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Mai 2007
Thomas Vorwerk
für satt.org


Unbesiegbar
Der Traum seines Lebens
(R: Ericson Core)

Unbesiegbar - Der Traum seines Lebens (R: Ericson Core)
Unbesiegbar - Der Traum seines Lebens (R: Ericson Core)
Photo credit: Ron Phillips
© Disney Enterprises, Inc.
All rights reserved.
Unbesiegbar - Der Traum seines Lebens (R: Ericson Core)
Unbesiegbar - Der Traum seines Lebens (R: Ericson Core)
Unbesiegbar - Der Traum seines Lebens (R: Ericson Core)
Unbesiegbar - Der Traum seines Lebens (R: Ericson Core)
Vince Papale

Originaltitel: Invincible, USA 2006, Buch: Brad Gann, Kamera: Ericson Core, Schnitt: Gerald B. Greenberg, Musik: Mark Isham, Consultant: Dick Vermeil, mit Mark Wahlberg (Vince Papale), Greg Kinnear (Dick Vermeil), Elizabeth Banks (Janet Cantrell), Kevin Conway (Frank Papale), Michael Rispoli (Max Cantrell), Kirk Acevedo (Tommy), Dov Davidoff (Johnny), Michael Kelly (Pete), Sal Darigo (Mick), Nicoye Banks (TJ Banks), Turron Kofi Alleyne (Ronnie Sampson), Cosmo DeMatteo (Dean German), Stink Fisher (Denny Franks), Lola Glaudini (Sharon Papale), Paige Turco (Carol Vermeil), Tristan Phillips (Richie Vermeil), Morgan Turner (Susan Vermeil), Lynn Cohen (Mrs. Spegnetti), James Murtaugh (Principal), Frederick Strother jr. (Eagles Coach #1), Timothy Crowley (Eagles Coach #2), Brian Hayes Currie (Eagles Coach #3), Tony Luke Jr. (Cape-Clad Fan), John Leslie Wolfe (TV Anchor), 105 Min., Kinostart: 31. Mai 2007

Trotz einer in Deutschland weitreichenden Unkenntnis über das Regelwerk dieses Ballsports schaffen es immer wieder Baseball-Filme in die deutschen Kinos, während Filme, die sich mit dem American Football beschäftigen, trotz eines gewissen Booms immer noch rar gesät sind. was aber meines Erachtens auch an der schwierigeren Verfilmbarkeit (aufgrund der komplizierten Spielzüge, die man nicht durch die Montage fragmentieren sollte) liegen könnte. Und an einem kleinen Detail, das bei Kritikergesprächen nach der Pressevorführung dieses Films offensichtlich wurde (zumindest für mich).

Invincible beginnt mit einem Spiel der Cincinnati Bengals (übrigens meines persönlichen Lieblingsvereins) gegen die Philadelphia Eagles im Jahre 1975. Die bengalischen Tiger gewannen 31 zu 0 gegen die Adler und besiegelten damit für letztere die Saison, womit man das Problem der Eagles (historisch verbürgt, es geht mal wieder um eine “wahre Geschichte”) ausreichend vorgeführt hatte. Ähnlich wie im Profi-Fußball hierzulande kümmerte man sich um einen neuen Trainer, den im College-Football erfolgreichen Dick Vermeil (Greg Kinnear), der als publicitywirksame Verzweiflungstat ganz Philadelphia zu “open trials” einlud, um womöglich einen neuen Starspieler zu entdecken, auch wenn daran keiner wirklich glaubte.

An dieser Stelle der Geschichte drängt sich bereits eine unübersehbare Parallele auf, denn im Jahr 1976 lief in den amerikanischen Kinos einer der wohl berühmtesten Sportfilme, der das Prinzip des American Dream anhand eines 30jährigen Verlierertypen demonstrierte. Und auch dieser Film spielte in Philadelphia: Rocky. Mark Wahlberg spielt in Invincible den ebenfalls dreißigjährigen Vincent Papale (offensichtlich hat auch dieser italienischstämmige Vorfahren), der als Substitute Teacher gerade wenig Glück hat, auch noch von seiner Frau verlassen wurde, und sich gerade als Barkeeper durchschlägt, als seine Freunde und Saufkumpane, mit denen er oft nach Feierabend noch Freizeit-Football spielt, ihn zum open trial schicken - und der Rest ist Geschichte. Was allerdings der Football-uninitiierte Zuschauer nicht unbedingt nachvollziehen kann, denn Papale ist nicht der oft in den Heldenstatus erhöhte Quarterback des Teams, auch kein bulliger Verteidiger, der wie ein Kühlschrank die Gegner umschmeisst, sondern ein Mitgleid eines der Special Teams, damit beauftragt, den gegnerischen Return nach einem Kick-Off etc. zu minimalisieren. Was in den allermeisten Fällen wenig spektakulär ist (und somit auch für den Einsatz eines etwas älteren Neuprofis wie geschaffen scheint), und selbst in der (unvermeidlichen) dreijährigen Karriere Papales wohl nur zu sehr wenigen Schlagzeilen Anlaß gab. Was das deutsche Publikum, das natürlich nie von diesem Typ gehört hat, und wohl auch wenig davon beeindruckt sein wird, etwas verstören könnte. Und der Umstand, daß es sich hierbei um den erst vierten Kinospielfilm (ein anderer war Jerry Maguire) handelt, der von der NFL (National Football League) bei den Dreharbeiten unterstützt wurde (immerhin mussten historische Spielzüge rekonstruiert werden), wird hier auch keinen Eindruck schinden.

Doch was den Film trotz seiner disneytypischen etwas zu ästhetisierten Arbeiteratmosphäre (viele nostalgisch angefärbte Brauntöne, die Kneipe erinnert gar an Cheers) auszeichnet, sind zum einen die Darstellungen von Kinnear und Wahlberg (beide in 70er-Jahre-Vehikeln wie Boogie Nights, Auto Focus oder - naja, so halbwegs … The Bad News Bears versiert) sowie die Beziehung zwischen ihren beiden Figuren, und zum anderen die Chemie zwischen Wahlberg und seinem obligatorischen love interest (ebenfalls historisch verbürgt) seiner “Adrienne” namens Janet, der Cousine seines Boss, die zwar eigentlich die New York Giants favorisiert, aber wenig überraschend im alles entscheidenenden Match zwischen den Giants und den Eagles auch mal mit den Eagles jubelt. Elizabeth Banks, die schon mehrfach in Minirollen einer der größten Lichtblicke eines Films war (The 40-Year-Old Virgin, Seabiscuit, Catch Me if You Can, alle drei Spider-Man-Filme) gönne ich schon länger eine Chance, mal wie Vincent Papale oder Rocky Balboa den Durchbruch zu schaffen.