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Mai 2004
Thomas Vorwerk
für satt.org

Das geheime Fenster
Secret Window

USA 2004

Das geheime Fenster (Secret Window) (R: David Koepp)

Buch
und Regie:
David Koepp

Lit. Vorlage:
Stephen King

Kamera:
Fred Murphy

Schnitt:
Jill Savitt

Musik:
Philip Glass

Darsteller:
Johnny Depp (Morton Rainey), John Turturro (John Shooter), Maria Bello (Amy Rainey), Timothy Hutton (Ted), Charles S. Dutton (Ken Karsch), Len Cariou (Sheriff Dave Newsome), Joan Heney (Mrs. Garvey), John Dunn-Hill (Tom Greenleaf), Vlasta Vrana (Fire Chief Wickersham), Chico (as himself)

96 Min.

Kinostart:
29. April 2004

Das geheime Fenster
Secret Window



1990 erschien Stephen Kings Novelle Secret Window, Secret Garden in der Anthologie Four Past Midnight. Der Autor war seinerzeit sehr fixiert auf Schriftsteller, die von Fans (Misery, 1987), Kollegen (Secret Window) oder gar ihrem eigenen Pseudonym (The Dark Half, 1989) terrorisiert wurden, hat sich davon aber glücklicherweise gelöst.
Das geheime Fenster (Secret Window) (R: David Koepp)
Das geheime Fenster (Secret Window) (R: David Koepp)
Das geheime Fenster (Secret Window) (R: David Koepp)
Das geheime Fenster (Secret Window) (R: David Koepp)
Das geheime Fenster (Secret Window) (R: David Koepp)

Die Verfilmung Secret Window, die seltsamerweise damit wirbt, vom Autoren von Panic Room zu stammen (Regie-Debütant Koepp schrieb früher Drehbücher, u. a. auch zu Spider Man, Jurassic Park oder Carlito’s Way), hat als größte Stärke einen liebenswert verzottelten Johnny Depp und einen mit Mississippi-Dialekt überraschenden John Turturro anzuführen (auch wenn man ihm in Barton Fink den Schriftsteller eher abnahm …). Depp als "Mort" wird von Turturro als "Shooter" des Plagiarismus bezichtigt, statt diesem Vorwurf nachzugehen, ist Shooter aber vor allem damit beschäftigt, Morts Waldhäuschen zu umlungern und schließlich erst Morts Hund, und später Vertraute und Zeugen umzulegen.

Bereits in einer der ersten Einstellungen des Film nervt einen die angeberische Kamera immens, die wie in Panic Room in schwindelerregenden und offensichtlich computerunterstützten Fahrten den Ort des Geschehens, sozusagen eine Hauptfigur des Films, erkundet. Gelungene Aspekte des Films wie die laufenden Scheidungsformalitäten des Autors oder eine nett eingesetzte Schachuhr übersieht man bei der doch eher schablonenhaft aufgebauten Story, deren Überraschungsmomente 1990 vielleicht noch begeistert haben mögen, heutzutage aber im Brei ähnlicher Filme kaum mehr auffallen.

Für den King-Experten ist es besonders störend, wie (unabsichtliche?) Verweise auf frühere Filme teilweise zu viel vorwegnehmen. So erinnert nicht nur die Musik von Philip Glass an Kubricks Verfilmung von The Shining (Ein früher Versuch Kings, über Schriftsteller und ihre Probleme zu schreiben), insbesondere das REDRUM-Wortspiel und die verpatzte Rettung durch Hallorann werden hier einfach nur recyclet, verlieren dabei aber jeden impact. Wenn man sich dann noch durch die bloße Präsenz von Timothy Hutton an Romeros Verfilmung von The Dark Half erinnert fühlt, kann einem der Film kaum mehr eine Überraschung bieten, man ist der Handlung immer eine halbe Minute voraus – und wenn der Schlussgag des Films sich schließlich als ein "gelungenes" Ende präsentiert, fragt man sich, warum Koepp auch hier wieder eine blöde Kamera-Trickfahrt bemüht, um noch dem hinterwäldlerischsten Zuschauer den Clou zu erklären, der sich eigentlich schon seit den ersten Sätzen der im Film mehrfach angelesenen Kurzgeschichte "Secret Window" aufgedrängt hat.

Auch Nebendarsteller wie Maria Bello (The Cooler) oder Charles S. Dutton (Gothika) können nichts mehr retten, und so begnügt man sich als Zuschauer damit, Johnny Depp mit einigen netten Manierismen spielend in einem halbverwesten Bademantel durch sein Haus schlurfen und mit seiner Haushälterin zu zanken zu sehen, was vielleicht einen gelungenen abendfüllenden Film abgegeben hätte, hier aber nur einige Minuten ausmacht.