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Bilder © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH
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(R: Pete Docter)
Originaltitel: Up, USA 2009, Co-Regie: Bob Peterson, Buch: Bob Peterson, Pete Docter, DOP (Kamera): Patrick Lin, DOP (Beleuchtung): Jean-Claude Kalache, Musik: Michael Giacchino, Production Design: Ricky Nierva, Art Direction: Ralph Eggleston, Bryn Imagire, Harley Jessup, Daniel Lopez Munoz, Don Shank, mit den Originalstimmen von Ed Asner (Carl Fredrickson), Jordan Nagai (Russell), Christopher Plummer (Charles Muntz), Bob Peterson (Dug Alpha), Delroy Lindo (Beta), Jerome Ranft (Gamma), John Ratzenberger (Construction Foreman Tom), Elie Doctor (Young Ellie), Jeremy Leary (Young Carl), David Kaye (Newsreel Announcer), Danny Mann (Construction Worker Steve), Mickie McGowan (Police Officer Edith), Donald Fullilove (Nurse George), Jess Harnell (Nurse AJ), Josh Cooley (Omega), 96 Min., Kinostart: 17. September 2009
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- 1995: Ein klassisches Buddy Movie, dessen Protagonisten den Bogen zwischen den uramerikanischen und nahe verwandten Genres Western und Science Fiction spannen.
- 1998: Das wahrscheinlich seltsamste Remake von Die sieben Samurai bzw. The Magnificent Seven (also noch ein Western).
- 1999: Ein Sequel zum ersten großen Erfolg, mit neuen Bösewichten sowohl aus dem Western- wie auch dem SF-Universum unserer Helden.
- 2001: Ein grauenerregender Mythos mal aus einem anderen Blickwinkel.
- 2003: Ein Road Movie unter Wasser.
- 2004: Ein Superhelden-Film (ohne Comic-Vorlage), der es an Dramatik und Effekten ohne weiteres mit den Realverfilmungen aufnehmen kann - und nebenbei die Geschichte einer ganz gewöhnlichen Ehekrise.
- 2006: Ein Film im Geiste von Frank Capra - allerdings mit Protagonisten, wie man sie sonst nur auf dem Planeten Ligor-2 in Kilgore Trouts bekanntestem Roman findet.
- 2007: Die Horrorvision eines ganzen Berufsfeldes. Und außerdem das am stärksten gegen den Typ gecastete Disney-Tier seit Dumbo.
- 2008: Eine harmlose Romanze auf Drittklässler-Niveau - und gleichzeitig ein pessimistischer Blick auf die Zukunft der Menschen, im aktualisierten Stil der SF-Filme der frühen 1970er.
- 2009: Der zehnte Pixar-Film.
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Wer die Geschichte der Pixar-Studios von Anfang an mitverfolgt hat, könnte vielleicht auf die Idee kommen, dass die einzigen Flops des Studios A Bug’s Life und Cars waren. Doch der Begriff „Flop“ greift hier nicht, denn selbst der Pixar-Film, der am wenigsten einspielte, A Bug’s Life, ist einer der 150 erfolgreichsten Filme aller Zeit und überflügelt beispielsweise noch The Exorcist, My Big Fat Greek Wedding oder Batman Begins, allesamt keine Filme, die für ihr Versagen an der Kinokasse bekannt sind.
Seit 2003 kam mit einer Ausnahme jedes Jahr ein neuer Pixar-Film in die Kinos, und der zehnte, Up, durfte immerhin das Filmfestival von Cannes eröffnen. Und ein paar Monate später, in Venedig, wurde John Lasseter (und den anderen Pixar-Regisseuren) auch noch ein Goldener Löwe für das Lebenswerk verliehen. Die Studios Pixar und Ghibli sind heutzutage, was Disney zu seinen Glanzzeiten war (als Namensgeber Walt noch lebte), und Pixar steht außerdem für Innovation. Das äußert sich oft in immer neuen Patenten für Rendering-Software, oder der immer realistischeren Darstellung von Wasser, Fell, Federn oder gar Menschen, doch beim Jubiläumsfilm springt man außerdem auch auf den momentan angesagten 3D-Zug auf - und zeigt der Konkurrenz mit einer erschreckend spielerischen Leichtigkeit, wozu dieses Format eigentlich fähig ist.
Der von John Lasseter produzierte Nicht-Pixar-Film Bolt zeigte Anfang des Jahres bereits, wie das Tempo von The Incredibles sich ins 3D-Format übersetzen lässt, doch Up erschöpft sich nicht in Action (obwohl es auch davon genug gibt), sondern nutzt die Dreidimensionalität zur Etablierung von immensen Räumen. Nach einem bereits atemberaubenden Prolog, der nicht weniger als über 70 Jahre im Leben eines Menschen nachzuzeichnen (trotz der antiseptischen Sandkasten-Liebe klar auf ein erwachsenes Publikum gerichtet), lernt man zunächst das Haus des 78-jährigen Ballonverkäufers Carl kennen, also einen sehr limitierten Raum, um später mit dem wundersam per Ballonkraft entschwebenden Eigenheim Räume und Dimensionen zu eröffnen, die ihresgleichen suchen. Die Freundschaft zwischen dem etwas grießgrämigen Carl und dem ziemlich nervenden Pfadfinderknaben Russell funktioniert natürlich auch darüber, dass das Publikum Carl auch als kleinen Jungen kennengelernt hat, der sich noch irgendwo in dem gebeugten Greis versteckt hat, und was den Film besonders auszeichnet, ist der Spagat über einen großen Zeitraum, denn im Prolog lernte man den großen Forscher Charles Muntz kennen, der in einem Schwarz-Weiß-Filmchen wie eine Mischung aus Charles Lindbergh, Jacques Custeau und Douglas Fairbanks Carls großes Idol darstellt. Als Carl und Russell Muntz im südamerikanischen Dschungel wiederfinden, benimmt er sich allerdings wie eine Mischung aus Dr. Moreau und Graf Zaroff ...
Wie Up state-of-the-art 3D-Animation (und ich verwende diesen Begriff nicht so inflationär wie manche Leute) mit einem altmodischen Bild der Welt verbindet, ist für Junge und Junggebliebene ein Erlebnis. John Lasseter hält Up für den witzigsten aller Pixar-Filme, was man ohne weiteres unterschreiben kann, doch nebenbei bietet der Film auch tiefempfundene Emotionen, die selbst Wall·E oberflächlich erscheinen lassen. Und einen Sinn für das ganz große Abenteuer, wie man es mit Werken wie Fitzcarraldo oder The Lost World (Arthur Conan Doyle, nicht Crichton oder Spielberg) assoziiert.
Und ich habe noch kein Wort über die Hunde verloren ...