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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




4. November 2019
Thomas Vorwerk
für satt.org


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Mittwoch, der 2. / 9. / 16. / 23. / 30. Oktober
(Woche 40-44)


Grundsätzliche Infos zu dieser Rubrik findet Ihr auf unserer Erklärseite!



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30. Oktober 2019 (Woche 44)
(erstes Appetithäppchen)



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Freitag, den 1. November, kurz vor 22 Uhr:

Im Oktober habe ich nicht nur traditionell Geburtstag, ich habe mir auch erkennbar mehr Stunden in meinem Bezahljob aufgehalst (angesammelte Arbeitslasten wollte ich endlich wieder abbauen) und dann hatte ich auch noch zwei Wochen mit einer hartnäckigen Heiserkeit und einem nervigen Reizhusten zu kämpfen. Jedenfalls habe ich zwischenzeitig deutlich weniger Comics gelesen, dann aber in der Halloweenwoche viel aufgeholt - nur leider trotzdem wenig Berichtenswertes gefunden. Ich will definitiv, dass die nächste Ausgabe spätestens in 14 Tagen voll ist - aber aktuell suche ich noch nach zwei Comics für diese Ausgabe...


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  Joker: Killer Smile #1

Joker:
Killer Smile
#1 (of 3)

Writer: Jeff Lemire; Artist & Cover: Andrea Sorrentino; Colorist: Jordie Bellaire; Letterer: Steve Wands; Design: Louis Prandi; DC Comics; $ 5,99

Der Oktober ist dieses Jahr bei DC eindeutig der Monat des Jokers. Man weiß ja nie, wie viele Joaquin-Phoenix-Enthusiasten sich in den nächsten Comicshop verirren, da will man denen auch was bieten.

Leider war aus meiner Sicht das Year of the Villain-Special von Halloween-Regisseur John Carpenter eine arge Enttäuschung, und das erste Heft das Neunteilers Joker / Harley: Criminal Sanity hat mich so verärgert, dass ich definitiv nicht weiterlesen will. Harleen #2 habe ich aktuell noch nicht gelesen...

Jeff Lemire, Mastermind hinter Black Hammer und generell einer der ambitionierten US-Mainstream-Autoren, wollte sich auch mal an dem clown prince of crime versuchen und lässt ebenfalls einen Psychoanalytiker in den Käfig des Joker klettern, um vermeintlich ohne irgendwelche Ego-Allüren der Menschheit zu dienen.

Benji Arnell, der an seinem Rückspiegel seines Autos einen Smiley und in seiner Wohnung einen Rorschachtest hängen hat, ist die eigentliche Hauptfigur des ersten Heftes, und ähnlich - nur viel schneller - wie einst Clarice Starling kann man miterleben, wie der Joker sich in seinen Gehirnwindungen festsetzt.

Gevatter Joker will - neueste Version - einfach nur Happiness verbreiten, selbst wenn sich die mal wieder dadurch auszeichnet, dass sein Nervengas unbehelligte Passanten mit einem grotesken Grinsen auf dem Asphalt verenden lässt. Benji hat Frau und Kind, und ich habe eigentlich nicht die geringste Lust, irgendein Mitglied dieser Kleinfamilie zu Schaden kommen zu sehen. Doch wenn Sohn Simon als Bettlektüre ein Bilderbuch über den kettensägenbewaffneten »Mr. Smiles« vorgelesen bekommt, bei dem des Jokers Lieblingsfarben Lila und Grün prominent gefeaturet werden, ahnt man, dass es übel ausgehen könnte.

Joker: Killer Smile #1

© 2019 DC Comics. All rights reserved.

Wenn der Joker den Originaltext des angeblich vom Vater mittgebrachten Kinderbuchs selbigen als Origin-Story rezitiert und Mr. Smiles zum Ende des Heftes auch noch überlebensgroß des Jokers Zelle schmückt, ist das schon ein wenig zu plakativ, aber der Comic gewinnt durch seine visuell einfallsreich umgesetzten Halluzinationen Benjis (teilweise wie der Corinthian in Sandman Overture #1) oder den für Ausschnitte aus dem Kinderbuch komplett anderen Zeichenstil.

Andrea Sorrentino kenne ich bisher nur aus kürzeren Arbeitsbeispielen (etwa aus Legion of Superheroes: Millennium #1 oder Marvel Comics #1001), und der Stil ist mir fast eine Spur zu realistisch (wie hieß noch dieser Hellblazer-Zeichner, John Piers Rayner oder so?). Aber insbesondere die minimale Kolorierung (ich liebe die Idee der violetten Pflaster) und das starre eight panel grid haben durchaus ihren Reiz. Zu meinen Lieblingscomics des Jahres wird die Serie vermutlich nicht avancieren, aber weil es nur drei Hefte lang geht, will man schon noch wissen, welche visuellen und narrativen Kabinettstückchen einen noch erwarten ...


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23. Oktober 2019 (Woche 43)
(Komplettlieferung)



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  Marauders #1

Marauders #1

Writer: Gerry Duggan; Artist: Matteo Lolli; Cover: Russell Dauterman; Letterer: VC's Cory Petit; Colorist: Federico Blee; Design: Tom Muller; Marvel Comics; $ 4,99

Captain Kate Pryde is no typical pirate: no eye-patch or crude artificial limbs, no habitual »Har!«s strewn into her sentences. But you can sense the lifelong ambition of action writer Gerry Duggan (Savage Avengers) to write pirate comics, even if this is one of the six new Marvel mutant titles..

