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Die Geheimnisse
der Spiderwicks
(R: Mark Waters)
Originaltitel: The Spiderwick Chronicles, USA 2008, Buch: Karey Kirkpatrick, David Berenbaum, John Sayles, Lit. Vorlage: Tony DiTerlizzi, Holly Black, Kamera: Caleb Deschanel, Schnitt: Michael Kahn, Musik: James Horner, Production Design: James D. Bissell, Art Direction: Vincent Brabant, David Gaucher, Isabelle Guay, Christa Munro, Jean-Pierre Paquet, Robert Parle, Creature Supervisor: Phil Tippett, mit Freddie Highmore (Jared Grace / Simon Grace), Sarah Bolger (Mallory Grace), Mary-Louise Parker (Helen Grace), Joan Plowright (Aunt Lucinda Spiderwick), David Strathairn (Arthur Spiderwick), Nick Nolte (Mulgarath), Jordy Benattar (Young Lucinda), Andrew McCarthy (Richard Grace), und den Original- / deutschen Stimmen von Seth Rogen / Dennis Schmidt-Foß (Hogsqueal), Martin Short / Michael Pan (Thimbletack), Nick Nolte / Thomas Dannemann (s. o.), 107 bzw. 97 Min., Kinostart: 20. März 2008
Während Science-Fiction-Filme seit 1977 Konjunktur haben, war das Genre "Fantasy" lange Zeit eher Kassengift. Ein Film wie Legend (1985, immerhin von Ridley Scott und mit Tom Cruise in der Hauptrolle) konnte spektakulär floppen und zum Ziel ungezählter Einhornwitze werden. Seit Peter Jacksons Lord of the Rings-Trilogie (seinerzeit von Hollywood auch sehr argwöhnisch betrachtet) und der Harry Potter-Filmreihe (über deren wahrscheinlichen Erfolg Steven Spielberg schon im Vorfeld sagte, es wäre wie eine Milliarden-Überweisung ohne die geringste Herausforderung) sieht das ganz anders aus. Nicht nur Fantasy-Filme (zuletzt etwa Stardust, Enchanted), sondern größtenteils von vornherein als Serien konzipierte Projekte gehören nun zum Hollywood-Standard. Lemony Snicket, Narnia, Shrek, The Golden Compass, Eragon - gerade aktuelle (aber auch mal klassische) Bestseller des Genres (bevorzugt für die ganze Familie geeignet) werden adaptiert, und auch The Spiderwick Chronicles (eine Buchreihe, die aber komplett als Film umgesetzt wurde) ist nicht erst als Verfilmung ein Trittbettfahrer dieser Welle, dass die ersten Bücher erschienen, als die jeweils ersten zwei Filme mit Harry und Frodo noch topaktuell waren, ist sicher kein Zufall.
Für die Verfilmung hat man nun Mark Waters engagiert, der vielleicht nicht jedermann ein Begriff ist, aber mit seinen letzten drei Filmen (zwei Lindsay-Lohan-Vehikel namens Freaky Friday und Mean Girls, sowie die Romantic Comedy Just like Heaven, die einen ganz besonderen Kniff hatte) zeigte er sich auf einem konstanten Unterhaltungsniveau, das nur die wenigsten Regisseure erreichen. The Spiderwick Chronicles hat ebenfalls komödiantische Aspekte, und der 16jährige Freddie Highmore (Finding Neverland, Charlie and the Chocolate Factory, Arthur und die Minimoys, August Rush) könnte im Gegensatz zur nur noch durch andere Dinge auf sich aufmerksam machenden Lindsay Lohan ein wirklicher Filmstar sein. Hier spielt er immerhin nicht nur das nette Kind an der Seite von Johnny Depp, sondern gleich zwei Zwillingsbrüder, deren Schwester (Sarah Bolger aus In America) die Gruppe der in Abenteuer verstrickten Kinder komplettiert. Zwei Jungs und ein Mädchen wie bei Harry Potter, Geschwister wie bei Narnia, manche Konstellationen bieten sich offensichtlich an.
Auch hier entdecken Kinder, die zunächst Teil der uns bekannten Realität sind, eine komplett neue Fantasiewelt mit Wichtelmännchen, Kobolden oder einem Maulwurfstroll. Und als Oberbösewicht gibt es diesmal einen Oger namens Mulgareth (gesprochen und manchmal sogar gespielt von Nick Nolte), der sich mithilfe eines Buches (der titelgebenden Spiderwick Chronicles), in dem der Ur-Ur-Onkel der Kinder (David Straitharn) die Geheimnisse von Feen und anderen Fabelwesen zusammengetragen hatte, am liebsten gleich die gesamte Welt Untertan machen will.
"What happens when Mulgareth gets the book?"
"I die. You die. We all die. Bye-Bye!"
Der Übergang von der realen zur Fantasie-Welt (auch in Bezug auf die Spannungskurve) ist überzeugend, die Fabelwesen wie Thimbletack und Hogsqueal sind gut durchdacht und trotz (oder wegen?) einiger Macken liebenswert, und sogar die realen Familienprobleme wirken nicht aufgesetzt, sondern wie ein echter Teil der Geschichte. Einem Harry-Potter geschultem Zweitklässler sollten die gruseligeren Szenen keine Probleme bereiten. Einige Details sind wie so oft etwas störend (der Maulwurfstroll, der explodierende Ofen, die sehr an Harry Potter erinnernde Musik von James Horner), aber The Spiderwick Chronicles dürfte der bisher überzeugendste Potter-Ripoff sein, einer, dem man den Erfolg auch gönnt. Zum Abschluss noch eines meiner Lieblingszitate von Hogsqueal: "Muss den Menschenjungen finden, muss ihn warnen ... oder ich versteck mich - Guter Plan!"