daily satt
- daily schreiber -
es gibt auch so etwas
wie militante melancholie
davor bewahrt uns jedenfalls
keine metaphorische pointe
uns rettet allerdings nicht
die religion -
uns rettet nur die satire
(Karl-Heinz Schreiber, Die Brutalität der Idylle, 1987)Samstag, der 30. März 2002
"Legitimes Theater" habe man nach den Worten des saarländischen
Ministerpräsidenten neulich im Bundesrat aufgeführt - sollte die CDU
tatsächlich satirefähig sein?! Daß in einer Demokratie auch im
Bundesrat Theater als "legitim" zugelassen sei, das wäre an sich ein
künstlerischer Fortschritt. Eine Commedia dell'arte von unionistischen
Gnaden scheint ein neues Subgenre zu sein. In dieser aus dem 16.
Jahrhundert stammenden Theaterform werden bekanntlich stereotype
Verwicklungen variiert; eingestreute Witze sowie mimische Scherze und
Dialoge bleiben der Improvisation überlassen. Allerdings kritisierte
der amtierende Bundesratspräsident die Infragestellung der Neutralität
des Bundespräsidenten durch die Union als "Trauerspiel". Wäre dies
demnach logisch gefolgert etwa "illegitimes" Theater?! Womöglich
mangelt es unseren Politikern doch an artistischer Souveränität, ihr
Tun & Lassen dem Publikum zumindest als Satire zu verkaufen. Denn nur
als solche wird das Treiben höheren Orts weiterhin geduldet werden.
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