In interviews he likes to explain why the new mutant titles »need« such an unsual genre into the mix, but the real reason why Captain Pryde's picked out her crew of seafaring adventurers is much more entertaining.

Marauders #1 has more of a new title feel than, say, Jonathan Hickman's flagship book X-Men #1. There's some introduction of the characters, some reasons why they team up, some background of the changed mutant world - and the obligatory Hickman text pages are mostly misused here for some silly jokes like an annotated shopping-list.

Since I developed my fondness for Marvel muties only recently, I lack the familiarity with Kitty Pryde. I heard of her, I know about her super power, I never really bought the need of characters like Nightcrawler to call her »kitten« (or, even worse, »Kätzchen«!). I'm also no fan of Gerry Duggan (so far...), but liked his Dead Eyes or the Fantastic Four one shot 4 Yancy Street. Here he mixes his sense of humour very nicely with some action passages, especially the seven pages where Kitty - pardon me, Kate! - shows what she does best are pretty awesome. Even if her inclination to violence reminds me of the Terminator's knee shot (»He'll live!«) instead of reflecting the respect of the new mutant nationality for humans (criminal soldiers from Russia get slightly less of that respect).

Marauders #1

© 2019 Marvel.

I also like the different style of panel borders for Kate's transactions with Emma Frost, the alcoholic debauchery and newcomer artist Matteo Lolli's ever so slightly cartoony style with just a hint of manga elegance where Emma Frost gets into the mix. The joyful entertainment I missed a bit in X-Men #1 I got delivered here.


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  The Immortal Hulk #25

The Immortal
Hulk #25

Writer: Al Ewing; Artist: Germán García; Penciller: Joe Bennett; Inker: Ruy José Cover: Alex Ross; Colorists: Chirs O'Halloran & Paul Mounts; Letterer: VC's Cory Petit; Marvel Comics; $ 5,99

»Color is broken. Light is broken. All is broken.«

Selten passiert es, dass ein Neuanfang einer langlebigen Serie alles derart umkrempelt, aber der Geschichte der Franchise dennoch gerecht wird wie bei Al Ewings The Immortal Hulk. Ich habe damals die gut zehn Jahre Hulk unter der Führung von Peter David miterlebt, dass man danach unter anderem andere Figuren die Rolle des Hulks übernehmen ließ (wie General Ross und Amadeus Cho), ist mir indes entgangen (und ich konnte auch noch nicht alles nachlesen, was da zwischendurch so passiert war).

Aus einem Avengers-Event (No Surrender, #675-690), bei dem Al Ewing als Co-Autor beteiligt war, erwuchs dann die Rückkehr von Bruce Banner, und gleich im ersten Heft von The Immortal Hulk, das augenblicklich deutlich machte, dass man hier das Superhelden-Genre mit einem heftigen Schuss Horror durchmischen würde, machte klar, dass das Adjektiv »Immortal« durchaus ernst gemeint ist.

Ewing fand dann nach einigen kolossalen Ausgaben wie der mit Gastzeichnern aufgepeppten #3 schnell seinen ganz persönlichen Rhythmus, wobei immer deutlicher wurde, wie sehr er sich mit der Vergangenheit des grünen Goliath befasst hatte und dabei nicht zuletzt auch auf der Arbeit von Peter David aufbaute, um dessen Neuinterpretation um die multiplen Persönlichkeiten des von seinem Vater misshandelten kleinen Bruce in seinen unsterblichen Hulk einzubauen.

Spätestens seit Heft #14 bietet Ewing eine ausgedehnte Action-Achterbahnfahrt, eine Art Showdown in Zeitlupe, wobei nahezu jedes Heft mit einem Cliffhanger endet, der oft auch neue Figuren in den zunehmend eskalierenden Konflikt eingeführt werden. Neben den Hauptfiguren der neuen Serie, wie der Reporterin Jacqueline McGee oder dem Westentaschen-General-Ross Ray Fortean spielen hier Mitglieder zweier Teams auf der Suche nach dem Hulk eine Rolle und nach und nach tauchen neben alten Gegnern des Hulk wie einer Version der Abomination auch langjährige Nebenfiguren wie Doc Samson oder Rick Jones wieder auf - doch ähnlich wie Dauerliebschaft Betty teilweise reichlich verändert - die Unsterblichkeit, wie sie Jonathan Hickman bei seinen X-Men-Serien als Kernthese des Marveluniversums zur narrativen Prämisse erklärt, greift jetzt auch bei der »Gamma-Familie« um sich - was Al Ewing gemeinsam mit seinem Art-Team Joe Bennett und Ruy José auch reichlich auskostet. Besonders hübsch etwa der Moment, wo der zu einem Bruchteil seiner Körpergröße verätzte Hulk dadurch gerettet wird, dass jemand sein Herz isst (!) - was zu einer Art Reboot führt.

