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März 2006 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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Komm näher
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Fotos © Marco Dresen |
Vanessa Jopp wurde durch Vergiss Amerika zu einer ganz großen deutschen Regiehoffnung, verspielte jedoch einen Großteil ihrer Vorschußlorbeeren mit ihrem zweiten, immens enttäuschenden Film Engel & Joe. In Komm näher hat sie nun etwas ganz anderes probiert, und drei Storylines um die Themen Einsamkeit und Liebe, die zusammen mit den Darstellern entwickelt wurden, über einige familiäre und andere Bindungen miteinander verknüpft, und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Mathilda (Meret Becker, aktuell auch in Drei Grad kälter) hat mit ihren relativ wahllos akzeptierten Lovern ebenso viel Pech wie mit ihren Aushilfsjobs. Dann funkt es ausgerechnet zwischen ihr und dem Polizisten Bronski (Hinnerk Schönemann, aktuell auch in Das Leben der Anderen), und um ihn wiederzusehen, dreht sie einfach die Stereoanlage in ihrer Wohnung auf volle Lautstärke - das hat ja das letzte Mal auch geklappt. Nach einigen Verwechslungen und Fehlstarts scheint die junge Liebe dann ausgerechnet daran zu scheitern, daß Mathilda sehr aggressiv davon ausgeht, daß auch Bronski es vor allem darauf angelegt hat, „sie zu ficken“. Der schüchterne Polizist, dessen Vorstellung eines romantischen Abendessen von mitgebrachten Dosen-Ravioli ausgeht, fühlt sich dadurch vor den Kopf gestoßen.
Die Putzfrau und alleinerziehende Mutter Johanna (Heidrun Bartolomäus, u. a. in (T)Raumschiff Surprise - Periode 1 aufgefallen) leidet auch unter der Einsamkeit, und entschließt sich, über eine Kontaktanzeige Abhilfe zu schaffen. Die ersten Treffen mit dem Taxifahrer Andy (Fritz Roth, zuletzt in Sommer vorm Balkon) gestalten sich noch recht holprig, rasant wird die Sache aber, als Andy versehentlich Johannas minderjährige Tochter Mandy (Marie-Luise Schramm, zuletzt in Bin ich sexy? und Bluthochzeit) ans Telefon bekommt, und die beiden sich bei ihren Gesprächen immer sympathischer werden, u. a. auch, weil sie ähnliche Probleme (Einsamkeit, Gewicht) verbinden. Natürlich kommt es beim ersten Vorstellungsbesuch Andys in der Wohnung von Johanna und Mandy zum Eklat.
David (Marek Harloff, der schon in Vergiss Amerika mitspielte) und Ali (Stefanie Stappenbeck, zuletzt in Barfuss) haben einen gemeinsamen Sohn, John, und eine gemeinsame Wohnung. Ansonsten scheint sie immer weniger zu verbinden. David hat den Part des Hausmannes übernommen, während Ali durch ihren Job als aufstrebende Architektin kaum einmal Zeit für Mann und Kind hat. Das Ganze spitzt sich noch zu, als Ali ihren ersten großen eigenverantwortlichen Entwurf durchplanen soll, der Kunde, Hoffmann, aber einerseits Alis Grünanlage (der Herzstück des Entwurfs) kurzerhand streicht, und sich außerdem auch noch berechtigt fühlt, bei der jungen Architektin sexuelle Gefälligkeiten einfordern zu dürfen. Währenddessen zieht David aus und wird von Hanna (Jana Pallaske) mit offenen Armen empfangen.
Die um das gleiche Thema kreisenden, aber in der Atmosphäre unterschiedlichen Episoden überzeugen einerseits jede für sich, aber auch die Verbindungen sind mit Bedacht gewählt. (Mathilde ist Alis „mißratene“ Schwester, David besäuft sich mit seinem Taxifahrer Andy, der sich wiederum in der Imbissbude, in der Mathilde neuerdings arbeitet, eine Currywurst bestellt.) Die Hauptdarsteller sind allesamt famos, aber auch das Drehbuch hat seine schlichtweg genialen Elemente. Eine thematische Verbindung zwischen Mathilde und Mandy ist zum Beispiel die laute Musik. Mathilde dreht die Musik laut, um ihren Traumprinz von der „Bullerei“ wiederzusehen, von Mandy hört man zunächst überhaupt nur hämmernde Rhythmen und Sexgestöhne, bis sich später herausstellt, daß sie ihre häufig wechselnden Sexualpartner ihrer Mutter nur vortäuscht, und man sie dabei sieht, wie sie mit Joghurtresten gefüllte Kondome auffällig im Mülleimer drapiert.
In den Bildern, die Komm näher für die Einsamkeit findet, ist der Film manchmal schonungslos hart, doch bei alledem bewahrt sich der Film doch eine gewisse Leichtigkeit, die ihn sehr sympathisch macht.
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