BFC Tur Abdin Berlin
Ein aramäischer Fußballclub in Berlin
Shlomo heißt Frieden
Das traditionsreiche Berliner Poststadion an der Lehrter Strasse, von
der Berliner Schnauze wegen seines maroden Zustandes "Posthumstadion"
genannt, bietet vielen kleinen Fußballvereinen Platz für ihren
Ballsport.
Einer der hier ansässigen Clubs ist BFC Tur Abdin Berlin.
Tur Abdin ist ein junger Verein, gegründet Anfang der 80er Jahre von
Mitgliedern der aramäischen Gemeinde Berlins.
Der Club leitet seinen Namen von einem Landesteil in der Türkei ab, der
eigentlichen Heimat der Aramäer. Tur Abdin heißt wörtlich übersetzt
"Berg der Knechte Gottes".
Die Aramäer sind ein alter semitischer Stamm. Sie bekannten sich,
schon frühzeitig zum Christentum, etwa 50 nach Christi Geburt.
Immer wieder schärfsten Verfolgungen in ihrer langen Geschichte
ausgesetzt, fanden die Nachstellungen um 1914 in der Türkei ihren
finsteren Höhepunkt, als ein großer Teil des Volkes während der Pogrome
gegen Armenier und andere Christen ermordet wurde. Die Überlebenden
flohen nach Syrien, oder lebten ihre Religion im verborgenen, wurden
zwangsislamisiert und konnten sich erst Jahre später wieder öffentlich
zu ihrem Glauben bekennen.
Als die BRD in den 70er Jahren Gastarbeiterland wurde, kamen viele
Aramäer nach Berlin, um eine Arbeit zu finden. Andere folgten ihnen nach
und beantragten seit 1975 in der BRD politisches Asyl, was den Menschen
wegen der Geschichte ihrer langen Verfolgung zum größten Teil gewährt
wurde.
Heute leben ca. 2500 Aramäer in Berlin, 90 % von ihnen besitzen die
deutsche Staatsbürgerschaft, sie sind integriert ins gesellschaftliche
Leben, Sport ist ein Teil davon.
Der Fußballclub ist seit 1983 eingetragener Verein, man spielte einige
Jahre in der Freizeitliga, ehe der Club 1996 dem Berliner-
Fußball-Verband beitrat. Viele der Spieler sind Aramäer, doch
Gründungsmitglied Yevsi Gürkan sagt: "Jeder Sportler ist bei uns
willkommen."
Dementsprechend ethnisch gemischt ist die erste Männermannschaft, die in
der Kreisliga A um Punkte kämpft. Die Spieler haben das Fußball ABC bei
größeren Berliner Vereinen gelernt, spielten alle schon in
höherklassigen Ligen und versuchen nun, Tur Abdin nach oben zu bringen.
Dafür wird zweimal in der Woche trainiert.
Anfang der Saison 2001/2002 gab es Probleme. Anlässlich des Mittepokals
testete Tur Abdin einige Spieler. Es kam zu verbalen Attacken, wie sie
auf jedem Fußballplatz der Welt vorkommen. Einigen der Gastspieler Tur
Abdins begann das Blut zu kochen, sie vergaßen alle Fairness, es kam
zu bösen Szenen nach dem Spiel.
Zwar trennte sich Tur Abdin sofort von diesen Spielern, trotzdem kam es
zu einer Bestrafung durch den Berliner Fußballverband, man wurde
vom Spielbetrieb suspendiert und verlor so wichtige Punkte.
"Das sind Geschichten, aus denen man nur lernen kann", sagt Albert Tuermann, einer der
beiden Spielertrainer, mit Bedauern. "Wir sind ein
Sportverein, der sich zum Sportsgeist bekennt."
Kontakt:
Albert Tuermann (Tel. 030-34007236 + 030-21963929)
Spielort:
Poststadion Lehrter Strasse
Weitere Infos:
» www.aramaeer.de
» Tur Abdin-Länderbeschreibung