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Juli 2002
 


Die
(zweitausend)
zweite
satt.org
Party

Am
4. Juli 2002
im Kaffee Burger in Berlin

Fünf Jahre satt.org
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Am 4. Juli 1776 billigte der amerikanische Kongreß (bei Enthaltung New Yorks) die im wesentlichen von Thomas Jefferson vorbereitete Unabhängigkeitserklärung von England - das Datum gilt als die Geburtsstunde der amerikanischen Nation und wird seither Jahr für Jahr gebührend gefeiert. Zweihundertvierundzwanzig Jahre später trafen sich drei junge Männer zufällig in einer Berliner Garage, verschmolzen zu alle3 und gebaren anschließend das Internetkulturmagazin satt.org. Seither wird dieses Datum Jahr für Jahr gebührend gefeiert, 2002 zum zweiten Mal!


Die Geburtstagsparty stieg wie im Jahr zuvor im Kaffee Burger in der Torstraße in Berlin Mitte. Und wiederum war die Veranstaltung prima besucht, diesmal hatte die lokale Presse ja auch tüchtig die Werbetrommel gerührt: Das Stadtmagazin zitty kürte die satt.org-Geburtstagsfeier sogar zum Tagestip. Phantom oder Abi 92?

Pünktlich um 22.30 Uhr begrüßte Keimzeit-Kritiker Frank (Abi 92) alle Anwesenden und stellte beredt den ersten Vortragenden vor: Thomas Kapielski. Der Schriftsteller, Lichtenberg-Nachfolger ("Blinddarm: Nach dem Eingang der Frau links."), Künstler, Fotograf, Geograf und Professor an der Kunstakademie Braunschweig erklomm die Bühne und präsentierte dem Publikum zunächst seine kuriosen Fundstücke aus etlichen Jahrzehnten, etwa den Inhalt der 1986 zur WM in Mexiko von der Supermarktkette Bolle gratis verteilten "Jubel Trubel Tröten Tüte". Anschließend las er die Hermann Nitsch- und Kohlenberta ("Geht so: Skatblatt verteilen, reihum beliebige Karten abwerfen, bis wer Pik-Dame abwirft und somit verloren hat. Dieser aber muß eine Runde ausgeben, dann neu mischen und neu austeilen.")-Episode aus seinem letzten Werk "Sozialmanierismus", tadelte Islam und Kommunismus, um danach ordentlich zu kühljubeln. Dazu bat er Ralf Bojanowski (Saul & Paul) auf die Bühne und gemeinsam trugen sie Teile des sogenannten Nowgoroder Kühljubels ("'Kühl-Jubel', als er das Rigaer und Pskowsker Land durchfahren und zum Zwecke einer Reise zum Zaren Ioann Alekseevic und zur Zarewna Sof'ja Alekseevna unterwegs war … am 13. April mit dem Schlitten aus Pskow wegfuhr und am 18. in Weliki Nowgorod ankam. Hochfeierlich. Geschrieben am 20. April 1689.") von Quirinus Kuhlmann vor: Ralf Bojanowski zunächst die russische Übersetzung, Thomas Kapielski dann die deutsche Rückübersetzung (das Original ist verschollen), das Publikum war entzückt!


Thomas Kapielski trifft auf Wolfgang MüllerThomas KapielskiThomas Kapielski/Ralf Bojanowski