Die letzten Hefte waren vielleicht nicht so feinsinnig und abwechslungsreich wie Ewings Einstiegshefte, die man in den letzten Wochen als »Director's Cut« mit Bonusmaterial nachkaufen konnte. Aber ich freue mich, dass ich nicht zwischendurch immer wochenlang auf das nächste Heft warten musste, sondern mir mal einen kleinen Stapel beiseite gelegt habe.

Dann wurde einem als Leser ziemlich deutlich nahegelegt, dass das überlange Jubiläumsheft #25 etwas besonderes sein würde...

»You've never read a Hulk-comic like this. You've never read a Marvel-comic like this.«

Ich muss zugeben, dass ich noch nicht alle Neuentwicklungen, die dieses Heft ins Rollen bringt, bis ins Detail durchdrungen habe, aber unabhängig davon ist die #25 »incredible«, »awesome« und vielleicht sogar »immortal«. Neben seinem standard-Zeichnern hat Al Ewing Germán García für sehr unterschiedliche Seiten verpflichtet, die sogar einen eigenen Koloristen erhielten. Und ungefähr die erste Hälfte des Heftes lang findet man sich bis auf Erwähnungen der Farbe Grün und ein eigentümliches Ei (sowie der eingeworfenen Worte »hulk« und »world-breaker«, die Cover-Künstler Alex Ross schon auf Heft 24 Galactus-mäßig umgesetzt hatte, plötzlich in einer ganz anderen Welt, in einem ganz anderen Comic, ja Kosmos.

Ich fühlte mich nicht nur an Hickmans Mutanten-Neustart erinnert, sondern vor allem an eine epochale Swamp-Thing-Nummer von Alan Moore mit dem Titel »Loving the Alien« (habe keine Lust, die Longbox vorzukramen, ich glaube, es war Heft 60).

»Par%l and Farys were lovers once.«

The Immortal Hulk #25

© 2019 Marvel.

Ewing kriegt dann irgendwann wieder die Kurve zum Hulk, bringt sogar in einer post-credits-sequence einen weiteren Dauergegner des Hulk ins Spiel, aber es wirkt so, als wäre das trotz Unsterblichkeit so vertraute grüne Monster jetzt tatsächlich zu gottähnlichem Status aufgeblasen, was auch gut dazu passt, dass der »world-breaker« schon in den Heften zuvor vermeintlich das Ende unserer Erde einläuten wollte.

The Immortal Hulk #25

© 2019 Marvel.

Dennoch wirkt das Cover zum nächsten Heft wieder einigermaßen »normal« (ein hübsches Familientreffen), was darauf deutet, dass Ewing sich für seine umwälzenden Ideen wieder zehn oder mehr Hefte Spielraum lassen wird, ehe die Zeit und Raum überspannenden neuen Impulse wirklich greifen.

Nachtrag: Ende Januar soll übrigens Peter Parker zum Hulk werden. Ist aber nur ein von Tom Taylor geschriebener One-Shot, also eher so eine What if-Kiste.


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  Swamp Thing Giant #1

Swamp Thing
Giant #1

Writers: Mark Russell, Andrew Currant, Len Wein, Simon Oliver & Paul Dini; Artists: Marco Santucci, Tom Mandrake, Kelley Jones & Moritat; Penciller: Stephane Roux; Inker: Karl Story; Colorists: John Kalisz, Michelle Madsen, Andre Szimanowicz, Moritat & Hi-Fi; Cover: Doug Mahnke; Letterers: Comicraft's Jimmy B., Rob Leigh, Sal Cipriano & Pat Brosseau; DC Comics; $ 4,99

Das ich ziemlich old school, erwähne ich vermutlich sogar zu oft. Nach einigen Miniserien rund um Batman, Superman, Wonder Woman und die Titans bringt DC jetzt noch andere Produkte, die bisher bestimmten »mass-market outlets« vorbehalten waren (mit meinem eingeschränkten Einblick in US-amerikanische Feinheiten übersetzt sich das vor allem als Walmart) auch in die Comicshops: die DC 100-Page Giants.

Im Previews, dem Vorbestell-Katalog für US-Comics, umschreibt man das u.a. wie folgt:

»[...] these giants will be available to comic shops with brand-new cover art! This art, along with full contents for each issue, will be revealed before each title's Final Order Cutoff date.«

»Übersetzt« heißt das also quasi: obwohl man eigentlich schon lange weiß, was in den Heften drinsteckt, macht man ein kleines Geheimnis daraus. Das mag mit den neuen Covern zusammenhängen, die vielleicht noch nicht gezeichnet sind, aber im Grunde nervt mich das einfach, weil ich noch was anderes zu tun habe, als mich jede Woche darüber zu informieren, was ich jetzt vielleicht noch kurzfristig bestellen möchte oder nicht. Im meinem Fall habe ich mir das Swamp Thing Giant #1, das mir wegen der standardisierten 24 neuen Seiten etwas stärker ansprach als vergleichbare Titel zu Scooby-Doo, DC Ghosts oder DC Villains, mal im Comicshop angeschaut. Bzw., um ehrlich zu sein, zum Halloween ComicFest war eine Menge Trubel im Shop und als einer der Dealer meines Vertrauens mir ein leicht angeschlagenes Heft zum verbilligten Preis von etwa 60% anbot, nahm ich es einfach mal mit und war dann in der U-Bahn positiv überrascht, dass einer der Autoren des neuen Materials der von mir favorisierte Mark Russell (Second Coming, Wonder Twins) war.

