USA 2011, Buch: Eric Heisserer, Kamera: Brian Pearson, Schnitt: Eric Sears, Musik: Brian Tyler, mit Nicholas D’Agosto (Sam Lawton), Emma Bell (Molly Harper), Miles Fisher (Peter Friedkin), Ellen Wroe (Candice Hooper), Jacqueline MacInnes Wood (Olivia Castle), P.J. Byrne (Isaac Palmer), Arlen Escarpeta (Nathan), David Koechner (Dennis), Courtney B. Vance (Agent Block), Tony Todd (Bludworth), Brent Stait (Roy Carson), Roman Podhora (John), Jasmin Dring (Cho), Barclay Hope (Dr. Leonetti), Chasty Ballesteros (Spa Receptionist), 92 Min., Kinostart: 25. August 2011
Was hierzulande als Final Destination 4 in den Kinos lief, hatte in den Staaten ja den etwas prätentiösen Titel The Final Destination, doch nach diesem halbherzigen Reboot (abgesehen von einigen aufsehenerregenden 3D-Effekten gab es nichts, was den bestimmten Artikel verdient erscheinen ließ) kehrt man auch im Ursprungsland wieder zur durchgehenden Numerierung zurück. Es gibt zwar nur wenige Filmreihen, bei denen das Verpassen von Einzelfilmen so geringe Konsequenzen mit sich zieht wie Final Destination (außer Ali Larter als Clear Rivers vom Ursprungsfilm zu FD2 ist nur Tony Todd als mysteriöser, aber letztlich lapidarer Leichenbestatter Bludworth in mehreren Teilen zur Stelle - »I don't make the rules, I just clean up after the game is over.«), aber offensichtlich versucht man die zwischenzeitig abgesprungenen Fans immer wieder neu anzulocken, wie man es ja auch von anderen Franchises kennt (Freddy - The Final Nightmare, Friday the 13th - The Final Chapter respektive A New Beginning). Nachdem man also für FD4 aka TFD damit warb, dass einer der Drehbuchautoren sowie der Regisseur von FD2 (meines Erachtens der beste Film der Serie) zurück sind, ließ man diesmal schon früh durchsickern, dass man sich vom ins Komische abdriftenden Stil wieder zurück zur dunkleren Atmosphäre von FD bewegen wolle. Inwiefern dies tatsächlich passiert ist, ist diskussionswürdig. Zwar sind die Figuren diesmal nicht so hohl und austauschbar wie in FD3 und FD4, und auch die Effekte sind diesmal so drastisch wie womöglich nie zuvor, aber aus der Sicht des Publikums ist FD5 so dermaßen auf Fun-Splatter angelegt, dass sich eine besonders düstere Atmosphäre so gar nicht einstellen will. Mittlerweile geht man davon aus, dass das Publikum die Regeln der Serie kennt, und die erneute Modifikation der Regeln (die Chance zum Überleben) sorgt stärker als beispielsweise die Selbstmordabsichten in früheren Filmen eher zu verstärktem Suspense und neuen Todesmöglichkeiten als zu einem dunkleren Grundton. »Zu töten um zu leben« wirkt als Motto zwar grenzwertig bis düster, doch die Art und Weise, wie der Film das umsetzt, führt höchstens zu verstärkter Belustigung - insbesondere, wenn man weiß, dass die Macher der Serie seit den Testscreenings zu FD wissen, dass zusätzliche Schocks und Leichen fürs Publikum erprobterweise interessanter sind als umständliche und lahme Happy-Ends.
Der neue Drehbuchautor Eric Hesserer hat sich bisher mit dem letzten Nightmare-Reboot und dem verspäteten Prequel zu Carpenters The Thing (Kinostart: Oktober) in der Branche einen Namen gemacht, und gemeinsam mit dem als Assistent Director und Spezialeffekte-Experten bei James Cameron aufgewachsenen Debütregisseur Steven Quale (auch wenn er bei der 3D-Dokumentation Aliens of the Deep bereits einen Co-Credit hatte) hat man sich insbesondere beim Legen falscher Fährten als überdurchschnittlich versiert gezeigt. Nach dem Besuch des Augenarztes konstatieren die Polizisten, dass nicht weniger als fünf voneinander unabhängige Systeme ausfallen mussten, damit es zur guten alten Extravaganz kommen konnte, die schon Buñuel in Un chien andalou als besonders kinowirksam erkannt hatte. Und bei der Nummer mit der Geräteturnerin zieht man die Auflösung der diversen ausgelegten Todesfallen in die Länge wie ein ausgeleiertes Gummiband.
