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26. Mai 2020 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||||||||||||||||
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Februar 2020 plus◊ ◊ ◊
Grundsätzliche Infos zu dieser Rubrik findet Ihr nach wie vor auf unserer Erklärseite! ◊ ◊ ◊
Undone by Blood
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Writer: Kelly Thompson; artist: Mattia De Iulis; cover: Valerio Giangiordano; colorist: Rachelle Rosenberg; letterer: VC's Cory Petit; Marvel Comics; release date: 29th of January, 2020; $ 3,99
While Hawkeye: Freefall was so successful that the mini-series suddenly became a regular series, Jessica Jones: Blind Spot was published bi-weekly and thus was not allowed enough time for this upgrade. The first five issues were one storyline while issue 6 had a different artist and went for a completely other turn, somewhere between a marital conflict and a genre parody, culminating in a colourful cliffhanger with a »to be continued« even though nobody knows when or where the story will be continued.
But even though I've read the whole series I want to talk about #2, maybe with a short summary of #1.
Issue #1: Jessica Jones, P.I., finds a dead body in her office, gets arrested and suspects a set-up. She is confronted with a photo of the female vic and recognizes a client from six years ago. A lawyer gets her out of this (Matt Murdock is the first in a long line of guest stars), she tries to solve the case ... and gets shot in the head. An intriguing cliffhanger if there ever was one.
This doesn't exactly seem inviting for a review, but in issue #2 Jessica gets better. Even though she calls that endured episode a bit condescendingly a »run-of-the-mill bullet to the brain«. At first she has no idea how she survived. And neither have we as readers.
Okay, it's a Marvel comic. It HAS happened before that someone dies here and comes back years later. Even weeks later. But in such a crime series with supernatural (aka Marvel) overtones it's intriguing that as a reader you are more interested in the circumstances of this kind of ressurrection than a whodunit, whydunit or whatever (at least that's my experience).
Author Kelly Thompson (Captain Marvel, Nancy Drew, Deadpool) expresses a lot of shy respect for Jessica Jones' creator Brian Michael Bendis, but she is self-confident enough to try out her own peculiar mix of crime fiction with a supernatural plotline totally innovative. And she takes her own time to slowly reveal what this series is really about. (Even Dr. Stephen Strange at first can't help Jessica with the details of her resureection.)
© 2020 Marvel.
Artist Mattia De Iulis (Invisible Woman) masters a pristine look that's almost hyperrealistic but mired deep in the medium comic. Jessica Jones is a satifying read looking good. If that isn't enough for you, too bad.
Writer: Tom Taylor; Penciler & Cover: Jorge Molina; Inkers: Adriano Di Benedetto & Roberto Poggi; Colorist: David Curiel; Letterer: VC's Cory Petit; Marvel Comics; VÖ: 05.02.2020 (Woche 6); $ 4,99
Immortal Hulk als Serie verbindet Superhelden-Handlungen mit der Mentalität des Horror-Genres. Das Erscheinungsbild der Serie ist so eindrücklich und wiedererkennbar (das Zitat zum Beginn, die Titelseite zum Abschluss), dass man fast sagen könnte, dass der Hulk aktuell nicht als Gaststar ausgeliehen werden darf (zumindest habe ich außer dem Kampf mit Ben Grimm in zwei Ausgaben von Fantastic Four nichts derartiges beobachtet), sondern für Auftritte in One-Shots wird er von anderen Autoren eher wie ein Konzept übernommen. Was dann auch mit einem nicht automatisch zu erwartenden Respekt geschieht.
Im Gegenzug zu etwa Absolute Carnage: Immortal Hulk (was nicht gilt, weil es vom aktuellen Hulk-Autor Al Ewing stammt), hat Tom Taylor (DCeased, Star Wars: Age of Resistance) die Horror-.Mentalität deutlich heruntergefahren. Seine Prämisse, Spider-Man und Hulk als Figuren zu kombinieren, ist aber stark genug, dass man ihm dies verzeiht.