Russell hat für eine poplige kleine 16-Seiten-Geschichte (kompetent umgesetzt vom mir unbekannten Zeichner Marco Santucci) mehr Ideen verbraucht als manche andere Autoren für einen Sechsteiler. Er benutzt drei verschiedene Handlungsstränge, die eher vage miteinander in Beziehung stehen, und bastelt daraus eine tragische Ironie, die eigentlich nur dem Leser im vollen Umfang klar wird. Selbst Titelfigur Swamp Thing mit seinem gottähnlichen Status erhascht nur Facetten davon, was hier geschieht.

Dabei baut Russell auf der alten Sunderland-Corperation auf, die seit Jahrzehnten in Swamp-Thing-Heften für Antagonisten sorgt. Und er baut auch wieder seine typische Zivilisationskritik ein, die Russell oft einfließen lässt ohne sich dabei auf einen Klugscheißer mit erhobenen Zeigefinger reduzieren zu lassen. Und mit einer gewissen Leichtigkeit liefert er so auf wenigen Seiten alle wichtigen erzählerischen Konflikte und Konzepte, die Swamp Thing ausmachen.

Anders gesagt: diese 16 Seiten sind schon gut die Hälfte des Coverpreises wert. Es folgen dann noch 8 Seiten von Andrew Constant und Tom Mandrake, die immerhin in eine ähnliche Richtung gehen, aber etwa auf halbem Weg im Schlamm stecken bleiben.

Und drei Reprints von unterschiedlichen Serien-Anfängen, die offenbar (zwei der drei Geschichten warten auf ihre Fortsetzung) längerfristig für diese Serien geplant sind.

Da wäre der Swamp-Thing-Run von Len Wein und Kelley Jones, der meiner Erinnerung nach ein Sechsteiler war, von dem ich tatsächlich das erste Heft in einer Zeit des sehr eingeschränkten Comic-Konsums gekauft hatte, dann ein Neubeginn von John Constantine, the Hellblazer, der gar nicht so lang zurückliegt (von Autor Simon Oliver), bei dem netterweise auch Swampy eine größere Rolle im ersten Heft spielt... und eine Zatanna-Serie, von der ich auch gar nicht wusste, wodurch sich der Cover-Preis zumindest für mich klar rechnet. Selbst, wenn mich keine der Serien in einem Ausmaß anspricht, der auch nur halbwegs an die Russell-Story heranreicht. Aber Kelley Jones würde ich nie von der metaphorischen Bettkante schubsen.

Ein Detail, das mich wirklich positiv überraschte: man versucht diese doch sehr limitierte Storyauswahl nicht dafür einzusetzen, auf Justice League Dark oder die neue Hellblazer-Serie hinzuweisen, so sehr sich das auch anbietet.

Weil ich überzeugter Pfennigfuchser und Korinthenkacker bin, möchte ich noch darauf hinweisen, dass man im 100-Page-Giant nur auf das Cover und 86 Comicseiten kommt, während man auf reichlich überflüssigen Textseiten Kerninfos über die Titelfiguren bietet, die sich in jedem der Fälle auch aus den Comics erschließen. Da wäre es doch deutlich leserfreundlicher gewesen, die drei bis vier Original-Cover mitzuliefern.


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  Sharkey the Bounty Hunter #6

Sharkey the
Bounty Hunter
#6 (of 6)

Writer: Mark Millar; Artist, Cover & Colorist: Simone Bianchi; Colorist: Matteo Vattani; Letterer: Peter Doherty; Design & Production: Melina Mikulic; Image Comics; $ 3,99

Ich würde gern einen detaillierten chronologischen Blick auf die letzten 15-20 Serien von Vielschreiber Mark Miller werfen, um herauszukriegen, inwiefern sein Deal mit Netflix sein Material beeinflusst hat. Mir fehlt aber die zeit dazu, und man muss Comicautoren auch den benefit of a doubt zugestehen, dass einige ihrer Serien jahrelang im development limbo festhängen, bis sie beim breiten Publikum landen. Was ich aber nach Prodigy, Space Bandits und Sharkey definitiv konstatieren kann, ist, dass Millar eine gewisse Altersmilde entwickelt hat.

Sharkey the Bounty Hunter ist eine lilahäutige Mischung aus Lobo und Burt Reynolds (letzterer zu seinen besten Zeiten, solange Sharkey nicht den Cowboyhut abnimmt), nur mit einem wenig kaschierten großen Herzen hinter all der Brutalo-Macho-Fassade. Für meinen Geschmack ist sein Herz eher vier Konfektionsgrößen zu voluminös ausgefallen, denn die penetrante Little-Lord-Fauntleroy-Bremsspur, die sich durch die Präsenz des grünhäutigen und großäugigen Waisenjungen Extra-Billy durch die gesamte Mär zieht, ist mir eindeutig eine Spur zu konservativ-manipulativ, wo Millar an anderen Stellen auch gern mal politische Aussagen und satirische Ansätze durch seine größtenteils straighte Weltraum-Abenteuer-Geschichte spinnt.

