugang zu
diesen Inhalten zu ermöglichen.
Eingeladen werden Künstler, die sich bereits intensiv mit den Thematiken
beschäftigt haben und so unterschiedlichste Positionen repräsentieren.
Ralf Filges |
Rolf Hinterecker |
Anja Ibsch |
Ingolf Keiner |
Hajo Mönnighoff |
Rebecca Raue |
Stephan US |
Steffi Wurster
BBB Johannes Deimling: Wille Dauer 20 Minuten
Ich stehe auf der Kanzel in der Zionskirche. Ich halte eine 2,40 x 3,60 Meter große, weiße Fahne mit der schwarzen Aufschrift "ich" in meinen Händen. Ich halte die Fahne solange, bis sie beginnt schwerer und schwerer zu werden. Ich setze die Fahne nicht ab. Ich versuche sie mit aller Kraft hochzuhalten. Ich stemme mich gegen den sich immer weiter neigenden Winkel der Fahne. Ich merke das meine Kraft nachläßt. Ich lasse die Fahne von der Kanzel fallen, weil ich sie nicht mehr halten kann. Ich gehe von der Kanzel. |
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Rolf Hinterecker |
Anja Ibsch |
Ingolf Keiner |
Hajo Mönnighoff |
Rebecca Raue |
Stephan US |
Steffi WursterRalf Filges: Weichung
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In dieser performativen Darbietung werden die Begriffe »Fron« und »Weichung« bearbeitet. Fron = Dienstleitung, die in körperlicher Arbeit besteht. = es wird schwere, als Zwang empfundene Arbeit geleistet. Weichung = des Körpers, der Nudeln, des Kerzenwachses. = abweichen, aufweichen, ausweichen, durchweichen, zurückweichen …
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Meinem Oralraum werden 750g 50cm lange, harte Nudeln übergeben. Lege mich danach auf den Boden, die Nudeln streben gen Himmel. Wieder in vertikaler Position, werden 4 Kerzen entzündet, die zuvor auf meinem Haupt präpariert wurden. = Weichungsprozeß der brenenden Kerzen auf dem Weg zur Kochstelle. Wasser wird zum Brodeln gebracht und Nudeln oral hineingetaucht = 2. Weichungsprozeß der Nudeln wird gestartet. Während der Kochphase kommt ein 3. Weichungsprozeß meines performenden Körpers in Gang (spritzendes, kochendes Wasser und Kapillarwirkung des Nudelstranges). Nach dem Kochvorgang versuche ich durch Schütteln und Rotieren die durchweichten, dampfenden Nudeln abzukühlen; lege mich wieder nieder, aber diesmal mit «schlappen« Nudeln bedeckt. Endlich speie ich den noch immer im Oralraum befindlichen Nudelstrang aus und reiße die brennenden Kerzen vom Kopf. (keine zuvor erfogte Erprobung; Körper, Idee, Material, Agieren, Resultat).BBB Johannes Deimling |
Anja Ibsch |
Ingolf Keiner |
Hajo Mönnighoff |
Rebecca Raue |
Stephan US |
Steffi WursterRolf Hinterecker
So wie die Entdeckung der "Natur" in Kunst, Literatur usw. eigentlich den Anfang vom Ende des Naturbezugs, also die unmittelbare Abhängigkeit des Menschen von seiner Umwelt (wilde Tiere, Dürre, Mißernten usw.) markierte, so deutet die Auseinandersetzung mit dem Menschen selbst und seinem Ego in unseren Zivilisationsgesellschaften zum Ende des 2.Jahrtausends auf die Vorbereitung neuer, designter "Menschen", also auf ein Ende der 'Menschlichen Gattung' homo sapiens sapiens und seiner Kulturen. |
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BBB Johannes Deimling |
Ralf Filges |
Ingolf Keiner |
Hajo Mönnighoff |
Rebecca Raue |
Stephan US |
Steffi Wurster
Anja ibsch: Tauscher
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Wärmedurchgang Wärmeübertragung zwischen 2 Strömen den Medien der Wärmeenergie: eine Form der Änderung der inneren Energie (Thermodynamik)
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BBB Johannes Deimling |
Ralf Filges |
Rolf Hinterecker |
Hajo Mönnighoff |
Rebecca Raue |
Stephan US |
Steffi WursterIngolf Keiner: The Big C. Materialien: Aluminiumleiter 540 cm, Trampolin, Schwämme, Wasser, Diktaphon Dauer: 30 Minuten
Es wird ein Prinzip des Tragens gezeigt. Ist jeder aufgefordert die Last der Anderen mitzutragen?
