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New Model Army:
Today Is A Good Day
Attack/Alive
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New Model Army: Today Is A Good Day
Die englische Band, die im nächsten Jahr, ihren bereits 30. Geburtstag feiert, galt vor allem in den frühen 80ern als stilprägend. Ihre Mischung aus Post-Punk, Folk und Indierock fand szeneübergreifend Anhänger. So wundert es nicht, dass später so unterschiedliche Bands wie Skyclad oder Sepultura der Truppe um Mastermind Justin Sullivan Tribut zollte. Während in den letzten Jahren die Band auch weiterhin Marathontouren absolvierte, gelang ihnen auf CD nicht mehr der große Wurf. Doch mit dem elften Studioalbum finden New Model Army auch musikalisch wieder zur Topform zurück. Der Titeltrack „Today is a Good Day“ beginnt mit einem Sample, das den jüngsten Börsencrash an der Wallstreet wiedergibt. Damit startet einer der druckvollsten Songs der Bandgeschichte mit einem pumpenden Bass und einer sägenden Gitarre. Lyrisch spielt nicht nur die Finanzkrise eine Rolle, sondern auch der „Krieg für den Frieden“. Jedoch sind die Metaphern nicht mehr so eindeutig wie zu der Zeit als die Kritik am Falklandkrieg oder an der Regierung Maggie Thatchers auf dem Programm stand. Nach der heftigen und gelungenen Eröffnung folgt mit „Autumn“ die erste Single und der absolute Höhepunkt des Albums. „Autumn“ besitzt das Potential die bisherigen Bandhymnen „Vagabonds“ oder „The World“ abzulösen. Der bittersüße Track stellt einen Hymnus an die Vergänglichkeit dar. „Everything is beautiful, cause everything is dying“. Ebenso schnell ins Ohr geht „Peace is only“. Und damit wird schnell deutlich, dass New Model Army ein Album kreierten, das nicht nur eine Vielzahl als Ohrwürmern besitzt, sondern mittlerweile auch lyrisch zu einer Reife gefunden hat, die die Plakativität vergangener Zeiten vergessen macht.
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Alan Vega, Stephen Burroughs,
Sunn O))), Pan Sonic: Che
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Alan Vega, Stephen Burroughs, Sunn O))), Pan Sonic: Che
Der Boss hat es vorgemacht. Im Herbst letzten Jahres veröffentlichte Bruce Springsteen eine EP anlässlich des 70. Geburtstags von Alan Vega. Vega und Martin Rev firmierten in den 70ern und frühen 80ern als Suicide und galten als Vorreiter des No Wave. Ihre verstörenden Live-Performances mit deprimierenden Synthesizerklängen und ebenso so düsteren, aber poetischen Texten, die von den Schattenseiten Amerikas handelten, irritierten selbst damalige Stürmer & Dränger wie Sonic Youth. Wer Alan Vega letztes Jahr auf Tour erlebte, war noch immer gefesselt von der hypnotischen Aura und den auch anno 2008 Klängen fernab bisheriger Rezeptionsästhetik. Einen Eindruck davon liefert der erste Track der Scheibe, ein Livemitschnitt von „Thirteen Crosses“ vom letzten Album „Station“ (2007): nervös arrangiert, bei gleichzeitig reduzierten Beats. Eine echte Herausforderung. Ganz anders hingegen Stephen Burroughs Bearbeitung des ursprünglich 1983 erschienenen Songs „Goodbye Darling“, die zu einem melancholischen Singer / Songwriter-Stück avanciert. Aber was für einem! Burroughs dürfte einem breiteren Publikum als Mitglied der Alternative-Rock-Pioniere „Head of David“ in Erinnerung geblieben sein. Seit der Auflösung 1991 stellt „Goodbye Darling“ seine erste Rückkehr ins Gefilde der Plattenaufnahmen dar. Die Drei-Track-EP wird durch die ungewöhnliche Kollaboration zwischen Sunn O))) und Pan Sonic komplettiert. Drone Metal trifft auf experimentelle Elektroklänge. Die Lyrics der Suicide-Coverversion stammen von Ex-Earth-Bassist Joe Preston, folglich jener Band wegen der sich Sunn O))) einst gründeten. Vom Sound her hätte „Che“ auch gut auf Sunn O)))s letztes Album „Monoliths & Dimensions“ gepasst. Getragen und episch. Perfekter Abschluss eines absolut gelungenen Geburtstagsgeschenks für Alan Vega.
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Codes in the Clouds:
Paper Canyon
Erased Tapes
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Codes in the Clouds: Paper Canyon
In nur fünf Tagen spielte die britische Post-Rock-Formation ihr Debütalbum ein, das Justin Lockey (u.a. Bloc Party) produzierte. Nach einem Schnellschuss klingen die sechs instrumentalen Tracks jedoch nicht. Im Gegenteil, es entstand ein – wenn man an den Albumtitel anknüpft – vielschichtiges Klang-Gebirge, dessen Gipfel und Täler zwar schon Referenzgrößen wie Godspeed You Black Emperor! oder pg.lost erklommen bzw. durchschritten wurden. Auf ausgetrampelten Pfaden wandelt das Quintett jedoch nicht. Flächige Arrangements bereiten auf wiederkehrende emotionale Höhepunkte vor. Auf den Schatten der steilen Bergwände folgen kitzelnde Sonnenstrahlen. Wobei die Wärme deutlich überwiegt. Ein völlig unverkopftes Wohlfühl-Album für graue Herbst- und Wintertage.
