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Bilder © 2008 Concorde Filmverleih GmbH
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Iron Man
(R: Jon Favreau)
USA 2008, Buch: Mark Fergus, Hawk Ostby, Art Marcum, Matt Holloway, Comic-Vorlage: Stan Lee, Don Heck, Larry Lieber, Jack Kirby, Kamera: Matthew Libatique, Schnitt: Dan Lebental, Musik: Ramin Djawadi, Production Design: J. Michael Riva, mit Robert Downey Jr. (Tony Stark / Iron Man), Jeff Bridges (Obadiah Stane / Iron Monger), Gwyneth Paltrow (Virginia "Pepper" Potts), Terrence Howard (Jim Rhodes), Shaun Toub (Yinsen), Leslie Bibb (Christine Everhart), Faran Tahir (Raza), Sayed Badreya (Abu Bakaar), Bill Smitrovich (General Gabriel), Clark Gregg (Agent Phil Coulson), Tim Guinee (Major Allen), Jon Favreau (Hogan), Stan Lee (Himself), Paul Bettany (Stimme der Rüstung "Jarvis"), Peter Billingsley (William), Kinostart: 1. Mai 2008
Bei Verfilmungen von Superhelden-Comics ist es Standard, den Stoff für ein zeitgenössisches Publikum zu modernisieren (wenn nicht gerade das Zeitkolorit wie bei The Rocketeer eine große Rolle spielt). Wen außer Comic-Puristen interessiert heute noch die Gründung der Fantastic Four im Jahre 1963 oder die ersten Abenteuer von Batman in den 1930ern? Und so wird Peter Parker von einer genmanipulierten statt einer radioaktiven Spinne gebissen und der junge Clark Kent in Smallville hört eher Eminem als Bill Haley.
Doch die auffallendsten Aktualisierungen hat der neueste Comic-Mega-Hyope Iron Man erfahren, denn die ursprünglich an Howard Hughes angelegte Figur des Rüstungsmilliardärs Tony Stark (Robert Downey jr.) findet sich hier mitten in Afghanistan und darf nun am eigenen Leibe die Funktionalität der von ihm entwickelten Waffen erfahren, ehe der Möchtegern-Pazifist als Ein-Mann-Armee gegen seine eigenen Waffen, die Kumpel von der Air Force und den ab dem ersten Auftritt als Bösewicht erkennbaren Obadiah Stone (Jeff Bridges mit grauem Vollbart und echter Glatze) antreten muss. Die politischen Implikationen des Films sind mitunter etwas ärgerlich, doch auf der Comic-Ebene kann Iron Man mit den aufwendigsten Spektakeln mithalten, denn Regisseur Jon Favreau, der uns schon Zathura bescherte, und auf den die Marvel-Produzenten bei seinem Schauspielauftritt als Foggy Nelson in Daredevil aufmerksam wurden, nimmt sich teilweise auch Zeit für (manche) Nebenfiguren (Tony Shoub als Yinsen ist das positive Beispiel, es gibt auch negative), und es gelingt ihm ein Film, den man irgendwo zwischen Robocop und Wallace & Gromit ansiedeln könnte (und das war jetzt als Kompliment gemeint). Der Kontrast zwischen knallhartem Kriegs-Business und spaßigen Dialogen ist mitunter etwas gewöhnungsbedürftig, und in Sachen Product Placement ging man eindeutig zu weit, aber Iron Man macht einfach Spaß, so wie Spider-Man (insbesondere I & II) oder Fantastic Four (nur I). Da stimmt die Chemie zwischen Downey jr. und seiner "Assistentin" Gwyneth Paltrow, da merkt man die Spielfreude bei Jeff Bridges, selbst Kleinigkeiten wie der bisher beste Stan-Lee-Kurzauftritt oder Paul Bettanys Einsatz als Stimme der Rüstung des Iron Man verbessern den Gesamteindruck, während die kleinen Ärgernisse schnell vergessen und vergeben sind.
In Anlehnung an einen kleinen Scherz des Films muss man einfach attestieren, dass dieser Film trotz einiger zweifelhafter Ansätze das "Herz am richtigen Fleck" hat, und wenn man bedenkt, dass Downey jr. in der nächsten großen Marvel Entertainment-Produktion The Incredible Hulk bereits wieder einen Gastauftritt hat, könnte sich nach anfänglichen rechtlichen Problemen, wer jetzt Ben Urich oder Wilson Fisk in seinen Film einbauen darf und wer nicht, langsam eine Art filmisches Marvel Universum entwickeln. Ob dies positiv zu bewerten ist, wird sich zeigen, aber kleine Gastauftritte von prominenten Superhelden-Darstellern wie Edward Norton, Nicholas Cage, Hugh Jackman oder Tobey Maguire in anderen Marvel-Filmchen hätten durchaus ein gewisses Spaßpotential. Doch bei den Marvel-Filmen vor "Marvel Entertainment" dürften die bereits erwähnten rechtlichen Probleme auch weiterhin von Bedeutung sein. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die bereits in Planung befindlichen Projekte wie Captain America (Regie: Nick Cassavetes), Thor (Matthew Vaughn) oder Ant-Man (Edgar Wright) mit dieser Problematik umgehen.