In den sechs Heften gibt es zwar einiges an Cliffhangern und Veränderungen der Hauptgeschichte, aber im Grunde verläuft das Allermeiste so, wie ich es schon in den ersten Heften befürchtet hatte: Sharkey entwickelt ein Gewissen, hasst Kinder nicht mehr mit der selben Inbrunst wie er es im ersten Heft verlauten lässt (»Get me out of here before I burst into tears.«), er wird zu einem bona-fide-Gutmenschen, auch wenn der von anderen Kopfgeldjägern verbreitete Slogan immer noch auf ihn passt:

»No one gets his man like Sharkey the bounty hunter, but there's no bigger loser either.«

Im letzten Heft liefert man nicht nur den lang vorbereiteten Action-Showdown, sondern auch den rührseligen payoff der Waisengeschichte, den ich mir bei einem Mark Millar vor zehn oder zwanzig Jahren schlichtweg nicht vorstellen kann. Auch einer der Schlusstwists macht auf mich einen irgendwie verweichlichten Eindruck, aber die Serie liefert dennoch solide Unterhaltung - daran kann man nicht rütteln!

Sharkey the Bounty Hunter #6

© 2019 Netflix Entertainment, LLC

Die Zeichnungen von Simone Bianchi sind auch ein Teil des Kaufgrunds. Zum einen gibt es da ornamentale Elemente, die mich fast an den Jugendstil erinnern, zum anderen wird gerade mit solchen schwungvollen Haarsträhnen oder Sharkeys Hutband spielerisch an den Panelrändern experimentiert (im Bildbeispiel höchstens zu erahnen), und mich würde wirklich interessieren, wie Bianchis Farbarbeit mit dem zusätzlichen Koloristen Matteo Vattani abgestimmt wurde. Eine Art »Making Of« fände ich hier äußerst erhellend. Mein Verdacht ist, dass da einige Dateien zum Teil mehrfach hin- und hergeschickt wurden, bis sich irgendwie synergetisch ein Endresultat herauskristallisieren konnte.


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Gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 43:
Action Comics #1016*, Amazing Mary Jane #1, Amazing Spider-Man: Full Circle #1, Angel #6, Bad Reception #3, Second Coming #4, Star Wars Adventures: Return to Vader's Castle #4 (of 5), Unbound #1 und You are obsolete #2.
Außerdem vom Halloween ComicFest: The Adventures of Cthulhu jr. and Dastardly Dirk, Archie's Madhouse Magic, House of Fear, Iyanu, Spook House und Usagi Yojimbo.
*Zitat der Woche: »You're an untested alpha power with no training whatsoever. Under no circumstance are you to--«

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16. Oktober 2019 (Woche 42)
(Magere Komplettlieferung)



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  X-Men #1

X-Men #1

Writer: Jonathan Hickman; Penciller & Cover: Leinil Francis Yu; Inker: Gerry Alanguilan; Colorist: Sunny Gho; Letterer: VC's Clayton Cowles; Designer: Tom Muller; Marvel Comics; $ 4,99

Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass ich meine Erwartungen an Marvel-Comics einfach zu hoch ansetze. Allerdings muss man auch sagen, dass der »Neuanfang« der Mutantenserien unter Jonathan Hickman auch bis zum Gehtnichtmehr gehyped wurde. Natürlich bin ich neugierig, wie die neuen Story-Ansätze mit der (hoffentlich) souveränen Mutanteninsel Krakoa umgesetzt werden. Und ich harre der naheliegenden Konflikte, die aus der neuen Prämisse erwachsen werden. Aber manches, wie der eingebaute Wiedergeburten-Status, kommen mir auf die Langzeitplanung des Franchises hochgerechnet, auch ein wenig billig vor.

In (vermutlich nicht nur) einem der zahlreichen Promo-Interviews hat Hickman angedeutet, dass er in »seiner« Serie X-Men nicht den zu Tode gerittenen Ansatz der langen storylines verfolgen will, sondern eher im Single-Issue-Modus verschiedene Aspekte und Facetten mit einem wechselnden Cast beleuchten will.

Das wird schon im ersten Heft sehr deutlich, denn er beginnt auf den ersten zwei Seiten mit einem neu angerissenen Moment der X-Men-Geschichte (Cyclops beim Optiker seines Vertrauens), ehe er uns kurz in eine Action-Sequenz stürzt, die konkret auf Powers of X aufbaut, um dann den im Heft immer wichtigen Bestandteil der soap opera etwas auszuwalzen.

Das klassische Hickman-Konzept von Statistiken und Anschauungsmaterial, dass schon in der einleitenden Doppelserie reichlich benutzt wurde, wird hier fortgeführt (bin gespannt, wie deutlich die von anderen Autoren betreuten Serien das schnell rausschmeißen), indem man beispielsweise den von der »Summers-Familie« bewohnten Komplex beschreibt. Ich bin nicht seit Jahrzehnten X-Men-Experte, sondern muss noch einiges nachholen, und so war ich hier teilweise wirklich überfordert, weil mir eben nicht bewusst war, dass die Summers-Familie weit über Cyclops und Havok hinausgeht (im Stammbaum in beide Richtungen), auch Magnetos Tochter Polaris war mir kein Begriff - und für ein Nummer-Eins-Heft gibt sich Hickman erstaunlich wenig mit Erklärungen ab.