Der Boden wackelt, zwei Frauen haben zwei Eimer Wasser auf das Trampolin geschüttet. Ich bete laut, balanciere die Leiter und drehe mich im Kreis.
Aus dem kleinen Diktaphon, das an der neunten Sprosse befestigt ist,
pfeift die ganze Zeit ein Kinderlied. |
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BBB Johannes Deimling |
Ralf Filges |
Rolf Hinterecker |
Anja Ibsch |
Rebecca Raue |
Stephan US |
Steffi WursterHajo Mönnighoff: 25 Minuten Laufen BBB Johannes Deimling |
Ralf Filges |
Rolf Hinterecker |
Anja Ibsch |
Ingolf Keiner |
Stephan US |
Steffi WursterRebecca Raue
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Ganz langsam laufe ich um eine Kirche. Ich gehe, und das Heben und Aufsetzen eines Fußes scheint eine Ewigkeit in Anspruch zu nehmen. Die Augen wählen sich einen Punkt. Irgendwo, wo sonst nichts ist. In der Hand halte ich eine Rose. Sie ist ein Baum, den ich sehr langsam um ein von Menschenhand erbautes Gotteshaus trage. Es ist der Gott unserer Bilder, der hinter den Mauern verehrt wird. Während ich gehe machen andere Menschen in der Kirche Performances. Was sie tun, weiß ich nicht, aber sie geben ihrer Idee von Welt Ausdruck. Ich gehe.
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Langsam. Das Labyrinth im Innern der Rose wird zum Lebensraum. Ich gehe. Wie der Zeiger einer Uhr bewege ich mich in die immer gleiche Richtung. Irgendwie wird die Geschwindigkeit meiner Bewegungen zum Maßstab meiner Gedanken. Landschaften entstehen. Auf dem Boden sehe ich einen Mann tanzen. Überall sind Geschichten. Ich versuche zuzuhören. Ich bewege mich. Ständig. Sehr langsam. Die Luft wird dunkler. Ich gehe um eine Kirche, die auf der Erde steht, die, sich drehend, um die Sonne kreist. Irgendwann stehe ich zwischen dem Kreuz des Hauses und einem Kreis aus zwölf Rosen, die ich vor dem Portal aufgestellt hatte. Es sind zweieinhalb Stunden vergangen. Ich habe die dreizehnte Rose in die Mitte des Kreises gelegt und an den Mond gedacht. Gehen. BBB Johannes Deimling |
Ralf Filges |
Rolf Hinterecker |
Anja Ibsch |
Ingolf Keiner |
Hajo Mönnighoff |
Steffi WursterStefan US: subjekt-objekt-projekt: 1. Hand anlegen
Ich stehe im Eingang zum Kirchraum und stecke mir soviele Oblaten zwischen die Zähne, dass sie jegliche Bewegung des Mundes versperren. Ich lege mich in den Mittelgang des Kirchraumes, an meinen Füssen ein Abschleppseil gebunden. Ich liege dort, bereit vom Publikum durch die Kirche
geschleppt zu werden. Fragestellung: - Wann trete ich vom Subjekt ins Objekt? - Werde ich irgendwann zum Gegenstand, zu einem Ding? - Was verändert sich mit der Zeit, bei mir, bei den Handelnden?
Die Aktion endet, wenn alle Oblaten durchgebissen sind. |
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BBB Johannes Deimling |
Ralf Filges |
Rolf Hinterecker |
Anja Ibsch |
Ingolf Keiner |
Hajo Mönnighoff |
Rebecca Raue |
Steffi Wurster: fern
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Seitenschiff, spärliches Licht eine Kirchenbank, ein Tisch, eine weiße Lilie, ein Druckschalter eine Frau, eingespannt zwei Bewegungen wechseln sich ab: das Vor/Zurück des Kopfes das Auf und Ab der Hand Funktionszusammenhang zwischen Kopf und Hand: Beugt die Frau den Kopf der Lilie (Duft) entgegen, hebt sich die Hand. In der Entfernung sinkt die Hand auf den Schalter (Druck). NOLI ME TANGERE Immer wieder dieselbe Bewegung. Der Kopf führt, die Hand funktioniert. Der Schalter schaltet. NOLI ME TANGERE Wollest mich nicht berühren. Die Richtung ist klar: Fernsehen. Der
Heilige hat sich aus dem Staub gemacht. Kein leuchtendes Beispiel geht
mehr voran. Ein Automat bewegt die Menschheit. (Frondienst und
Seilschaft) Sie schaltet ab und schaltet ein. Sie beherrscht ihr Instrument. |
IV. Veranstaltung der Performance-Reihe Typus Organisation: pakt. performance- und aktionskunst. berlin I. Keiner, A. Ibsch, BBB J. Deimling
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