Ausnahmsweise kann ich bei der zweiten Lektüre zum Abfassen dieses Textes sogar nachvollziehen, warum zu Beginn des Heftes extra darauf hingewiesen wird, dass die Geschichte sich vor den Ereignissen in Immortal Hulk #14 & Fantastic Four #12. Bruce Banner wird aktuell polizeilich gesucht und Ben Grimm alias The Thing muss hier nicht mit dem herkömmlichen Hulk ringen, sondern mit der Version à la Peter Parker. Weil Banner sich mit dem Hulk auskennt, verbringt er unter Lebensgefahr eine Nacht auf einer verlassenen Insel. Die notwendige Sensibilität traut er Ben Grimm einfach nicht zu.
© 2020 Marvel
Als running gags geht es mehrfach um Spider-Mans Geheimidentität und die Gefahr, dass er durch die Transformation zum Hulk seine Beinkleider verlieren könnte (Taylor gibt sich also Mühe, zusammen mit der anderen Basis andere Probleme aufzutun).
Vom Horror-Feel bleibt wenig, hier geht es eher um Fun. Das merkt man nicht zuletzt auch am Artwork. Mit ziemlich viel »wissenschaftlichem Background« versucht Taylor, eine What if-Handlung wie eine Episode zu behandeln, die auch in den Kanon passen würden, was in meinen Augen nicht wirklich funktioniert (dazu wurde der Hulk-Background auch schon zu oft überarbeitet). Dennoch hat das Heft eine gewisse, durchaus unterhaltsame Klasse, auf die man nicht jede Woche trifft. Und weil es um einige der bekanntesten Marvelfiguren geht, ein überzeugendes Einstiegsheft (selbst, wenn man dann zwei oder drei Fakten nicht bis ins Detail erklärt bekommt.)
Storytellers: Ron Garney & Gerry Duggan; Cover: Ron Garney; Colorist: Matt Milla; Letterer: VC's Joe Caramagny; Marvel Comics; VÖ: 26.02.2020; $ 4,99
Grimm Noir klingt nach film noir und hard-boiled detective Krimis, doch abgesehen von einem gewissen Trend zu Schwarzweiß-Ästhetik (auch nicht unbedingt inflationär, aber mit ein paar Spielereien wie aus Frank Millers Sin City) und winzigen Handlungselementen um Polizisten und Kernnachforschungen bei einer verwissten Person geht es in diesem Fantastic Four-Spin-off eigentlich um ein ganz anderes Genre.
Die Art und Weise wie Ron Garney hier Alpträume visualisiert und mit psychologischen Symbolen arbeitet erinnert aber an den deutschen Expressionalismus (nicht nur im Film), der den film noir sehr beeinflusste. Und letztlich muss man dem Kind ja irgendeinen Namen geben. Und wenn der einprägsam und verkaufsfördernd ist, umso besser...
© 2020 Marvel
Besser als das erste Heft von Spider-Man Noir hat mir dieses Heft auf jeden Fall gefallen. Nicht zuletzt wohl auch, weil man sich hier offenbar weit entfernt vom Marvel Way, wie man Comics kreiert. Dass Zeichner Ron Garney und Texter Gerry Duggan (Savage Avengers, Marauders, Dead Eyes, Fantastic Four: 4 Yancy Street) gemeinsam als »storytellers« genannt werden, interpretiere ich so, dass Garney einige der dialogarmen und eher assoziativen Comicseiten vermutlich mit nur geringem Input gestaltet hat und sich vor allem mal mit einer vagen Handlungsrichtung ausgetobt hat. Was das Beste an diesem Heft ist, gemeinsam mit Ben Grimms Alpträumen. Wer hinter diesen Träumen steckt und wie es Ben gelingt, sich von diesem Einfluss zu befreien, ist eher Nebensache.
Rein visuell spricht das Heft an, aber es ist auch sehr interessant, wie durch die Alptraumsituation selbst The Thing manchmal hilflos und verletzlich wirkt. Außerdem bin ich gespannt darauf, ob die neue Ergänzung zum Nebenpersonal in der Yancy Street vielleicht auch in der regulären Serie mit integriert werden wird. Aber dazu mehr in der nächsten Ausgabe von TVOD...
