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Mai 2005 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||
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Königreich der Himmel
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Ridley Scott hat zwei Vorteile gegenüber all den Nachzüglern seines immens erfolgreichen und mit Oscars überschütteten Gladiator. Zum einen ist er trotz einiger Fehltritte ein begabter Regisseur, und zum anderen erzählt er nicht eine Geschichte, die der Zuschauer schon vorher kennt, und bei der er sich dann nur noch darüber aufzuregen braucht, wenn die Version auf der Leinwand von der eigenen Vorstellung abweicht ("Das soll Helena sein? Eine Frau, für die man einen Krieg anzettelt?" "Wo bleibt die Bettszene Guinevere und Lancelot?").
Bei Kingdom of Heaven weiß man nicht schon vorher, wer in welcher Reihenfolge stirbt, und dadurch bleibt der Film sogar über seine üblichen zweieinhalb Stunden in Massen spannend. Mit dem in ähnlichen Filmen bewährten Orlando Bloom wird auch das weibliche Publikum angelockt, und er und seine Partnerin Eva Green (The Dreamers) fallen auch nicht weiter negativ auf, sind schön anzusehen und bleiben in der ihnen zugewiesenen Rolle. Zwei "Stars" werden mit ins Rennen geschickt, doch auch wenn Liam Neeson nicht nur mit dem Lichtschwert umzugehen weiß und Jeremy Irons eigentlich immer ein Pluspunkt für einen Film ist, sind die wahren Stars dieses Films, die auch einen Kinobesuch wert sind, weniger bekannt.
Als überzeugende Bösewichte wurden der inzwischen auf solche Rollen abonnierte Brendan Gleeson und der wirklich finstere Marton Csokas (The Bourne Supremacy, Asylum) verpflichtet, und eine der herausragendsten Rollen seiner Karriere spielt Edward Norton (Fight Club), eigentlich auch ein Gesicht (und ein Charakterdarsteller), für den Frauen wie Männer gerne ins Kino gehen. Doch Norton spielt hier den leprakranken König von Jerusalem, dem erst auf dem Grabmal die silberne Gesichtsmaske abgenommen wird, und ich hätte ihn nicht einmal dann erkannt. Umso beeindruckender ist seine Darstellung. Auch David Thewlis (Naked) ist auf der Habenseite zu verbuchen, der wahre Star des Films ist für mich (als bekennender Trekkie) aber Alexander Siddig, der in dem ähnlichlautenden Reign of Fire nur eine kleine Rolle abbekam, hier aber mindestens so viel screen time hat wie Neeson oder Irons, und der mit seinem etwas überzogenen Dialekt eine der Figuren ist, die in dem überraschend politisch korrekten Film (Nach der Kritik an Black Hawk Down wollte Scott wohl auf Nummer Sicher gehen) für Völkerverständigung plädieren, eine message, die man in ähnlichen Filmen vermissen mochte.
Scotts Bilder zeigen, was für ein Stümper beispielsweise Fuqua ist, und auch, wenn man seine Schlachten aufgrund ähnlicher Software nur schwer von Schlachten in anderen Filmen wie Lord of the Rings oder Troy unterscheiden kann, nimmt er sich mitunter Zeit für Momente, die eher in einen Kontext mit den Epen eines David Lean zu stellen sind als mit den enttäuschenden "event movies" der letzten Jahre. Ein Durchbruch zur heiligen Stadt wird der Ort eines Gemetzels, dass selbst mit antiker Kriegsführung nur noch wenig zu tun hat, und kurz, bevor jemand auf die Frage "What is Jerusalem worth?" die Antwort "Nothing. Everything." bekommt, zieht sich die Kamera von diesem Leiberhaufen nach oben zurück, und gemeinsam mit diesem "Blick Gottes" kann der Zuschauer über soviel Unvernunft nur den Kopf schütteln. "Heilige" Kriege sind genauso blöd wie alle anderen …
Wie schon angedeutet, werde ich aber dennoch kein Fan des Genres werden, und auch in diesem Film gibt es einige Enttäuschungen wie den Auftritt von Ulrich Thomsen (Das Erbe, Brothers) oder die allzu konventionelle Musik von Harry Gregson-Williams. Aber besser als die eingangs genannten drei Filme ist Kingdom of Heaven sicher, und wenn ab sofort nur noch Ridley Scott die Genehmigung bekäme, solche Filme zu drehen, wäre ich schon zufrieden.
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