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Harry Potter und
der Halbblutprinz
(R: David Yates)
Originaltitel: Harry Potter and the Half-Blood Prince, USA 2009 (eigentlich 2008), Buch: Steve Kloves, Lit. Vorlage: J. K. Rowling, Kamera: Bruno Delbonnel, Schnitt: Mark Day, Musik: Nicholas Hooper, Production Design: Stuart Craig, Supervising Art Director: Neil Lamont, Kostüme: Jany Temime, mit Daniel Radcliffe (Harry Potter), Emma Watson (Hermione Granger), Rupert Grint (Ron Weasley), Michael Gambon (Prof. Albus Dumbledore), Jim Broadbent (Prof. Horace Slughorn), Tom Felton (Draco Malfoy), Alan Rickman (Prof. Severus Snape), Bonnie Wright (Ginny Weasley), Evanna Lynch (Luna Lovegood), Helena Bonham Carter (Bellatrix Lestrange), Helen McCrory (Narcissa Malfoy), Jessie Cave (Lavender Brown), Freddie Stroma (Cormac McLaggen), Alfred Enoch (Dean Thomas), Hero Fiennes Tiffin (Tom Riddle, 11 Years), Frank Dillane (Tom Riddle, 16 Years), Dave Legeno (Fenrir Greyback), Mark Williams (Arthur Weasley), Julie Walters (Molly Weasley), David Bradley (Argus Filch), Robbie Coltrane (Rubeus Hagrid), Maggie Smith (Prof. Minerva McGonagall), David Thewlis (Remus Lupin), Natalia Tena (Nymphadora Tonks), Warwick Davis (Prof. Filius Flitwick), Matthew Lewis (Neville Longbottom), James Phelps (Fred Weasley), Oliver Phelps (George Weasley), Timothy Spall (Wormtail), Gemma Jones (Madam Pomfrey), Georgina Leonidas (Katie Bell), Elarica Gallagher (Waitress), Scarlett Byrne (Pansy Parkinson), Anna Shaffer (Romilda Vane), Katie Leung (Cho Chang), Afshan Azad (Padma Patil), Shefali Chowdhury (Parvati Patil), Devon Murray (Seamus Finnigan), 153 Min., Kinostart: 16. Juli 2009
Harry Potter I + II (Regie Chris Columbus) waren bodenständig, aber harmlos, III (Alfonso Cuarón) hätte man fast als visionär bezeichnen können (klar der beste Film der Reihe), Nr. IV (Mike Newell) war dann immerhin sehr amüsant, bevor mit der V der absolute Tiefpunkt erreicht wurde (schaffte es 2007 in das “dreckige Dutzend” der meines Erachtens schlechtesten Filme jenes Jahres). Bisher dachte ich, dies sei vor allem auf den neuen (und abgesehen von Fernseharbeiten unbeleckten) Regisseur David Yates zurückzuführen, der aus unerfindlichen Gründen dann auch für den Rest der Serie verpflichtet wurde, doch trotz all meines Widerwillens gegen den Film und die die Fans missachtende Geldschneiderei von Warner Bros. muss ich sagen, dass Potter VI wieder um einiges besser als sein Vorgänger war (etwa auf Columbus-Niveau), und womöglich hängt das auch damit zusammen, dass der Drehbuchautor Steve Kloves (seinerzeit als Regisseur von Filmen wie The Fabulous Baker Boys und dem völlig unterschätzten Flesh and Bone aktiv) nach einer kleinen Pause wieder im Team ist.
Und Kloves kehrt mit einem Paukenschlag zurück, denn der Film beginnt nicht wie das Buch, sondern setzt neben einer eindrucksvollen Atmosphären-Grundnote (irgendwo zwischen 9/11 und Independence Day) auch eine komplett neu erdachte Szene an den Anfang des Films, was womöglich einige Hardcore-Fans empören wird, für mich aber wie eine Infusion neuen Blutes wirkte.