X-Men #1

© 2019 Marvel.

Zugegeben, zu Claremont-Zeiten hat man diesen Aspekt deutlich übertrieben und zu Beginn eines Heftes am liebsten alle wichtigen Aspekte der ca. 8-10 eine Rolle spielenden Figuren wiederholt, aber ich habe nach wie vor keine Lust, nach oder während jeder Heftlektüre erst immer auf Wikipedia nachzuschauen, wie die Zusammenhänge sind. Da hätte man auch kurz ein paar Panel einstreuen können, wo beispielsweise Wolverine gefragt wird »Kennst Du eigentlich meinen Vater Corsair?« und der Angesprochene dann an irgendeinen interessanten Punkt der Mutanten-Historie erinnert hätte. Allerdings muss ich zugeben, dass die Herangehensweise »Der Leser wird an der Seite eines Neuzugangs in die Geschichte eingeführt« bei Herrn Bendis' Legion of Superheroes: Millennium auch nicht überzeugend funktionierte - und da war ich vergleichsweise informiert über große Teile der back story.

X-Men #1 wirkt auf mich nicht wirklich gelungen, aber auch nicht komplett vermurkst. Ich bin mir einfach noch nicht sicher, wie sehr ich mich darauf und auf die anderen fünf neuen Hefte einlassen soll. Was mich allerdings sehr skeptisch macht, ist der bis ins Detail konzertierte Einstieg in die neue X-Men-Welt, der ja mit wöchentlich einem Heft (unterschiedlicher Serien) nach 15 Wochen plötzlich in eine Art Schnellballsystem oder Tsunami auswächst.

Mutantenstatistik

Im günstigsten Fall ist das von Hickman alles großartig geplant und es gibt einen storymäßigen Grund dafür, warum man kurz vor Weihnachten alle sechs Hefte gleichzeitig erscheinen lässt, aber auf mich wirkt das bisher doch eher wie schlimme Geldschneideri nach dem Prinzip Anfixen. Und als selbsterklärter Comic-Junkie kenne ich mich da etwas aus.

Ich habe ja vor, die ersten Hefte aller sechs Serien vorzustellen, zumindest werde ich meinen argwöhnischen Blick dabei beibehalten und den Lesern womöglich Tips geben, ob zumindest einige der Serien es wert sein könnten, sie auf längere Zeit zu verfolgen.

Zeichner Leinil Francis Yu konnte mich zumindest nicht mal im Ansatz so verzücken wie Pepe Larraz bei House of X.


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Weitere gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 42:
Archie #708, Batman #81, Crazy #1, Firefly #10, Metal Men #1 (of 12), The Orville #4, Something is Killing the Children #2, Spider-Man #2* (of 5), Star Wars Adventures: Return to Vader's Castle #3 (of 5), Superman Smashes the Klan #1 (of 3), Superman: Year One #3 (of 3), Teen Titans #35 und True Believers: X-Men - Rictor #1.
*Zitat der Woche: »We gotta do it again. And again. And again.«

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9. Oktober 2019 (Woche 41)
(Komplettlieferung)



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  Zorro - Rise of the Old Gods #2

Zorro - Rise of the Old Gods #2
(of 4)

Writer: Jason Pell; Artist & Cover: Puis Calzada; Colorists: Christopher Hall; Letterer: Natalie Jane; American Mythology Productions; $ 3,99

Ein fun fact, dessen sich nicht jeder gewahr sein wird: Dieser Comic landete nicht nur an dieser Stelle, weil ich noch kein Heft, das mit Z beginnt, in der TVOD-Historie vorweisen konnte; die aus diversen Medien bekannte Figur Zorro feiert dieses Jahr auch den hundertsten Geburtstag ihrer Existenz. Da sollen sich Batman, Mickey Mouse und Konsorten mal ganz leise hinten anstellen...

Der Verlag American Mythology Productions nimmt seinen Namen hier durchaus ernst, denn er kombiniert die bekannten Zorro-Versatzstücke mit einem zu bekämpfenden Monster, das in nicht geringem Maße an H.P. Lovecrafts Cthulhu-Geschichten erinnert.

Leider wirkt das Zusammentreffen dieser Elemente nicht nur generell nicht besonders rund, auch ist Zeichner Puis Calzada so ein bisschen überfordert damit, den impliziten Schrecken auch überzeugend zu visualisieren.

Zorro - Rise of the Old Gods #2

© American Mythology Productions, Inc.

Ungeachtet des Cover-Motivs spielt Zorro in diesem Heft eine deutlich untergeordnete Rolle, taucht eigentlich nur auf zwei Seiten einer Erzählung auf, die Don Diego de la Vega angeblich von einer Person hörte, die »persönlich dabei gewesen« sein soll, von seinen Zuhörern zum Teil aber als Märchen abgetan wird - nicht zuletzt, weil Zorror viel zu heldenhaft dargestellt wird, wo doch allgemein Bekannt sein sollte, dass das eher ein selbstgefälliger Kerl ist, der nichts so sehr verfolgt wie den (ungerechtfertigten) Ruhm. Mal ganz abgesehen davon, dass es sich außerdem um einen Kriminellen handelt.

