R.E.D. 2
Retired Extremely
Dangerous
(Dean Parisot)
USA / Frankreich / Kanada 2013, Originaltitel: Red 2, Buch: Jon Hoeber, Erich Hoeber, Vorlage (Figuren im Comic): Warren Ellis, Cully Hamner, Kamera: Enrique Chediak, Schnitt: Don Zimmerman, Musik: Alan Silvestri, mit Bruce Willis (Frank Moses), Mary-Louise Parker (Sarah), John Malkovich (Marvin), Helen Mirren (Victoria), Neal McDonough (Jack Horton), Anthony Hopkins (Bailey), Lee Byung-hun (Han), Catherine Zeta-Jones (Katja), Brian Cox (Ivan), David Thewlis (The Frog), Tim Pigott-Smith (Director Philips), Steven Berkoff (Cobb), Paul Hopkins (Funeral Director), 116 Min., Kinostart: 12. September 2013
Am selben Tag, als man erfuhr, dass Bruce Willis wegen zu hoher Gagenforderungen doch nicht bei The Expendables 3 mitspielen wird, konnte ich ihn als Hauptdarsteller in Red 2 betrachten, und durch diese Verbindung fiel mir erstmals auf, wie ähnlich sich diese Filmreihen sind. Und wie sie sich dabei aber auch unterscheiden. In beiden Fällen geht es um Figuren, die einst hauptberufliche Killer waren (entweder Soldaten oder Geheimagenten), und die nun wieder zusammenkommen, um abermals für das Gute zu kämpfen. Bei den Expendables ist Bruce Willis wahrscheinlich der talentierteste Darsteller zwischen den ganzen Stallones, Schwarzeneggers, Van Dammes und Lundgrens, bei den Red-Filmen sieht es genau andersrum aus, denn die mehrfach ausgezeichneten Schauspielasse wie Helen Mirren, John Malkovich oder diesmal Anthony Hopkins zeigen hier nicht nur, dass sie auch als betagte Actionhelden durchgehen könnte ... Nein, ganz nebenbei geben sie auch ein wenig mit ihren schauspielerischen Möglichkeiten an, wenn etwa Helen Mirren vorgibt, Queen Mary of Scotland zu sein, um in den Hochsicherheitstrakt eines Gefängnis »for the criminally insane*« einzudringen. Oder Anthony Hopkins quasi Professor Hastig mit Hannibal Lector kreuzt – und dabei so viel Spaß zu haben scheint wie lange nicht mehr.
Was den Body-Count und die Actionlastigkeit angeht, nehmen sich die beiden Serien nicht viel. Aber Red 2 bietet – wenn auch etwas cartoonhaft – auch mal Einblicke in die Leben seiner Figuren, vor allem natürlich bei dem aus dem Vorgänger übernommenen, von Willis und Mary-Louise Parker gespielten Pärchen, das im Sequel einerseits damit kämpft, dass (zumindest zu Beginn des Films) der normale Alltag eben nicht so sehr zusammenschweißt wie ein aufreibender Actionfilm (»Adventure, romance, danger – activities you can share as a couple«), die dann aber eine unterhaltsame Paardynamik entwickeln, weil die ehemalige Sekretärin Sarah sich nun auch im Beruf ihres Mannes behaupten möchte. Während er eher darauf beharrt, sie in Sicherheit zu wissen. Eine Beziehung lebt halt davon, dass beide sich entgegenkommen.
Regisseur Dean Parisot (übrigens der Witwer der Tarantino-Cutterin Sally Menke) hat in seinem einen Meisterwerk Galaxy Quest bewiesen, dass er spaßige Action, fette Effekte, Humor, Parodie und auch einen Haufen Menschlichkeit (inklusive menschlicher Schwächen) kombinieren kann, und so ist er fürs Sequel vermutlich sogar eine bessere Wahl als es der deutsche Senkrechtstarter Robert Schwendtke für den Vorgänger war (womit sich der Werbeslogan »Noch älter, noch härter, noch besser« bewahrheitet). Das größte Plus des Films war aber auch schon in Red vorhanden: die spielfreudigen Vollblutschauspieler.
Für mich als Trekkie (und Galaxy Quest ist einer der besten Kinofilme für Trekkies) ist es übrigens auch ganz interessant, dass es Parisot gelang, nach dem Ausscheiden von Karl Urban (der neue »Bones« aka »Pille« bei J.J. Abrams) für die Red-Serie einen anderen Schauspieler verpflichten zu können, den man als Enterprise-Brückencrew kennenlernen konnte. Neil McDonough war nämlich in First Contact jener Conn Officer Lt. Hawk, dessen Rolle ursprünglich weitaus umfassender sein sollte, der dann aber schnöde den Borg zum Opfer fiel. Ferner spielt auch noch Steven Berkoff mit, der mal bei Deep Space Nine auftaucht (aber auch schon mit Stanley Kubrick drehte). Ganz ähnlich wie in Galaxy Quest (mit Sam Rockwell, Justin Long und Missi Pyle) spielen auch in Red 2 noch in winzigen Rollen Legenden wie David Thewlis mit, selbst Catherine Zeta-Jones (»Can't we just kill her?«) finde ich hier mal erträglich, und an der leicht hibbeligen Darstellung von Mary-Louise Parker habe ich einen kleinen Narren gefressen.
Red 2 ist zwar nichts besonderes (und mindestens die Szene, wo ein gewisses »Flugzeug-Problem« aufgeklärt wird, beleidigt auch die Intelligenz der Zuschauer), aber der Film macht tierisch Laune – und unterscheidet sich dadurch von den testosteron-verhafteten Expendables oder den nicht durchgehend geschmackssicheren 2 Guns. Gerade im inflationär vorhandenen Action-Kino ist so ein Spaß inzwischen leider Mangelware.