Writer: James Tynion IV; Artist & Cover: Werther Dell'edera; Colorist: Miquel Muerto; Letterer: Andworld Design; Design: Michelle Ankley; Boom! Studios; VÖ:29.01.2020; $ 3,99
Es ist nicht mein erklärtes Ziel, so häufig die Anfangsnummern von Serien zu besprechen, aber wenn mir etwas gut gefällt, will ich den Lesenden natürlich ermöglichen, recht früh mit auf den Zug aufzuspringen. Oft ist ein gelungenes Einstiegsheft aber nicht der Garant für eine weiterhin überzeugende Serie. Bei Something is killing the Children war ich offenbar nicht der Einzige, der sich nicht sofort überzeugen ließ, im Verlauf der ersten 3 bis 5 Hefte entwickelte sich die Serie vom aktuell mit Batman betreuten James Tynion IV zu einem Geheimtip in vielen Comicshops (da zählt die Mundpropaganda noch was, solange die Anzahl der Comicfans pro Quadratmeter nicht begrenzt ist).
Vermutlich gibt es nicht soo viele Comicserien, bei denen es zu den ersten Nummern so reichlich Reprints mit verändertem Cover gab, die dann immer gleich wieder ausverkauft waren. Ich habe sogar gehört, dass mein persönlicher Comicshop von der Nachfrage auch noch nach einigen Monaten überrascht worden war, als man den ersten Sammelpaperback dann auch nicht in der gewünschten Menge zur Verfügung hatte.
Tynion gibt sich ausgiebig Zeit, einerseits die Geschichte zu entwickeln, aber auch andererseits die Spannung aufzudrehen. Es beginnt mit vielen (durchaus vielversprechenden) Fragezeichen, doch je weiter man in die Geschichte vordringt und versteht, welche Rolle die ungewöhnliche weibliche Hauptfigur spielt - und wer oder was hinter den verschwundenen Kindern steckt -, umso faszinierender wird die Geschichte.
© 2020 James Tynion IV. All rights reserved.
Zeichner Werther Dell'edera ist für mich mal wieder ein unbeschriebenes Blatt, er erinnert mich aber zusammen mit der expressiven Farbauswahl des Koloristen Miguel Muerto stark an Hefte des Verlags AfterShock Comics, bspw. Dark Ark oder Bad Reception. Auch, wenn das zu einem nicht geringen Grad an den schwarzen Seiten mit dem leuchtenden Blutrot liegen kann, die bei Bad Reception weitaus häufiger eingesetzt werden als hier.
Ausgabe 5 bietet hier so etwas wie den ersten großen Showdown, gepaart mit Offenbarungen, die den Plot in der zweiten Rutsche von Heften bestimmen werden. Inzwischen ist es eigentlich offensichtlich, dass man die Menge an Nebenhandlungen keinesfalls überzeugend im Einstiegsheft an die Lesenden hätte bringen können.
Wer Comics mit deutlichen Horrorelementen, Action und jungen Protagonisten mag, dürfte hier eigentlich ohne Probleme andocken können. Nach meinen Erfahrungen mit Tynion seine wohl gelungenste Serie, die noch dazu keine Altlasten an continuity mit sich schleppt.
Writer: W. Maxwell Prince; Artist & Cover: Tyler Jenkis; Colorist: Hilary Jenkins; Letterer: Andworld Design; Design: Scott Newman & Michelle Ankley; Boom! Studios; VÖ: 04.03.2020; $ 3,99
Bei dieser Serie ist es das Artwork, das den größten Eindruck hinterlässt. Die Geschichte, die es eigentlich fordert, drängt sich erst mit Verspätung in den Vordergrund.
Denis ist es inzwischen fast gewohnt, nicht in seinem (oder irgendeinem) Bett zu erwachen, sondern auf irgendeiner Parkbank oder in einem Straßengraben. Normalerweise wird sein Blick im Verlauf eines Tages etwas klarer, wenn das Gift sich aus seinem Hirn verabschiedet.
