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24. August 2014
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Guardians of the Galaxy (James Gunn)


Guardians of the Galaxy
(James Gunn)

USA 2014, Buch: James Gunn, Nicole Perlman, Comic-Vorlage: Dan Abnett, Andy Lanning, Kamera: Ben Davis, Schnitt: Fred Raskin, Hughes Winborne, Craig Wood, Musik: Tyler Bates, Kostüme. Alexandra Byrne, Production Design: Charles Wood, Supervising Art Director: Ray Chan, mit Chris Pratt (Peter Quill / Star Lord), Zoe Saldana (Gamora), Dave Bautista (Drax the Destroyer), Michael Rooker (Yondu Udonta), Lee Pace (Ronan the Accuser), Karen Gillan (Nebula), Djimon Hounsou (Korath), John C. Reilly (Corpsman Dey), Glenn Close (Nova Prime), Benicio del Toro (The Collector), Laura Haddock (Meredith Quill), Christopher Fairbank (The Broker), Ophelia Lovibond (Carina), Wyatt Oleff (Young Peter), Gregg Henry (Grandpa), Melia Kreiling (Bereet), Sean Gunn (Kraglin), Brendan Fehr (Corpsman Dey's Partner), Rachel Cullen (Corpsman Dey's Wife), Isabella & Imogen Poynton (Corpsman Dey's Daughter), Mikaela Hoover (Nova Prime's Assistant), Alexis Denisof (The Other), Richard Katz (One-Legged Prisoner), Stan Lee (Xandarian Ladies' Man), James Gunn (Maskless Sakaaran), Lloyd Kaufman und den Originalstimmen von Bradley Cooper (Rocket), Vin Diesel (Groot), Josh Brolin (Thanos), Nathan Fillion (Monstrous Inmate), Rob Zombie (Ravager Navigator), 121 Min., Kinostart: 28. August 2014

Aus meinem persönlichen Sichtfeld wirkt die Vorfreude der comic-affinen Nerds auf Guardians of the Galaxy weit ausgeprägter als etwa beim geplanten Zusammentreffen von Superman und Batman – und das kann nicht nur daran liegen, dass Bradley Cooper angesagter ist als Ben Affleck. Ob insbesondere in Deutschland viele Personen jemals einen »Guardians«-Comic gelesen haben, ist da eine ganz andere Frage (ich selbst habe nur zwei Hefte aus der Periode Anfang der Neunziger aus einem Ghost Rider-Crossover). Und in diesem Fall ist es vermutlich ein klarer Pluspunkt, wenn man ins Kino geht und unter Umständen allenfalls mit Bösewicht Thanos einen Bezugspunkt zum Marveluniversum hat, denn dieses abgedrehte Raum-Abenteuer will mit den üblichen Helden-Teams möglichst wenig gemeinsam haben.

Guardians of the Galaxy (James Gunn)

Bildmaterial © 2014 Walt Disney Studios / Marvel Comics    
 

Die zwischenzeitig fünf Mitglieder des fast nie wie im Titel benannten Teams (denn schon dieser Titel ist natürlich ein Hohn) sind größtenteils motiviert von Rache und Geldgier, die Heldenhaftigkeit, das gegenseitige Vertrauen und eine uneigennützige Opferbereitschaft müssen sich hier erst langsam entwickeln, sind aber zu keinem Zeitpunkt wichtiger als quirlige Überraschungen, witzige One-Liner oder eine visuelle Reizüberflutung.

Guardians of the Galaxy (James Gunn)

Bildmaterial © 2014 Walt Disney Studios / Marvel Comics    
 

Hierbei ist es wichtig und unumgehbar, dass es zwar den üblichen CGI-Marvel-Showdown gibt, aber Regisseur James Gunn (Tromeo & Juliet, Slither, Super – und das Drehbuch zu Zack Snyders Regiedebüt Dawn of the Dead) offensichtlich ein Faible für Old-School-Tricks hat. Nicht, dass es in diesem Film für 12jährige Splattereffekte gäbe, aber zumindest die unzähligen Aliens stammen nicht alle aus dem Rechner, sondern faszinieren durch ein farbenfrohes Design und das Spiel mit unterschiedlichen Oberflächen. Nicht nur der haarige Waschbär und das knorrige Baumwesen (beide CGI), sondern die Haut von Ronan (Lee Pace), das kahle teilmetallische Gesicht von Nebula (Karen Gillan) oder die Tätowierungen (Brandings?) von Drax (Wrestler David Bautista) sind echte Eyecatcher. Und die größtenteils aus dem Rechner stammenden Planetenwelten unterstützen (vielleicht mit Ausnahme des zu erdähnlichen »Opferplaneten« Nova Prime) diese Schöpfung einer Filmwelt. Damit können (budget- und genremäßig) vergleichbare Filme wie John Carter oder Man of Steel mit ihrem Angebergehabe und dem Look, den man schon zig mal gesehen hat, nicht ansatzweise mithalten.