Stattdessen geht es um zwei wirkliche Kriminelle mit unterschiedlich ausgeprägtem Geltungsbewusstsein, niedrigen Beweggründen und teilweise nur rudimentärer Menschlichkeit. Banditenanführer Murillo (siehe Bildmaterial) und sein irgendwie blass wirkender Bruder Mathias hängen mit dem »Rise of the Old Gods« offensichtlich direkt zusammen, wobei Mathias außerdem noch die Gabe präkognitiver Träume zu haben scheint, in denen - wer hätte es gedacht? - ein kleiner, aber furchtloser Fuchs eine gewisse Rolle spielt.

Die Geschichte folgt ziemlich vorhersehbar bestimmten Mustern, wobei der Umstand, dass Zorros Rolle zunächst heruntergespielt wird, fast noch als große lobenswerte Innovation auszulegen ist. Dass mich das Artwork nicht besonders anspricht (in Heft 1 gab es eine Feier, wo mich die fast durchgehend lächelnden Feiernden ziemlich genervt haben), auch bei der Kolorierung erkennt man zwar Kernkompetenzen, aber das Rot und Grün bestimmter Körperflüssigkeiten drängt sich einfach zu sehr in den Vordergrund. Auf dem Cover steht zwar was von einem »teen rating«, aber man ist allzu versessen darauf, billigen gore abzuliefern.

Bei allem Respekt vor pulp fiction, vieles an dieser Miniserie orientiert sich für meinen Geschmack zu sehr an den Vorbildern vor einem Jahrhundert und zu wenig an den Verbesserungen, die man selbst in den weniger ambitionierten Gefilden der Comicbranche seitdem erlebt hat.


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Mit 23 gelesenen Heften habe ich eindeutig meine Pflicht getan auf der Suche nach einem zweiten Werk dieser Woche, über das man unbedingt berichten muss. Es hat sich aber offensichtlich zu gut versteckt, um von mir entdeckt zu werden!

Weitere gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 41:
The Batman's Grave #1 (of 12), Battlepug #2, Black Hammer / Justice League: Hammer of Justice! #4 (of 6), Contagion #2 (of 5), Doctor Doom #1, Edgar Allan Poe's Snifter of Terror Season Two #1, Future Fight Firsts: White Fox #1, Ghosted in L.A. #4, Hellmouth #1 (of 5), Joker / Harley: Criminal Sanity #1** (of 9), The Joker: Year of the Villain #1, Journey to Star Wars: The Rise of Skywalker: Allegiance #1, The Magnificent Ms. Marvel #8, Powers of X #6 (of 6), Secrets of Sinister House #1*, Shoplifters will be Liquidated #1, Star Wars Adventures: Return to Vader's Castle #2 (of 5), Superman #16, Thought Bubble Anthology 2019, True Believers: X-Men - Pyro #1, Usagi Yojimbo #5, & Wonder Twins #8 (of 12).
*Zitat der Woche: »Are you kiddin'?! It's adorable! A motel fulla clowns. What's not to love?«
**Deppenzitat der Woche: »Why didn't you save her?«

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2. Oktober 2019 (Woche 40)
(Endlieferung)



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  Star Wars: Return to Vader's Castle #1

Star Wars:
Return to Vader's
Castle #1 (of 5)

Writer: Cavan Scott; Artists: Megan Levens & Francesco Francavilla; Cover: Francesco Francavilla; Colorists: Charlie Kirchoff & Francesco Francavilla; Letterer: Andworld Design; IDW Publishing; $ 3,99

Als erklärter Trekkie ist mir nicht entgangen, dass ich im TVOD eindeutig zu viele Star-Wars-Comics vorstelle - und dann auch noch fast durchgehen positiv. Während die irgendwo sicherlich auch existierenden Trek-Comics ignoriert oder niedergemacht werden.

Geht ja mal sowas von gar nicht!

Zumindest wollte ich an dem Vorurteil festhalten, dass die guten Star-Wars-Comics - wenn es die überhaupt gibt - natürlich bei Marvel erscheinen. Irgendwelche Lizenzverträge mit anderen Verlagen können ja nur mit minderwertigem Material ausgelöst werden, das ist ja nicht nur naheliegend, sondern eigentlich unumgänglich. Irgendwelche Star Wars Adventures bei IDW (eigentlich dem Verlag mit der Trek-Lizenz) klingen von vornherein wie Samstagnachmittag-Kinderunterhaltung, ein Nebenprodukt, schon so ein Titel wie »Return to Vader's Castle« klingt doch nach blütenreinem Nippes!

Aber als ich mal in die neue Serie reinschnupperte, die wie Contagion bei Marvel mit leichtem Halloween-Bezug an den fünf Mittwochen im Oktober hintereinanderweg rausgehauen wird, war ich zunächst mal positiv davon überrascht, dass man ziemlich ungeniert die Horror-Anthologien-Prämisse, wie man sie aus EC-Zeiten, vom Crypt-Keeper bis hin zu den 70er DC-Titeln House of Secrets, The Witching Hour usw. kennt, einfach auf das Star-Wars-Universum umgemünzt.