»Ride it out. Lean it. Be the best dreamself you could be.« ist für ihn der Slogan, bis die bösen Träume verschwinden. Und mit dieser Einstellung betritt er auch »North Waherek«, eine Ortschaft in der schwer lesbare Buchstaben einen deutlich symbolischeren Ortsnamen hervorgeführt haben. Denis lässt sich nicht davon beirren, dass er einen Hirsch in einem Jeep nach dem Weg fragen muss oder der Barkeeper das Kinn an der Stelle seines Gesichts trägt, an der man normalerweise eine Stirn erwarten würde.
Und dieser »state-of-mind« eines bad trips, der sich vermutlich gar nicht als ein solcher erweisen wird (»A newbie. That place is gonna eat you alive.«) äußert sich auch im Artwork, das ziemlich außergewöhnlich ausfällt.
© 2020 W. Maxwell Prince & Tyler Jenkins. All rights reserved.
Selten klare Panelgrenzen, wie die Aquarellkolorierung scheint vieles ineinanderzufließen, Assoziation scheint an die Stelle eines klaren Narrativs zu rücken, eben echte Traumlogik, die man als Leser fast so schnell als gegeben annimmt wie Denis.
»Don't worry so much. You're just a figment of my imagination.«
Solch einen Ratschlag gibt Denis schon mal den seltsamen Gestalten, die er in diesem Ort trifft. Doch mit jeder Seite hofft er mehr darauf, endlich aufzuwachen. Und sei es in einer Lache seines eigenen Erbrochenen. Denn die Vorgänge um ihn herum werden immer weirder. »Curiouser and curiouser«, wie einst die kleine Alice gesagt hätte.
Die Mischung aus der Mär von einem Fremden, der sich in einem ungastlichen Ort einleben muss, vermengt mit einem psychedelischen LSD-Trip, mag sich trotz der zum Schluss angerissenen Lebensgefahr für Denis nicht über mehrere Hefte lang tragen, aber man ist geneigt, es mal auszuprobieren, gerade, weil so vieles ungewöhnlich ist beim »King of Nowhere«.
Eine Geschichte, wie sie sich eignet für das Medium Comic wie nur wenig. Und wenn man Comics mag, sollte man auch solche Geschichten mögen, wie man sie fast nur hier erzählen kann...
Writer: Robert Venditti; Penciller: Fernando Pasarin; Inkers: Oclair Albert & Danny Miki; Cover: Pat Olliffe & Tom Palmer; Colorist: Jeremy Cox; Letterer: Starkings & Comicraft; DC Comics; VÖ: 08.01.2020; $ 3,99
Trotz eines fast zweijährigen Runs von Hawkman, kann ich mit Robert Venditti, dem Autor der Serie, so komplett gar nichts anfangen. Ich kenne keine anderen Comics von ihm, er ist ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Aber das finde ich auch okay. [Nachtrag: Wochen später entdeckte ich noch andere Mainstream-Comics aus seiner Feder, aber das soll an diesem Text nichts mehr verändern.]
Venditti hat offensichtlich einen Plan, das merkt man schon in den ersten Heften. In Heft #4 wird mal die generelle Richtung kurz zusammengefasst:
»I am Hawkman.«
»I've existed as Hawkman through many different lifetimes, on many different worlds.«
»Recently -- impossibly -- I've been encountering my past lifes.«
»First a slip through time to Ancient Egypt to meet the version of me known as Prince Khufu Maat Kha-tar...«
»...now a trip through space and time to cross paths with Katar Hol, a wingman in the Thanagarian police force.«
Bei Black Panther habe ich mich beschwert, dass das Gewicht der Comic-Geschichte der Figur der aktuellen Serie die Luft nahm, sich zu entwickeln. Zumindest für neue Leser. Dieses Problem sehe ich bei Hawkman vorerst nicht (ich schreibe diesen Text wieder, während ich mich durch den Heftstapel arbeitete). Anfang der 1990er habe ich mal eine Serie gelesen, die entweder Hawkman oder Hawkworld hieß (evtl. gab es auch beides, und eines war eine Miniserie im Prestigeformat) und bei der Timothy Truman einer der Kreativen war.
(Aktuell habe ich weder Rückgriff auf den Dachboden im Haus meiner Eltern noch auf einen Großteil des Internets.)
