Sunshine Cleaning
(R: Christine Jeffs)
USA 2008, Buch: Megan Holley, Kamera: John Toon, Schnitt: Heather Persons, mit Amy Adams (Rose Lorkowski), Emily Blunt (Norah), Alan Arkin (Joe), Jason Spevack (Oscar), Clifton Collins Jr. (Winston), Steve Zahn (Mac), Mary Lynn Rajskub (Lynn), Eric Christian Olsen (Randy), Paul Dooley (Sherm), Kevin Chapman (Carl), Judith Jones (Paula Datzman-Mead), Amy Redford (Heather), McKenna Hutton (Young Rose), Mason Frank (Young Norah), Marya Beauvais (TV Waitress / Mother), Christopher Dempsey (Gun Shop Suicide), Vic Browder (Gun Shop Owner), 102 Min., Kinostart: 21. Mai 2009
Das Thema der unterschiedlichen Schwestern (oder Brüder) wird meist erst durch die Besetzung interessant. Wenn man Isabelle Huppert und Catherine Frot aufeinanderjagt, oder Toni Colette und Cameron Diaz, dann ist zumeist für einen amüsanten und / oder interessanten Kinoabend gesorgt. Und dasselbe kann man auch bei Amy Adams und Emily Blunt attestieren.
Amy Adams hatte mit Enchanted einen Kassenerfolg, überzeugte aber in unbekannteren Filmen wie Junebug weitaus mehr. Ich habe zwei Theorien über sie entwickelt, sie ist sowohl die amerikanische Version von Eva Löbau, eine sympathische, aber nicht außergewöhnlich gutaussehende Darstellerin, mit und über die man gerne lacht, und die sich auch nicht scheut, sich im Dienste einer Rolle zum Gespött der Leute zu machen. Andererseits ist sie aber auch, und dies ist bei Enchanted unübersehbar, und auch bei ihrer Rolle als Amelie Earhardt in Night at the Museum 2 erkennbar, eine Art moderne Julie Andrews. Und wer wie ich Eva Löbau lieber sieht als Julie Andrews, weiß auch, in welcher Art von Filmen Amy Adams mich mehr überzeugt.
Auch Emily Blunt ist hierzulande noch kein Superstar, aber seit ihrem Quasi-Debüt in My Summer of Love fiel sie immer wieder positiv auf. In The Devil wears Prada ist sie zu jedem Zeitpunkt interessanter als Hauptdarstellerin Anne Hathaway, in The Jane Austen Book Club ist sie selbst als verhuschtes Mauerblümchen die eigentliche Hauptattraktion, und in Charlie Wilson's War (übrigens auch mit Amy Adams) ist sie sogar eine Art Bond-Girl, nur dass der Bond-Verschnitt Tom Hanks ist, der plötzlich was Besseres zu tun hat. Sie ist fast immer sexy, aber fast nie "nur" Schmuckstück, sondern versteht es, selbst Winzrollen (z. B. als vermeintliche "Schweinenase" in Dan in Real Life) noch ein Leben einzuhauchen.
Diese hochkarätigen Darstellerinnen sind das Rückgrat dieses Ensemblefilms, der in vielfältiger Weise an den Indie-Hit Little Miss Sunshine erinnert, der aber kein Trittbrettfahrer ist, sondern ein netter kleiner Independent-Film mit starken Themen, interessanten Figuren und viel Humor, wie sie heutzutage leider Mangelware sind.
Rose (Amy Adams) war als Cheerleader der Stolz der Schule, arbeitet nun aber als Putzfrau und ihr Liebesleben beschränkt sich auf das wöchentliche Stelldichein mit einem verheirateten Polizisten (Steve Zahn), der seine gerade frisch geschwängerte Frau wahrscheinlich nie verlassen wird. Außerdem ist sie alleinerziehende Mutter eines Knaben, der sich gerade angewöhnt hat, Briefkästen abzulecken, und somit womöglich obsessiv-kompulsiv ist. Oder zumindest sehr gelangweilt.
Roses Schwester Norah (Emily Blunt) ist etwas rotziger und verantwortungsloser, und schmeißt ihren Job in der Fast-Food-Kette schneller hin, als ihre Vorgesetzten die Beschwerden über sie zusammenfassen können.
Diese beiden kommen nun durch eigentümliche Erlebnisse auf die Idee, sich als "Biohazard Removal Service" (also sozusagen die Putzcrew nach Todesfällen) selbstständig zu machen, und was dabei alles schiefgeht, wie Großvater Joe (Alan Arkin) sich ins Geschäft einbringt, und ob die beiden Schwestern sich zusammenraufen können, davon berichtet der Film, der vor guten Ideen und bemerkenswerten Nebenfiguren (Clifton Collins jr., Mary Lynn Rajskub) nur so sprudelt.
Sunshine Cleaning hat keine übertriebenen Berührungsängste ("He's over here in fishing, too"), kann Rührseligkeiten von Gefühlen unterscheiden, und kann wie Der Wald vor lauter Bäumen in einem Moment hochnotpeinlich sein, um zwei Sekunden später wieder eine Zwei-Monats-Ladung Sympathie des Zuschauers auf seine Figuren zu verteilen. Kein Meisterwerk, aber ein Film, der einem das Gefühl gibt, dass es eine Lust sein kann, ein Kino zu besuchen. Und dieses Gefühl hat mich in 2009 trotz etwa 100 gesichteter Filme bisher nur sehr selten beschlichen.