Als Brückenschlag zum nächsten Programmhighlight spielte DJ Satt aus San Remo "Hi freaks" von Tocotronic und "Die da oben machen ja doch was wir wollen" von Bernadette La Hengst, Frank stellte den Elfenforscher, Autor, Musiker, Künstler und Professor an der Kunsthochschule Hamburg Wolfgang Müller (Die tödliche Doris) vor, der sodann ein musikalisches Feuerwerk abbrannte. Wolfgang Müller sang nicht nur die größten Hits seiner letzten Maxi "Ich habe sie gesehn' … Elfen, Zwerge, Feen", sondern gab auch bislang Ungehörtes von seinem hoffentlich im Herbst erscheinenden Longplayer zum Besten, ach, es war ein unglaublicher Ohrenschmaus, die ganze Tanzwirtschaft lag Müller zu Füßen. Zwischen den deutsch und zum Teil isländisch vorgetragenen Liedern klärte Wolfgang Müller sachkundig und charmant auf, z.B. über das Penismuseum von Reykjavík, ach, es war wundervoll, und das Publikum derart begeistert, daß es Wolfgang Müller am Ende gar nicht von der Bühne lassen wollte. Angeführt von Thomas Kapielski wurde Wolfgang Müller genötigt, noch einmal seinen bezaubernden Ohrwurm "Ich habe sie gesehn" zu singen … und dann noch einmal, diesmal von Thomas Kapielski unterstützt ("Er hat sie gesehn!") … und dann noch einmal! Es hätte stundenlang so weitergehen können, aber last but not least sollten auch noch Superschiff ihren Teil zum Gelingen des Abends beitragen - und taten es eindrucksvoll!


Wolfgang MüllerWolfgang MüllerWolfgang MüllerDuett: Wolfgang Müller/Thomas KapielskiDuett: Wolfgang Müller/Thomas Kapielski

Zuvor spielte DJ Satt aber noch "Mr Blue" von Knarf Rellöm ISM und "Confitebor tibi cithara" von Pater Caspar, dann wurde es andächtig. Doktor Benn kündigte den Versuch eines modernen Oratoriums an und die beiden Superschiffler Mr Clark und die Stifter, früher bekannt als Die blutjungen Dilettanten bzw. die BeeDees, unterstrichen seine Worte mit einem expressionistischen Handschuhtanz. Danach besangen Superschiff Superschiff ("Ich kann durch Wände sehen/Ich kann auf Wasser gehen/Ich kann in Wolken stehen") und Lolita ("Sie stammt aus gutem Hause/ihre Mutter lebt allein/sie ist Nabokovs Lolita/und war Goethes Gretelein"), schwörten "Ich schenk Dir mein Gehirn" und klagten "Frauen mit Fehler" an. Richtig weihevoll wurde es zum Schluß. Superschiff stiegen in den Nachtexpress ("Nachtexpress! Nachtexpress! Wir fahren, wir fahren Nachtexpress!") und eine Magical Mystery Tour begann, eine achtminütige musikalische Reise durch fünf Jahrhunderte, die im Abendmahl und mit batzenweise Hostien und Wein aus 5-Liter-Kanistern und lauten Beifallsbekundigungen endete.


SuperschiffSuperschiff

SuperschiffSuperschiffSuperschiff
SuperschiffSuperschiff

Inzwischen war es weit nach Mitternacht, zu den Klängen von "All you need is love" von den Beatles gab Frank endlich die Tanzfläche frei, yep! DJ Satt aus San Remo, der uns seine mp3-Files synchron per email übers Handy sendete, machte sogleich ordentlich Druck: Atari Teenage Riot, Dive, Skinny Puppy, Prong, Deejay Punk-Roc, James Kochalka Superstar, Throbbing Gristle … wow, das Set war wirklich nicht von schlechten Eltern, puh - bis um 4 Uhr morgens bebte und schwitzte das Burger. Dann stieg alle3 in diverse Automobile und verteilte sich in alle drei Himmelsrichtungen.


Disko: Das Haus rocktSpendable GästeDisko is in the House
Gaby und Nicole. Klasse an der Kasse!

Bedanken möchte sich alle3 ganz herzlich bei allen Auftretenden und unseren beiden lieben Helferinnen Gaby und Nicole an der Kasse, wow, ihr ward wieder klasse!!!!

Des weiteren bei den tapferen Mitarbeitern des Kaffee Burger. Ein Dankeschön verdient auch Anja Ibsch, die den Auftritt von Superschiff filmte, und Ralph (Ralle) G. Schulz von den e-workers. Dann möchten wir uns noch bei allen zahlenden Gästen bedanken und bei unseren Mitarbeitern, die so zahlreich erschienen sind. alle3 hofft, daß alle Anwesenden viel Spaß hatten!!! Bis zum nächsten Jahr!