Ich habe diese Hefte sehr gut in Erinnerung, und damals ging es vermutlich um diesen Katar Hol auf dem Planeten Thanagar. Aber man benötigt mein rudimentäres Restwissen keinesfalls, um der aktuellen Storyline zu folgen. Oder um sie zu verstehen. Der aktuelle Hawkman folgt einer Spur von Hinweisen durch Raum und Zeit, um eine große Bedrohung auszuschalten. Und wenn er dabei auf seine früheren Inkarnationen / Leben trifft, darf er diese nicht rücksichtslos eliminieren, weil er nach den Regeln der Zeitreise sich selbst töten würde. Das ist eine typische Comicstory, wie sie Status Quo und Kontinuität bewahrt, aber in Maßen ist das durchaus interessant.
In Heft #5 geht es weiter im »Microverse«, zusammen mit Superheldenkollege »The Atom«. Autor Venditti reflektiert etwas über die Comic-Vergangenheit: »Remember how simple things used to be? We're both way past crooks and bank robbers now.« - normalerweise ein deutliches Indiz, dass man sich sehr bald exakt mit solchen Antagonisten früherer Jahrzehnte herumschlagen muss. Aber erst mal wird der Science-Fiction-Gehalt der Geschichte ordentlich aufgedreht. Carter Hall reist sogar mal kurz auf einem »Zeta Beam« mit - und dieses Detail wird mal nicht erklärt, aber ich habe genügt klassische Adam Strange-Geschichten gelesen, um dieses Detail zu ergänzen. Aber letztlich ist das Hintergrundwissen auch nicht nötig, um der Geschichte zu folgen.
Ein entscheidender Vorteil bei der Verständnis im Kontrast zu Black Panther ist hier auch, dass Hawkman sich fast nur um seinen Titelhelden dreht - und all seine früheren Leben kann man recht leicht zuordnen, weil der Name immer ähnlich klingt. In Heft 6 erfährt man etwa, dass der »Great Betrayer«, auf dessen Spuren es die planetenverschlingenden »Deathbringers« in Richtung Erde zieht, auf den Namen »Ktar« hört. Wie gesagt, der Geschichte kann man mit Leichtigkeit folgen. Auch, wenn Venditti vorerst eine Menge Lücken im Plot klaffen lässt. Ob er zum Auffüllen dieser vier oder vierzig Hefte brauchen wird, ist vorerst komplett offen.
Hawkman #7
© 2018 DC Comics. All rights reserved.
Um jenen Herrn namens Ktar geht es in Heft #7, Titel »Origin«. Und nicht weniger als eine generelle Kerngeschichte der vielen Hawkmen wird hier geliefert. Um die lange Suche nach Hinweisen auf dem Planeten Krypton fortzusetzen (dort hieß Hawkman übrigens Catar-Ol).
Der Krypton-Abstecher ist noch recht profund, doch schon hier wird der große Showdown angekündigt, der verfrüht wirkt. Als hätte man bei DC kein Vertrauen in die Verkaufszahlen des Heftes gehabt. Also eine schnelle Dramatisierung, ein überhastet wirkender Twist, die zusammen alles aufregender machen - aber nicht unbedingt befriedigender. Immerhin hat Venditti einen Plan B, um seine Vorarbeit nicht verpuffen lassen zu müssen (und vielleicht liege ich auch komplett falsch mit meiner Annahme, dass Venditti zu solchen Schritten gezwungen wurde - der Austausch des Zeichners der ersten zwölf Hefte, Bryan Hitch, spricht dafür).
Hawkman #9 © 2019 DC Comics. All rights reserved.
In Heft #13 bieten Venditti und Gastzeichner Will Conrad eine fill-in-Geschichte, eine Art pazifistisch-mythische Mischung aus Edge of Tomorrow und dem Kern der Thanksgiving-Geschichte. Ein bisschen kitschig, aber eine willkommene Ablenkung.
Dann kommt Year of the Villain. Vielleicht lag es auch an diesem vermaledeiten Crossover, dass die Serie im Hier und Jetzt verankert werden muss und die Hawkman-Serie quasi verrät, was ein Jahr lang so clever und innovativ die Geschichte der Serie vorantrieb. Stattdessen bietet man jenen DC-Lesern, die es sich leisten können, mehrere Tie-Ins auszutesten, wieder »crooks and bank robbers« ... oder zumindest den Shadow Thief, einen klassischen Gegenspieler in der Rolle des Schurken für die vier Monate verlagsweiter Promotion des DC-Universums.
