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Wie 21 Grams seine Geschichte erzählt, könnte kaum fragmentarischer sein. Der Film springt ohne erkenntliches Muster vor und zurück, in der ersten halben Stunde ist man als Zuschauer vollends damit beschäftigt, aus den Scherben ein halbwegs kohärentes Ganzes zu basteln. Aber da der Regisseur einen hin und wieder ganz behutsam aufs Glatteis führt, werde ich jetzt nicht den Fehler machen, die Geschichte in vier Sätzen nachzuerzählen und den Film generell seiner Existenzgrundlage zu berauben. Nur soviel: Es geht um drei Familien/Paare in unterschiedlichen Phasen von Konstruktion, Dekonstruktion und Rekonstruktion. Hierbei fügt A B Leid zu, während B C einen Gefallen tut. Und zwischen A und C gibt es auch einen Austausch. In welcher Reihenfolge dies geschieht, und wen ich hier mit A,B oder C meine, verrate ich allerdings nicht. Die allererste Einstellung des Films dürfte so etwas wie den Höhepunkt des Glücks darstellen, der tragischste Moment des Films sorgt auch für die mit Abstand am überzeugendsten inszenierte Einstellung, und wenn man den Film streng chronologisch schneiden würde, wäre die letzte Einstellung in ihrer Rätselhaftigkeit wohl die frustrierendste. Doch leider sind die Geschichten hinter diesem narrativen Experiment eher belanglos, die dreifache Weitergabe von menschlichem Zellstoff (entweder mehr oder weniger als 21 Gramm) kann die Handlung ebensowenig wiederbeleben wie die Tatsache, daß von den Hauptfiguren nur die Hälfte überlebt. Nicht nur wegen Benicio del Toro und der Episodenstruktur erinnert der Film oft an Soderberghs Traffic. Daran ist vielmehr Kameramann Rodrigo Pietro schuld, der sich mal wieder in grobkörniger greller Farbigkeit übt, wie man es von ihm zuletzt so extrem bei 25th Hour sah. Einzig seine Vogelschwärme sind berauschend, aber ich wollte ja nicht Nomaden der Lüfte sehen. Die allenthalben überzeugenden Darstellerleistungen (Sean Penn wurde immerhin in Venedig ausgezeichnet) reichen leider alleine auch nicht. Penn brilliert als Todkranker ebenso wie als Charmeur, sein Busenfreund del Toro überzeugt ebenso als Knacki wie als leicht cholerischer Familienvater oder als überzeugter Christ - es ist nur die Frage, in welcher Reihenfolge sie diese Rollen meistern. Naomi Watts hingegen zeigt wie schon in Mulholland Drive mehr nacktes Fleisch als darstellerisches Können - und verglichen mit dem letzten Sean Penn-Film Mystic River erscheint 21 Grams eher wie eine misslungene Fingerübung. |
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