Die ursprüngliche, vom Schicksal »vorgesehene« Todesart der Protagonisten wird ja seit FD2 als großes Spektakel mit vielen Todesvariationen zelebriert, und beim Brückenunglück zu Beginn von FD5 zieht man viele Register. Trotz 3D-Experten als Regisseur sind die Effekte hier aber nicht so innovativ wie in FD4, sondern erinnern teilweise (Bootsunglück) eher an Piranhas 3D.
Schauspieltechnisch erwartet man schon länger nichts mehr von der Serie, die unbekannten jungen Gesichter wurden nach den üblichen Auswahlkriterien gecastet, aber mit Comedy-Veteran David Koechner (The 40 Year Old Virgin, Talladega Nights), der sich aber erstaunlich im Zaum hält, gibt es neben Tony Todd und einer jüngeren Version von Tom Cruise namens Miles Fisher noch ein bekanntes Gesicht.
Während in FD4 insbesondere auch das Vorspanndesign positiv auffiel, wird diesmal nur die selbe Idee wiedergekäut, und dabei durch eine fragmentarische und schlichtweg blödsinnige Montage auch noch in jeder Hinsicht sabotiert (nicht nur, was den 3D-Effekt angeht. Beim Abspann wird das »Best-of-Final-Destination-Todesfälle« dann noch ein weiteres mal aufgewärmt, die Übersättigung an den immergleichen, nur geringfügig bearbeiteten Bildern ist vorprogrammiert.
Und noch ein abschließender Kommentar für alte Fans: Mit dem wiederkehrenden Gag der von bekannten Horror-Regisseuren entlehnten Nachnamen einiger Figuren hat man sich diesmal zurückgehalten. Die Herren und Damen Friedkin, Hooper und Castle werden im Grunde genommen erst beim Abspann enttarnt, mir zumindest wären sie im Film, wo ich nur die Nachnamen Carson und Palmer wahrnahm, nicht aufgefallen.
Fazit: Um Klassen besser als FD3, ansonsten ungefähr auf Niveau von FD4, für frühere Fans, die schon ausgestiegen sind (und die FD4 in 3D verpasst haben), aber durchaus ein Grund, wiederzukommen. Für nervlich labile Zuschauer (darunter insbesondere Geräteturner, Köche, Augenarztpatienten und Fabrikarbeiter) eher nicht zu empfehlen.
Nachtrag zum Nach-dem-Film-Lesen (hoher Spoiler-Anteil)
Zu einem Zeitpunkt, als der Presse noch eine Sperrfrist auferlegt war, hatten bereits über 1000 imdb-User ihre Ratings abgegeben, und bei den Frequently Asked Questions dort hatte schon die Frage, ob es sich um ein »P« handle (aus Respekt vor ungespoilerten Lesern wird dieses Wort nicht ausgeschrieben - jeder, der den Film gesehen hat, sollte wissen, was ich meine), einen ungesunden Spoilereffekt. Ich zähle mich zu den intimeren Kennern der Serie, und musste beim Restaurant »Miro 81« fast sofort an die versteckte 180 denken, aber dass ich eine Filiale des Gastronomiebetriebs bereits zuvor in der Serie gesehen hatte, habe auch ich irgendwie verdrängt. Angesichts dessen, dass FD5 implizit im Jahre 2000 spielt, mag man sich fragen, ob die Filmemacher nicht bei Isaacs Handy ein erstaunlich »futuristisches« Design wählten (ich bin kein Handy-Experte, aber natürlich will man ja auch nicht zu früh zu viel verraten), doch im Nachhinein fand ich noch fragwürdiger, wie selbstverständlich hier mit dem Augenlasern umgegangen wird (offenbar ist Dr. Leonetti bereits ein Spezialist, der sich vom Dasein als herkömmlicher Augenarzt frühzeitig wegentwickelt). Und wie Terrorismus-bezogen Polizei und Verdächtiger hier ein Jahr vor 911 auftreten. Im Gegensatz zum nachvollziehbaren Handy-Trick wirkt insbesondere letzteres entweder überzogen oder unbedacht.