Die neuen Besetzungs-Coups der Serie waren immer beachtlich, und diesmal kam Jim Broadbent als Professor Horace Slughorn neu zum Team, der für Iris mit dem Oscar ausgezeichnete Nebendarsteller aus Filmen wie Hot Fuzz, Vera Drake, Art School Confidential oder den Bridget-Jones-Filmen (Bridgets Vater). Wie zuvor Kenneth Branagh oder Emma Thompson gehört er eher zu den komödiantischen Lehrkräften auf Hogwarts, deren charakterliche Mängel aber auch ein gewisses Gefahrenpotential beherbergen. Auffällig bei Broadbent (aber auch bei Helena Bonham Carter oder Jessie Cave als “Lavender”) ist der Trend zum over-acting, was bei den erfahrenen Darstellern noch halbwegs funktioniert (siehe auch Kenneth Branagh oder Emma Thompson in früheren Filmen der Serie), bei den Jungdarstellern aber umso stärker deren Grenzen betont. In der Buchreihe wächst Harry Potter schon an seinen Aufgaben, auch wenn er abgesehen von den in Einzelbüchern auftretenden Charakterschwächen (die sich dann bis zum Ende des Buches jeweils wieder in Wohlgefallen auflösen) eigentlich so vorbildlich wie Micky Maus bleibt. In der Filmserie fällt aber auf, dass Daniel Radcliffe mittlerweile zu einem Erwachsenen heranwuchs, seine darstellerische Leistung hingegen hat nicht unbedingt einen Quantensprung gemacht. Was natürlich auch an der Rolle liegt, aber auf Dauer zieht das als Ausrede nicht.
Der ganze Film hat ein ähnliches Problem, denn auch wenn man mit dem Krankheitsthema und der kontinuierlichen Schwächung Dumbledores ein dunkles Thema ansteuert, das auch in anderen Teilaspekten unübersehbar ist, so bleibt der Film irgendwie recht harmlos. Bellatrix ist mehr oder weniger eine Witzfigur, Fenrir Greyback eine Enttäuschung, Voldemort gibt es diesmal nur als Kind zu sehen (teilweise gespielt vom Neffen von Mr. Fiennes), und jene Momente, die im Buch wirklich schreckenerregend sind, wurden für eine Altersfreigabe ab 12 Jahren abgeschwächt. So sehen die Inferi, die ich mir immer als Kreuzung zwischen Zombies und Wasserleichen vorgestellt habe, hier aus wie eine Hundertschaft Gollums, die, bevor sie etwas anstellen können, auch bereits durch eine Effekte-Show in ihre Schranken gewiesen werden. Auch bei dem Angriff auf die Londoner Millenium-Brücke gleich zu Beginn fällt auf, dass durch nicht eben überzeugendes Timing keinerlei Opfer zu beklagen sind, und so geht das fast durchgängig weiter. Wenn Harry nach einer brutalen Szene mit gebrochener Nase unterwegs ist, so ist zwar das Make-Up recht realistisch ("Er ist schon wieder voller Blut! Warum ist er immer voller Blut?"), aber man kann als Zuschauer nicht wirklich eine atmosphärische Verdunklung wahrnehmen, weil beispielsweise das Eintreten einer mittelschweren Pubertät (die nur über bloßes Knutschen hinausgeht), mit ihren komischen Begleiterscheinungen viel stärker betont wird. Wo das Buch ein Zielpublikum von 16jährigen hatte (also Lesern in Harrys Alter), hat man im Film einen längst erwachsenen Harry-Darsteller, der für 12jährige als Identifikationsfigur herhalten muss (und auch wie ein - sehr beherzter - 12jähriger agiert).
Es gibt einige wirklich gelungene Szenen im Film, die davon zeugen, dass man mit mehr Liebe an die Erstellung herangegangen ist, als ich (auch angesichts meiner Vorurteile gegen den Regisseur) je erwartet hätte. Die Einführungsszene von "The Burrow", die Spezialeffekte bei Lunas Brille und dem ersten Pensieve-Eintauchen (auf Deutsch heißt das "Denkarium"), und nicht zuletzt das kleine Teil des Kronleuchters unter Harrys Fuß, das dann kurz darauf im Drehbuch wieder aufgenommen wird, wenn Harry als "Kronjuwel" in Slughorns Sammlung bezeichnet wird. Andererseits gibt es auch ein paar Effekte, bei denen man sich fragt, warum die nach einem Dreivierteljahr, währenddessen der Film ja sozusagen "auf Halde" lag, nicht perfektioniert wurden. Man achte mal auf Dracos Hände, wenn die (größtenteils virtuelle) Kamera den Turm umkreist. Oder auf die Blickachsen bei der Aragog-Szene, wo alle Welt ziemlich weit an Hagrid vorbei schaut. Hier erkennt man die dennoch ein Bewusstsein der Filmemacher, dass solche Kleinigkeiten völlig uninteressant sind, weil die Harry-Potter-Fans völlig unabhängig von der Qualität des aktuellen Films (nirgends erscheint eine Filmkritik unsinniger als bei einem Harry-Potter-Film) oder einer Verschiebung des Starttermins aus Steuergründen in den Film strömen werden. Wovor man bei Warner mehr Angst hat als vor Voldemort ist das Jahr 2012, wenn alle Potterfilme längst als DVD im Regal stehen. Aber ich habe so ein Gefühl, das man sich was einfallen lassen wird, damit die Geldquelle nicht versiegen wird ...