Für mich eine Enttäuschung, aber auch eine Überraschung. Mir war nicht klar, dass mit Tom Palmer einer der professionellen Inker, die für DC arbeiten, im cross-hatching tatsächlich noch schwächer scheint als ich mit meinen Fähigkeiten als Hobbyzeichner. Abgesehen vom graphischen Rückschritt ist die Story - trotz Einbindung des mir aus James Robinsons Starman »The Shade« - eine komplette Abwendung vom ersten Jahr der Serie - vielleicht mal abgesehen davon, dass Carters Trend zu einem blutrünstigeren Helden, wie es Deathbringer Idamm prophezierte, in diesem Vierteiler eine unverkennbare Rolle spielt. Aber dennoch wirkt die aktuelle Handlung lapidarer und fast konsequenzlos.
Direkt aus dem Vierteiler um den Shadow Thief entwächst ein weiterer Mehrteiler (anfangs noch mit dem Zeichner-Team Olliffe-Palmer), in dem es um eine dunkle Version von Hawkman geht, den »Sky Tyrant« von Earth-3. Zwar sehe ich den Zusammenhang zur früheren Storyline, doch agiert Venditti weit von der anfänglichen Ernsthaftigkeit. Hawkman #20 ist ein Comicheft, wie ich es niemandem empfehlen würde (aber immerhin überzeugen wenigstens die neuen Zeichner, Fernando Pasarin, Oclair Albert und der bei DC als designierter Inker, wenn man unter besonderem Zeitdruck leidet, immer wieder gern eingesetzte Danny Miki.
© 2020 DC Comics. All rights reserved.
Nach einer kurzen historischen Einbindung mehrere Handlungsfäden taucht The Batman who laughs auf und ich verstehe, dass das Cover zu Hawkman #18 (»Hawkman the Infected«) doch keine sehr freie Version der Geschehnisse präsentierte, wie ich zuerst annahm. Offenbar gab es ein Aufeinandertreffen von Hawkman mit dem infektiösen Schurken aus dem »Dark Multiverse«, aber nicht einmal zwei Monate später wird aufgeklärt, ob das in irgendeinem anderen Heft geschah ... oder ob das Re-Telling dieser Infektion im aktuellen Heft einfach zwischendurch unterschlagen wurde, aus welchen sinistren dramaturgischen Gründen auch immer...
Vermutlich ist Earth-3 ein Kernplanet des dunklen Universums, aber seit der ersten Crisis habe ich es mir abgewöhnt, mir irgendwelche Planeten aus den beiden großen Comicuniversen anhand irgendwelcher drangehängter Buchstaben und Zahlen zu merken. Sie tauchen irgendwo auf, man bekommt schnell erklärt, inwiefern die Rahmenbedingungen differieren ... und kaum hat man die letzte Seite eines Heftes geschlossen, habe ich es auch schon wieder vergessen.
Dieses Gedöns interessiert mich einfach nicht genug. Und selbst, wenn ich mal eine Serie lese, wo das eine größere Rolle spielt, zum Beispiel Ghost-Spider drüben bei Marvel, bringe ich nicht die Energie auf, mir die Ordnungszahl irgendeines Universums zu merken. Dafür habe ich unzählige PINs und Passwörter im Kopf. Irgendwie muss man auch mal prioritisieren.
Ich habe dann die nächsten beiden Hefte, die inzwischen erschienen, noch weitergelesen, und wenn man bedenkt, dass mir das art team gefällt und Hawkwoman, Atom und Adam Strange als Gaststars auftauchen, springt aktuell so gar kein Funke über. Die ersten beiden Tradepaperbacks würde ich empfehlen, aber das war's dann auch schon.
