Die Vorteile davon, wenn man sich mit einer Nationalfilmographie ein wenig auskennt, zeigt sich bei einem Film wie
Forbrydelser: Nicht nur kenne ich die Regisseurin von ihrem 2002er Wettbewerbs-Beitrag
Kleine Missgeschicke und den Co-Autor von selbigem Film und
Okay, sieben der Hauptdarsteller sind mir aus dänischen Filmen wie
Das Fest, Italienisch für Anfänger, Open Hearts, Scratch, Kick 'n' Rush und den beiden zuvor genannten gut bis teilweise sehr gut bekannt.
Überraschend hingegen war das Dogma-Zertifikat zu Beginn des Films, ich war der Meinung, Dogma sei offiziell für tot erklärt worden. Um aber nicht den alten Fehler zu begehen, die über den Abspann gelegte Musik als Regelverstoß zu ahnden, eine kurze Inhaltsangabe: Anna tritt einen neuen Job als Gefängnispriesterin an, während Kate in die Frauenabteilung desselben Knasts überführt wird. Kate gehen einige Gerüchte voraus, sie soll mit ihren Händen heilen können, und in der Tat gelingt es ihr, den Drogenentzug von Marion (European Shooting Star Sonja Richter) zu erleichtern, was deren Dealerin Jossi nicht unbedingt fröhlich macht. Als Anna Kate in ein Gespräch verwickeln will, entgegnet diese, sie soll sich um ihre Dinge und das Baby in ihrem Bauch kümmern - und überraschend erweist sich die lange Zeit als unfruchtbar geltende Anna tatsächlich als schwanger. Dies sind nur zwei Hauptstränge der Handlung, nebenbei geht es noch um einen Wächter, der sich in Kate verliebt, eine eifersüchtige Aufseherin, die Eheprobleme von Anna und Frank - und eine seltsame Verbindung zwischen Anna und Kate, die beiden Hauptfiguren.
In der typisch dänisch fatalistischen Weise werden Probleme geschildert, der übliche Humor wird diesmal aber stark zurückgeschraubt, Co-Autor Kim Fupz Aakeson spricht von einem "feel bad movie", wie sie vor allem zur Frühzeit der Dogma-Bewegung vorherrschten. Ohne den Humor, wie er gerade in Italienisch für Anfänger und Kleine Missgeschicke noch die schrecklichsten Schicksale verdaubar machte, wirft Forbrydelser für einige Zuschauer Probleme auf, nur die hartgesottenen wie ich können bei einer Abtreibungsdiskussion und dem Untertitel "You say foetus, I say Baby" an den Gershwin-Klassiker Let's call the whole thing off ("You say po-tay-to, I say po-ta-to …") denken und leise in sich hereinkichern, während zartbesaitetere Zuschauer den Film für sein unhappy ending nahezu verfluchen. Doch der Wert eines Films kann sich nicht allein daran bemessen lassen, ob er lebensbejahend oder deprimierend ist, solange wie in diesem Fall das Buch, die Regie und die Darsteller aus Forbrydelser auf jeden Fall ein Erlebnis machen. Definitiv einer der wenigen bisherigen Höhepunkte des Wettbewerbs, die fast durchgehend skandinavischer Herkunft sind.