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Haito Göpfrich: Fiat Lux
Boxer/Rough Trade
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Haito Göpfrich: Fiat Lux
Die Zeiten, als sich elektronische Tanzmusik aus Berlin wie geschnitten Brot verkaufte, sind vorüber. Die Szene hat sich „konsolidiert“, wie es nüchtern neudeutsch heißt. Um so deutlicher stechen die Perlen hervor. Haito darf sich locker zu diesen zählen. Vor mehr als 20 Jahren fixten ihn die DJ-Sets der späteren Kölner Whirlpool-Größen Hans Nieswandt und Eric D. Clarke an. Nach jener Initialzündung in Konstanz erfolgten mehrere klangliche Metamorphosen in den letzten Jahren, so dass ihn sein Label inzwischen als den Dr. Mabuse der deutschen Tanzmusik anpreist. In der Tat fällt es schwer, auf seinem Debütalbum hinter die Masken zu blicken. Zu vielfältig scheinen die Einflüsse, die Klangästhetik. Aber vielleicht erblicken wir damit genau das Gesicht Haitos, der in mehr als zwei Jahrzehnten lernte, lässig Stile zu mischen, unterschiedliche Klangebenen zu verweben, ohne damit „eklektisch“ (sprich: beliebig) zu werden. Zwischen gut gelaunter, regelrecht beschwingter Lässigkeit tauchen ebenso nörgelnde Untertöne auf („Drugpeople“) wie auch der Mut zum großen Gefühl („The Need to Believe“). Bei letzterem Track tritt Haitos Idol Eric D. Clarke ans Mikrophon. Sehr runde, ebenso leicht zu erschließende wie auch facettenreiche Platte.
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The Bloody Beetroots:
Romborama
Cooperative/Universal
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The Bloody Beetroots: Romborama
Wer in den 80ern aufwuchs und notgedrungen mitbekam, dass ein Trend namens Italo-Disco existierte, wünschte sich nichts mehr, als nie die Clubs zu Gesicht zu bekommen, in denen DJs mit Schokoriegel unter der Nase diese als Dancefloor getarnte Schlager-Sauce auflegten. Der neue Italo-Rave um Acts wie Crookers dreht die Sehnsucht um. Nach zahlreichen Remix-Projekten und EPs legen die italienischen Bloody Beetroots endlich ihr Debüt vor. Und was für eins! Der Opener „Romborama“ wie auch das mit den The Cool Kids eingespielte „Awesome“ erweisen sich als echte Hits. The Bloody Beetroots verbinden gekonnt Elektro mit HipHop und funkigen Elementen. Aufgelockert mit Streichern, gelingt ihnen, die Aufeinanderfolge von krachigen Abgehnummern dramaturgisch spannungsreicher zu gestalten. Auch wenn manche Songs durch bisherige Veröffentlichungen bekannt sind, bleibt der Eindruck der positive Eindruck, der Italo-Disco wirklich vergessen macht.
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Die Weiße Rose:
A Martyrium of Roses
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Die Weiße Rose: A Martyrium of Roses
Das dänische Neofolk- / Ambient-Projekt Thomas Bøjdens fiel bisher vor allem durch seine Live-Präsenz auf. Das Debüt-Album setzt die Klangästhetik der Konzerte fort: düstere Keyboardflächen, dezentes Piano-Spiel und martialische Militärtrommeln. Das Soundgewand geht somit zurück zu den Wurzeln des Genres und präsentiert statt Erweiterung der Facetten eine gewollte Reduktion. Nur inhaltlich hebt sich die Formation aus dem Szene-Einheitsbrei heraus, indem nicht nur im Namen eine Verbeugung vor den Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime vollzogen wird, die sich auch im Eröffnungstrack wiederfindet. Das beklemmende Stück begleiten Film-Samples aus „Sophie Scholl“, die die Verurteilung der Gruppe beschreiben. Jedoch macht es „Die Weiße Rose“ seinen Zuhörern nicht leicht. Denn auch der Missbrauch der Begriffe wie „Heroismus“ und „Freiheit“ wird kritisch hinterfragt. So sieht sich der Hörer zum Ende der Platte mit Samples aus „Radio Werwolf“ konfrontiert, in dem die „Helden“ und „Freiheitskämpfer“ beschworen werden, sich in die letzte Schlacht für das Deutsche Reich zu werfen. Zahlreiche der Lyrics entstammen Goethe, Nietzsche und Hesse. Gerade letzteres „Seltsam im Nebel zu wandern / Kein Mensch kennt den anderen“ zieht sich als Motiv durch die Platte. Diese (gerade durch Diktaturen) forcierte Isolation des Einzelnen zwingt ihn zu seiner Positionierung. Keine leichte Kost für nebenbei, aber ein interessanter Versuch eines ambivalenten Klangerlebnisses.
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