Eine mir völlig unbekannte Figur präsentiert in einer Rahmenhandlung eine Gruselgeschichte, die auf recht clevere Weise auf einer zu früh aus dem Kanon ausgeschiedenen Kernfigur (nein, nicht Jar Jar Binks!) aufbaut und deren Schicksal einfach umdeutet, so dass man sich nicht ganz sicher ist, ob das jetzt ernstgemeint und offiziell abgesegnet ist.

Zwar wendet sich die Serie an ein eher junges Publikum und auch der Gruselfaktor wird keinen Achtjährigen in Seelennöte bringen, aber wie man mit dem Format spielt, dass hat schon einen Charme, den man einfach nicht leugnen kann. Und als Bonus ist es so, dass man auf dem Rahmenhandlungstrick auf- und einigermaßen innovativ anbaut und zum Schluss des ersten Heftes einfach mal den Erzähler quasi austauscht, denn der ursprüngliche Erzähler hat seine Geschichte nicht nur dem Comicleser vergetragen, wie man zunächst annahm, sondern einem Gefangenen in ungünstiger Situation, der quasi den Faden aufnimmt und dabei gleichzeitig Spannung aufbaut, weil man jetzt natürlich hofft, dass der vermeintliche »rebel scum«, der mit einem zusammen vom Aushilfs-crypt-keeper adressiert wurde, sich irgendwie aus seiner misslichen Lage befreien wird. Irgendwie identifiziert man sich ja fast mit dem metaphorischen Zellennachbarn...

Nicht unerwähnt bleiben soll die Geschichte in der Mitte, mit der umgedeuteten Star-Wars-Figur, die jeder echte Fan vermutlich auf dem Cover wiedererkennt. Im Nachhinein erscheint es mir, als hätte man mit Bedacht diese Geschichte für das erste Heft gewählt, weil sie am stärksten den Abenteuer-Aspekt von Star Wars betont, dabei aber auch den kindgerechten Grusel gut ins Spiel bringt. Zeichnerin Megan Levens und ihre doch sehr bunte Crew haben mich nicht so richtig angesprochen, aber sie liefert auf jeden Fall eine kompetente Arbeit für jung und alt.

Star Wars: Return to Vader's Castle #1

© 2019 Lucasfilm Ltd. & © 2019 Idea and Design Works LLC

Ich habe dann weitergelesen, und weil der Oktober für mich comicmäßig kein wirklicher Bringer war, erschient dieses TVOD erst, nachdem die Serie bereits beendet wurde. Ich will nicht alles kaputtspoilern, aber in Heft 2 geht es dann um »The Curse of Tarkin«, was durch guest artist Kelley Jones noch ausgiebig aufgewertet wird.

Einerseits baut man die Rahmenhandlung aus, andererseits spielt man hübsch mit den kleinen Nebengeschichten, bei denen man als Leser zunächst nicht genau weiß, ob sie den main plot im Verlauf der Serie noch aufwerten werden.

Auch in Heft 3 geht es weiter mit dem »monster of the month« - ach nee, week und einem weiteren Gastzeichner, diesmal dem mir unbekannten Nick Brokenshire, der mich immens an P. Craig Russell erinnert, auch wenn der nicht ohne weiteres struppige Rattenmonster zeichnen würde. Nicoletta Baldari, in Heft 4 unter anderem damit betreut, Yabba the Hutt zu zeichnen, bietet einen painted, cartoonesken Stil, der mich ein wenig an Scott Morse gemahnte, nur tatsächlich auffällig kindgerecht (was keinesfalls negativ aufzufassen ist). Die Story kommt hier zunächst nicht recht in Fahrt, aber dann gibt es noch eine Geschichte in der Geschichte, wobei Baldari den Stil etwas variiert - und der Autor der Serie, Cavan Scott, bekommt ab dort auch noch die Kurve. Vielleicht das ambitionierteste Heft der Serie, dabei aber trotzdem verspielt.

In Heft 5 gibt es dann mindestens zwei pay-offs, wobei ich den Auftritt von Darth Vader und gewisse Lava-Zombies gar nicht auf der habenseite anführen möchte. Zeichner Charles Paul Wilson III ist nicht so ganz my cup of tea, aber dafür ist der Schlusstwist, für den viele Horrorgeschichten ja brennen, durchaus gelungen. Alles in allem tatsächlich ein Höhepunkt des ansonsten eher trüben Oktobers.


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Es folgt noch Bonusanschauungsmaterial aus Heft 2, 3 und 4.
1. Aus Heft 2, gezeichnet von Kelley Jones (seine Version vom Grand Moff Tarkin)

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2. Aus Heft 3, gezeichnet von Nick Brokenshire (etwas bearbeitet an den Panelrändern)

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3. Aus Heft 4, gefertigt von Nicoletta Baldari (fast ein bisschen zu cute, um stellvertretend für das wirklich gelungene Heft zu sein)

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Für die nächste Ausgabe Mitte November sind anvisiert:

Rezensionen zu Basketful of Heads #1 (of 6), Deadpool #1, Fallen Angels #1, Legion of Superheroes #1, New Mutants #1, Spider-Man / Venom: Double Trouble #1 (of 4) oder X-Force #1 (das ist wie üblich nur die Vorauswahl).