Guardians of the Galaxy (James Gunn)

Bildmaterial © 2014 Walt Disney Studios / Marvel Comics    
 

Beim zwanzigminütigen Weltrettungs-Showdown mit vielen Explosionen, Hunderten von kämpfenden Jets (irgendwo habe ich von einer Hommage an das Video-Arkadenspiel Asteroids gelesen, leider habe ich das selbst nicht bemerkt und kann mich auch anhand der Angabe nicht an die Szene erinnern) und (mal wieder!) einem riesigen Flugobjekt, das droht, auf eine futuristische Großstadt zu stürzen, wirkt Guardians wie ein x-beliebiger Blockbuster der letzten Jahre (Avengers, Elysium, Avatar usw.), aber abgesehen davon können sich Gunn und seine Schauspieler wirklich austoben. Dass er einen jahrelangen Wegbegleiter wie Michael Rooker (Henry: Portrait of a Serial Killer) einbauen konnte oder seinem früheren Mentor Lloyd Kaufman einen Winzauftritt beschert, zeugt davon, wie Gunn hier trotz des strikten Korsetts seine ganz persönliche Note einbringen konnte. Und das Ergebnis ist einfach ein Film, der tierisch Laune macht. Selbst, wenn Groot zum fünfzehnten Mal sein eingeschränktes Vokabular demonstriert oder Peter Quill mal wieder zeigt, dass ihm der Walkman (nebst Mixtape), dem ihm die Mutter schenkte, so etwa das zweit- oder drittwichtigste auf der Welt ist: diese Momente stimmen und funktionieren einfach, und außer Joss Whedon oder Bryan Singer und J.J. Abrams (an einem guten Tag!) bekommt das einfach kaum jemand so beständig hin.

Guardians of the Galaxy (James Gunn)

Bildmaterial © 2014 Walt Disney Studios / Marvel Comics    
 

Mindestens so wichtig wie die vielen fetten Effekte ist nämlich etwa dieses den Soundtrack mitbestimmende Mixtape, denn für die Rettung der Galaxie ist nicht die größte Waffe oder die rücksichtsloseste Benutzung dieser Waffe entscheidend, sondern sehr menschliche Werte und Gesten: Händchenhalten, kleine Streicheleinheiten oder ein Hüftschwung im Gedenken an Marvin Gaye und Kevin Bacon (die auf irgendeiner Parallelwelt sicherlich anstelle von Geldof und Obama Friedensnobelpreisträger wurden).

Guardians of the Galaxy (James Gunn)

Bildmaterial © 2014 Walt Disney Studios / Marvel Comics    
 

Wer hier übrigens so etwas wie eine Inhaltsangabe sucht, bitteschön: Der »Infinity Stone« darf nicht in die falschen Hände geraten. Um dies zu verhindern, gibt es einen ausgeklügelten Plan, bei dem eine Beinprothese den Besitzer wechseln muss. Oder so ähnlich. Die Story ist ungefähr so wichtig wie in einem durchschnittlichen Marvel-Comic mit »Infinity« im Titel.

Guardians of the Galaxy (James Gunn)

Bildmaterial © 2014 Walt Disney Studios / Marvel Comics    
 

Womit es auch Zeit wäre, auf unser prächtiges Gewinnspiel hinzuweisen …

 

Gewinnspiel zu »Guardians of the Galaxy«Gewinnspiel zu »Guardians of the Galaxy«
Guardians of the Galaxy-Gewinnspiel: deutsch- und englischsprachige US-Comics mit den Guardians, Adam Warlock, Deathlok, Thanos usw. – außerdem Fan-Pakete mit Poster, hübsch verpackten Stickern und einem Schlüsselring – also nichts wie hin!