Writer: Mike Costa; Artist: Nate Bellegarde; Cover: Jason Howard; Colorist: Tamra Bonvillain; Letterer: Sal Cipriano; Stealth created by Robert Kirkman & Marc Silvestri; Image Comics (Skybound); VÖ: 11.03.2020; $ 3,99
Ein Standard der Comicgeschichte ist der junge Peter Parker, der sich aufopfernd um seine - je nach Zeichner- und Autorenphase - schon etwas gebrechliche Tante May kümmert. Außerhalb des doch etwas auf Jugendlichkeit abonnierten Mediums wäre das schon allein ein vielversprechendes Handlungsgerüst. Gerade bei US-Comics ist Peter nebenbei natürlich ein Superheld, der ganz unterschiedliche Anforderungen an sein Heldentum miteinander jonglieren muss. Immer wieder gibt er seine Hausaufgaben zu spät ab, weil er einen Schurken dingfest machen musste oder verkompliziert sein spätpubertäres Liebesleben, weil er die Welt oder zumindest sein Stadtviertel retten muss.
In der neuen Miniserie Stealth, für deren Verständnis man keine früheren Comics dieser Figur kennen muss (ich hatte keinen Schimmer, dass dieser Superheld überhaupt existiert), wird diese Prämisse, so werde ich es zumindest für diese Rezension zurechtlegen, mal etwas anders ausgearbeitet. Wie man bei den Beispielpanels (die ich übrigens rigoros vom Fuß einer Comicseite und den Kopf der darauffolgenden zusammengebastelt habe) sieht, geht es hier um das sensible Thema Altersdemenz.
© 2020 Skybound LLC. All rights reserved.
In solchen Momenten denke ich fast automatisch an depperte Schlagzeilen aus der Bildzeitung (»Darf man einen Comic über Krebs machen?«) oder andere einfallslose Journalisten (auch im Spiegel oder bei Spiegel Online fragt man gern nach, mit welchen Themen sich das Medium Comic befassen »darf«). Aber es geht hier gar nicht um die Dramatik autobiographischer Schicksale, Stealth ist eine glasklare Superheldengeschichte mit jeder Menge Action und Machtfantasien - nur mit einem Twist, der das Ganze gleich viel interessanter macht (aber wer Superhelden mit Hingabe verabscheut, wird so auch nicht auf die Schnelle eine Schwäche für das Genre entwickeln).
Ich habe mich konkret dagegen entschieden, den Twist auch nur im Ansatz auszuplaudern, bin mir aber recht sicher, dass der Handlungsfaden sich mit späteren Heften eher konventioneller entwickeln wird - aber wer häufiger meine Ergüsse liest, wird längst wissen, dass ich Einzelhefte und gute Ansätze zu Beginn neuer Serien auch zu schätzen weiß, wenn das Gesamtkunstwerk vielleicht den Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden kann.
Mal abgesehen davon, dass die Hauptfiguren schwarz sind und man sich bemüht, den Spielort Detroit mit einer gewissen Authentizität zu versehen, ist beispielsweise das Artwork - ungeachtet meiner etwas ungewöhnlichen Panelauswahl - durchaus repräsentativ für andere Superheldengeschichten, nur mit einer erfreulichen Konzentration auf die Menschen statt der Kostüme, wie man es etwa von Zeichnern wie Ramon Rosanas (The Astonishing Ant-Man) oder dem verstorbenen Steve Dillon (Preacher, Hellblazer, Punisher) kennt.
Weil ich aus einer anderen Zeit stamme und beispielsweise auch bei der Art Direction von The Big Bang Theory schnell Augenkrebs bekomme, ist mir einiges bei Stealth deutlich zu knallbunt (wie so oft mit viel Pink und Blautönen Richtung Türkis), aber immerhin frönt man hier nicht dem Trend, die Haare mindestens einer Figur außergewöhnlich knallig zu gestalten.
Ungachtet meiner Lektüreauswahl bin ich kein großer Superhelden-Fan, aber Stealth ist wenigstens interessanter als das Gros des Genres. Für Leser, die gern mal etwas anderes ausprobieren...
Gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 6 (5.2.):
Aggretsuko #1, Ant-Man #1, Backtrack #1, Batman #88, Batman Tales: Once Upon a Crime, Buffy the Vampire Slayer #12, Captain Ginger Season 2 #1, Dark Agnes #1, Immortal Hulk: Great Power #1 (one-shot), Incredibles 2: Slow Burn #1 (of 3), Kill Whitey Donovan #3 (of 5), The Magicians #4 (of 5), Magnificent Ms. Marvel #12, The Man who f#&%ed up Time #1, Marauders #7, Star Wars: Darth Vader #1, True Believers: Iron Man 2020: Pepper Potts #1, Undone by Blood or the Shadow of a Wanted Man #1, Usagi Yojimbo #8, X-Men / Fantastic Four #1 (of 5), Young Justice #13.
*Zitat der Woche: »Diamonds are soooo last week. It's all about polka dots now.«
Gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 7 (12.2.):
Alienated #1, Buffy the Vampire Slayer / Angel: Hellmouth #5 (of 5), The Clock #2 (of 4), Excalibur #7, The Green Lantern Season Two #1, Gwen Stacy #1 (of 5), Harley Quinn & the Birds of Prey #1 (of 4), Hawkeye: Freefall #3, Hawkman #21, James Bond #3, Jessica Jones: Blind Spot #3, Marvels X #2 (of 6), Marvel Tales: Wolverine #1, Napoleon Dynamite Valentine's Day Special (one-shot), Nebula #1 (of 5), Star Trek Year Five Valentine's Day Special, Superman #20*, Superman: Heroes #1, Tartarus #1, X-Force #7**, X-Men #6, Zatanna and the House of Secrets.
*Zitat der Woche: »Who died and made your husband king of the Earth?«
**Bonus-Zitat der Woche: »I'm your snake eyes. I'm the bad luck you wish you could shake off.«
Gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 8 (19.2.):
Bang! #1, Batman #89, Black Widow: Prelude #2 (of 2), Daredevil #18*, DCeased: Unkillables #1 (of 3), Dollar Comics: The Flash Rebirth #1, Dollar Comics: The New Teen Titans #2, Fantastic Four #19, Firefly #14, Ghost-Spider #7, Godkillers #1, Joker: Killer Smile #3 (of 3), Legion of Super-Heroes #4, Marauders #8, Marvel's Voices #1, New Mutants #7, Plunge #1, Teen Titans #39, Wolverine #1**.
*Zitat der Woche: »Turn your phone off. Turn your TV off. Things are about to get messy.«
**Bonus-Zitat der Woche: »Omega Red might be covered in blood...« --- »...but much of it is his own.«
Gesammelte gelesene Neuerscheinungen aus Woche 9 (26.2.):
Amethyst #1, Angel & Spike #9, Basketful of Heads #5*** (of 7), Black Panther #21, Black Terror #5, Dark Ark: After the Flood #3, Dial H for Hero #12 (of 12), Dying is Easy #3, Fantastic Four: Grimm Noir #1** (one-shot), Folklords #4, Giant-Size X-Men: Jean Grey & Emma Frost #1, Hidden Society #1 (of 4), Jessica Jones: Blind Spot #4, Justice League Dark #20, The Kill Lock #3 (of 6), Leviathan Dawn, New Mutants #8, Olympia #4 (of 5), Suicide Squad #3, Swamp Thing Giant #3****, Teen Titans Go! To Camp! #1, True Believers: Iron Man 2020 War Machine #1, Usagi Yojimbo Color Classics #2, X-Force #8, X-Men #7*.
*Zitat der Woche: »I think I need to start a mutant religion.«
**Bonus-Zitat der Woche: »... just don't tell the Hulk ... I don't wanna hurt his feelings.«
***Noch ein Bonus-Zitat: »It's special for me too, Hank.«
****Noch ein Bonus-Zitat: »[...] you of all people should know Constantine is in love with his own voice.«
Für die nächste Ausgabe (Ende Mai) sind anvisiert:
Rezensionen zu Billionaire Island #1 (of 4), Buffy the Vampire Slayer #13, Cable #1, Fantastic Four #20, Fantastic Four: Marvels Snapshot #1 (one-shot), Strange Adventures #1 (of 12), Submariner: Marvels Snapshot #1 (one-shot) und Superman: Villains #1 (one-shot).
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